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# taz.de -- Online-Werbung: Der Track-App-Nepp
> Mit sogenannten Supercookies ist es möglich, auch jene PC-Nutzer durchs
> Web zu verfolgen, die sich verstecken wollen. Auf Smartphones ist die
> Gefahr noch größer.
Bild: Typisch: Erst krümeln Kekse (engl. Cookies) und dann findet sich in der …
Werbung, die direkt auf einzelne Nutzer zugeschnitten ist, verbreitet sich
immer mehr; kaum eine Media-Agentur kommt mehr ohne diese Reklameform aus.
Da aber auch immer mehr User nicht wollen, dass die Internet- und
Werbekonzerne sie durch das halbe Web verfolgen, werden auch die Methoden,
Nutzer zu "tracken", immer ausgefeilter.
Wer beispielsweise die von Online-Angeboten auf den Rechner geschriebenen
Datenkrümel, die sogenannten Cookies, löscht, wähnt sich gegenüber Tracking
sicher. Ebenso fühlen sich jene, die den in vielen Browsern verfügbaren
Privatsphären-Modus einsetzen. Doch leider gilt: Problem erkannt, Problem
noch lange nicht gebannt.
Forscher der Stanford University und der University of California in
Berkeley [1][haben jüngst demonstriert,] wie das Microsoft-Portal MSN oder
der Videodienst Hulu mit sogenannten Supercookies arbeiten. Das sind
Datenkrümel, die Nutzer (beziehungsweise ihre Browser) eindeutig zuordnen,
aber kaum loszuwerden sind. Werden sie von den Nutzern einmal gelöscht,
tauchen sie beim nächsten Besuch einer Website wieder auf.
Die Firmen bedienen sich dabei verschiedener Methoden. So werden eindeutige
IDs in sogenannte Flash-Cookies gesteckt. Flash, eine Multimedia-Technik,
mit der Online-Spiele oder Videos von YouTube und Co. im Browser
dargestellt werden, besitzt einen eigenen Speicherbereich auf der
Festplatte, der sich durch die Standardfunktionen im Browser nicht löschen
lässt. Viele Nutzer wissen das nicht und so feiern die
Identifikationsnummern fröhlich Auferstehung. Erst seit kurzem hat
Flash-Hersteller Adobe das Löschen [2][etwas vereinfacht.]
## Problem Flash
Nicht nur Flash-Cookies sind das Problem. Die Forscher in Berkeley fanden
heraus, dass Kissmetrics, ein Anbieter von Web-Analysesystemen, seine ID
mittels der neuen HTML5-Technik tief im Browser ablegt. Auch hier gibt es
keinen Schalter, mit dem sich die Datenkrümel löschen ließen - man muss
schon den Zwischenspeicher (Cache) leeren, was unter Umständen auch andere,
liebgewonnene Browser-Daten verschwinden lässt.
Während man sich auf dem PC mit Mühe und Wissen dem Tracking noch
widersetzen kann, wird das im stetig wachsenden mobilen Internet immer
schwieriger. Jedes moderne Handy und jeder Tablet-Computer, sei es nun ein
Gerät mit Googles Android-Betriebssystem oder Apples iOS, besitzt eine
eigene Identifikationsnummer, die sogenannte UDID (Unique Device
Identifier).
Diese Zahl, in einem Binärcode abgefasst, ist weltweit eindeutig und kann
von jedem Programm, das man auf den Geräten installiert, gegebenenfalls
ausgelesen werden. So ist es beispielsweise möglich, die Verwendung
mehrerer Apps des gleichen Herstellers zu tracken - vielleicht interessiert
sich Person X für Sportspiele und gleichzeitig für die Software eines
Autoherstellers und eine medizinische App. Oder Entwickler geben die UDID
gleich an Werbetreibende und Mediaagenturen weiter, die in den Anwendungen
Reklame schalten, damit diese kostenlos angeboten werden können.
## Apple reagiert, wenn auch spät
So müssen die Apps nicht einmal vom gleichen Hersteller sein, um
nachzuverfolgen, was ein Nutzer so alles auf seinem Handy treibt.
Sogenannte interessensbasierte Werbung wird möglich, die sich an den
Vorlieben des Users ausrichtet oder die Verknüpfung mit Daten aus Umfragen.
Da muss man nicht einmal mehr seinen Namen eingeben: Die Breite der
erfassten Informationen samt der Zuordnung via UDID ist das ultimative
Nutzertracking.
Da die Weitergabe der UDID bislang kaum gekennzeichnet ist und in der
Standardeinstellung auch nicht vom Nutzer bestätigt werden muss, können
Interessierte fleißig weiter Daten sammeln. Immerhin hat Apple in dieser
Woche gegenüber seinen Entwicklern angekündigt, dass das Auslesen der UDID
in der nächsten Version von iOS offiziell auslaufen soll, die Technik werde
von nun an "abgelehnt".
Das passiert zunächst nur schrittweise und soll mit der fünften Version
seines Betriebssystems , die im Herbst erscheint - bis dahin haben alle
Entwickler und ihre Werbetreibenden noch genug Zeit, weiter fleißig
Identifikationsnummern zu horten. Auch dürfen sie nach wie vor eigene IDs
auf die Geräte schreiben, die die Nutzer nicht löschen können.
23 Aug 2011
## LINKS
[1] http://online.wsj.com/article/SB10001424053111903480904576508382675931492.h…
[2] http://www.theregister.co.uk/2011/05/16/new_flash_player_makes_it_easier_to…
## AUTOREN
Ben Schwan
## TAGS
Schwerpunkt Überwachung
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