# taz.de -- Hansaplatz-Kneipe: Fehl am Platz | |
> Der Hansaplatz soll belebt sein, da passen nicht alle Kneipen ins Bild, | |
> findet der Bezirk Mitte und verweigert dem "Hansa-Treff" die | |
> Außenbewirtschaftung. | |
Bild: Bekommt keine Erlaubnis für Außengastronomie: der "Hansa-Treff". | |
"Stoppt die Ausländerdiskriminierung am Hansaplatz", steht auf einem der | |
Schilder, die Gastwirt Mehmet Simsit an den Fenstern des "Hansa-Treffs" am | |
Hansaplatz 6 angebracht hat. Es ist 18 Uhr und der Laden ist gut gefüllt. | |
"Wir haben hier ein gemischtes Publikum", sagt Simsit. Längst stehen die | |
Sonnenschirme parat. Doch das Bezirksamt Mitte hat Simsit für seinen Plan | |
einer Sommerterrasse eine Absage erteilt. | |
Seit 39 Jahren, die er nun in Hamburg lebt, sei das das erste Mal, dass er | |
sich wegen seiner türkischen Herkunft diskriminiert fühle, sagt Simsit. | |
Anderen ausländischen Ladenbetreibern wurden die Mietverträge nicht | |
verlängert. "Doch bei mir kommen sie damit nicht durch, weil mein Vermieter | |
mein Landsmann ist und zu mir hält", so der Gastwirt. "Und weil die mich | |
nicht wegbekommen, schikanieren sie mich nun so." | |
Eigentlich ist eine Belebung des neu gestalteten und verkehrsberuhigten | |
Hansaplatzes durch Außengastronomie vom Bezirk ausdrücklich erwünscht. Im | |
rasanten Aufwertungsprozess des hinter dem Bahnhof gelegenen Viertels | |
passen für den Bezirk aber offenbar nicht alle Bewohner, Gewerbetreibende | |
und Besucher des Viertels gleichermaßen ins gewünschte Straßenbild. | |
"Es gibt keinen Anspruch auf die Erlaubnis, öffentliche Wege für den | |
Außenausschank zu nutzen", begründet der Pressesprecher des Bezirksamts | |
Mitte, Lars Schmidt-von Koss die Entscheidung. Es habe beim Hansa-Treff | |
schon in den Innenräumen einige Beschwerden der Anwohner wegen | |
Lärmbelästigung gegeben. Und wenn die Betreiber sich schon drinnen nicht an | |
Auflagen halten, müsse man natürlich zweimal überlegen, ob der Betrieb | |
einer Sommerterrasse genehmigt werden kann, so Schmidt-von Koss. "Außerdem | |
wissen wir von der Polizei, dass sich in den Räumen Milieu-bekannte | |
Personen aufhalten." | |
Die Begründung, es sei wegen Lärm zu Beschwerden der Anwohner gekommen, | |
hält Simsits Anwalt, Axel Max, für ziemlich dünn. Es sei kein konkreter | |
Vorfall zur Begründung angeführt worden. Der Anwalt glaubt, dass man die | |
Kneipe seines Mandanten loswerden und ihm wirtschaftlich schaden wolle. | |
Gerade im Vorzeigehaus der Gentrifizierung am Hansaplatz 6 spitzt sich der | |
Konflikt um die Nutzung des Platzes zu. Die Bewohner haben an ihrer Haustür | |
ein Schild angebracht, mit dem Hinweis, dass Aufenthalt und Alkoholkonsum | |
im Eingangsbereich nicht gestattet seien. Simsit sagt, dass Anwohner von | |
ihm gefordert hätten, Transsexuellen ein Hausverbot zu erteilen und es sei | |
ihm vorgeworfen worden, dass sich um den Hansa-Treff Alkoholiker versammeln | |
würden. "Aber es ist doch diskriminierend, die Leute, die hier überall | |
sind, rauszuschmeißen, wenn die sich anständig benehmen." | |
Der Protest des Kneipenwirts kommt bei vielen Passanten gut an. "Manche | |
kommen extra wegen der Schilder in den Laden", sagt Simsit. Die | |
Aufwertungsbestrebungen am Hansaplatz stoßen bei ihm auf Unverständnis. | |
"Wenn die Leute es ruhig haben wollen wie in Blankenese, dann müssen sie | |
nach Blankenese ziehen." Wer dagegen nach St. Georg komme, der wisse doch, | |
wo er hinzieht. Es könne doch nicht sein, dass man Wohnungen erst günstig | |
kauft und dann Schickimicki haben will. | |
Gegen den Ablehnungsbescheid des Bezirksamts Mitte will Anwalt Max nun erst | |
einmal Widerspruch einlegen. | |
10 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Lena Kaiser | |
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