# taz.de -- Birmas Oppositionsführerin: Suu Kyi auf Stippvisite | |
> Auf der ersten politischen Reise seit ihrer Freilassung ruft Birmas | |
> Oppositionsführerin zur nationalen Einheit auf. Ihr eintägiger Kurztrip | |
> gilt als Test für ihre Freiheit. | |
Bild: Erst vor wenigen Wochen hatte die Regierung ihr gedroht: Birmas Oppositio… | |
BANGKOK taz | Ihre erste politische Reise seit ihrer Entlassung aus dem | |
Hausarrest Mitte November ist friedlich verlaufen. Birmas | |
Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi rief am Sonntag in der Region Bago | |
etwa 80 Kilometer nördlich von der früheren Hauptstadt Rangun zum | |
Zusammenhalt auf. "Nur so können wir unser Land voranbringen", sagte die | |
Friedensnobelpreisträgerin, die eine Pagode besuchte und zwei Büchereien zu | |
ihren Ehren eröffnete. | |
Die Reise war bewusst auf einen einzigen Tag angelegt. Sie galt als Test | |
dafür, inwieweit Suu Kyi ihre neu gewonnene Freiheit auskosten kann. | |
Zuletzt war sie im Mai 2003 bei einem Trip durch den Norden Birmas | |
verhaftet worden. Es ist erst wenige Wochen her, dass Birmas neue Regierung | |
Suu Kyi mit Konsequenzen gedroht hatte, sollte diese ihre Reisen wieder | |
aufnehmen und um Unterstützung ihrer Anhänger werben. Die Regierung ist | |
seit Ende März im Amt. | |
Doch kurz darauf gaben sich die Autoritäten den Anschein, man lasse | |
gegenüber der Opposition Milde walten. In einer seltenen Pressekonferenz | |
hatte Informationsminister Kyaw Hsan vor ein paar Tagen erklärt, dass sich | |
Suu Kyis "Nationale Liga für Demokratie" (NLD) als Partei registrieren | |
lassen solle, wenn sie sich an der Politik des Landes beteiligen wolle. | |
Doch es war das frühere Militärregime, das dafür sorgte, dass sich die neue | |
Regierung überwiegend aus Exgenerälen und Juntavertrauten zusammensetzt, | |
und das vor den umstrittenen Parlamentswahlen im November 2010 für die | |
Zwangsauflösung der NLD verantwortlich war. Die NLD hatte zum Wahlboykott | |
aufgerufen. | |
Auch ist zweifelhaft, ob ein weiterer Versuch der Annäherung zwischen | |
Opposition und Regierung langfristig Ergebnisse bringt. Kurz vor ihrer | |
Reise traf Suu Kyi zweimal mit Arbeitsminister Aung Kyi zusammen, mit dem | |
sie offenbar die Bedingungen für die Stippvisite ausgehandelt hatte. Den | |
Arbeitsminister kennt Suu Kyi seit Jahren: Nach der blutigen | |
Niederschlagung der von Mönchen angeführten friedlichen Proteste im | |
September 2007 hatte die Junta Aung Kyi als "Verbindungsmann" eingesetzt. | |
Damit sollte der internationalen Gemeinschaft suggeriert werden, das Regime | |
beginne einen Dialog mit der Opposition. | |
Offensichtlich ist auch die jetzige Regierung um ein weltoffenes Image | |
bemüht. Demnächst soll entschieden werden, ob Birma als Mitglied des | |
Südostasiatischen Staatenbundes Asean 2014 den Vorsitz übernehmen darf. | |
Dies wird aber nur der Fall sein, wenn Beobachter dem Land deutliche | |
Fortschritte bei der Demokratisierung bescheinigen können. | |
Davon ist aber nichts zu spüren. Dissidenten beklagen anhaltende | |
Unterdrückung, Vergewaltigungen und Morde vor allem in den von ethnischen | |
Minderheiten bewohnten Konfliktregionen im Norden und Osten Birmas. "Statt | |
den konstruktiven Dialog mit ethnischen Gruppierungen zu suchen, haben | |
Regierungstruppen die Angriffe verstärkt", kritisiert Khin Ohmar von der | |
Organisation "Burma Partnership". Mindestens zwei der langjährigen | |
Waffenstillstandsabkommen mit Rebellenarmeen der Shan- und | |
Kachin-Minderheiten wurden gebrochen. Seit den Wahlen vor neun Monaten | |
waren wegen erneuter Kämpfe mehrere zehntausend Menschen nach Thailand oder | |
Richtung chinesische Grenze geflohen. | |
14 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Nicola Glass | |
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