# taz.de -- Flash für mobile Geräte: Groß, schwerfällig und voller Fehler | |
> Adobe Flash gehört bis heute zu den meist installierten und teilweise | |
> auch meist gehassten Programmen. Jetzt naht das Ende der Software. | |
Bild: Potz Blitz – das Ende von Flash naht. | |
Es ist der Anfang vom Ende. "Wir werden den Flash Player für mobile Geräte | |
nicht länger entwickeln", kündigt Adobe am Mittwoch in [1][einem | |
Blogeintrag] an. Stattdessen werde sich der Software-Konzern künftig um den | |
Webstandard HTML5 kümmern, der in den letzten Jahren von immer mehr Geräten | |
unterstützt wird. | |
Das Browser-Plugin gehört bis heute zu den meist installierten und | |
teilweise meist gehassten Programmen auf PCs – egal ob privat oder im | |
Firmen. Ohne Flash funktioniert auch heute vieles im Netz nicht: ob man | |
sich online einen BMW zusammenstellen, eine Webcam betrachten oder Mal eben | |
in den Internetstream eines Radiosenders reinhören will. | |
Seit den 90ern hatte der Hersteller Macromedia seine Programme erfolgreich | |
als zunächst schicke und später unverzichtbare Multimedia-Erweiterung für | |
Webbrowser vermarktet. | |
Spätestens mit dem Aufstieg der Video-Plattform YouTube hatte Flash seinen | |
Höhepunkt erreicht. Keine andere Technik schaffte es, Filme so schnell und | |
problemlos über das Internet auf den Bildschirm zu bringen. Statt Filme | |
erst herunterzuladen und dann anzusehen, konnte man sie einfach im Browser | |
betrachten. | |
Fortan gab es Flash überall. Und Hersteller Macromedia achtete darauf, dass | |
das Programm auf allen Plattformen lief, egal ob Windows, MacOS oder Linux, | |
egal ob Internet Explorer, Firefox oder Apple Safari. Sogar für die | |
Spielekonsole Wii wurde eigens ein Flash-Player portiert. | |
## Unsicher, träge, überall | |
Allzu beliebt war das Programm nie: Auf dem Mac war es für Programmfehler | |
berühmt. Vielsurfer lernten Bannerwerbung mit Flash zu hassen, da die | |
aufmerksamkeitsheischende Werbeindustrie nicht davor zurückschreckte | |
nervige Sounds in die Werbung zu integrieren. Doch nicht einmal | |
grassierende Sicherheitslücken in dem Flash-PlugIn konnten den Siegeszug | |
stoppen. | |
Google integrierte gar Flash in seinen Browser Chrome, damit die Nutzer | |
nicht mehr veraltete Versionen des Programms nutzten. Eine Goldgrube für | |
den Hersteller: Macromedia verdiente nicht nur mit jeder Webseite, die | |
Flash-Videos einband, sondern auch an den Programmen, mit denen Webdesigner | |
die Flash-Animationen erstellten. | |
Neue Geschäfte erhoffte sich Adobe nach der Übernahme von Macromedia im | |
Jahr 2005 von der aufkommenden Mobiltechnik. Denn was Apple in Apps | |
verpackte, gab es schon ansatzweise in Flash: Tausende Browser-Spiele, | |
Mini-Programme – Adobe startete sogar ein Online-Office-Paket mit | |
Textverarbeitung auf Flashbasis. | |
Das Problem: Flash hatte in zehn Jahren viel Fett angesetzt. Während PCs | |
dank des Fortschritts der PC- und Notebook-Hardware kein großes Problem | |
hatten, die immer auswändigeren Flash-Anwendungen auszuführen, ist es für | |
die wesentlich schwächer bestückten Smartphones und Tablets nicht einfach | |
mit der Plattform zurecht zu kommen. | |
Ausgerechnet Steve Jobs war es, der die Vormachtstellung der proprietären | |
Technik durchbrach. "Wir glauben, dass eine mobile Version von Flash | |
irgendwann veröffentlicht wird, aber wir sind froh nicht darauf gewartet zu | |
haben", schrieb Jobs in einem [2][offenen Brief] und setzte nach: "Wer weiß | |
schon, wie gut das Ergebnis funktionieren wird?" | |
Als Adobe dann endlich lieferte, bestätigten sich die Vorbehalte Jobs: | |
Flash auf mobilen Geräten war groß, schwerfällig und fehlerbehaftet. Gut | |
genug, um unterwegs mal eben eine Flash-Anwendung auszuführen, aber viel zu | |
träge um die Technik noch als Fortschritt zu sehen, vielmehr ein | |
Rückbleibsel aus vergangener Zeit. | |
## Zu spät für Flash | |
Dass auch Tablets immer rechenstärker werden, macht sich zwar bemerkbar: | |
Kaum ein Android-Tablet verzichtet heute auf den Zusatz, dass | |
selbstverständlich auch Flash auf dem Produkt läuft. Schließlich ist es ein | |
Alleinstellungsmerkmal, das das mächtige iPad nicht zu bieten hat. | |
Doch zu langsam, zu spät: Flash spielt heute nicht mehr die große Rolle wie | |
vor drei Jahren. Immer mehr Anbieter steigen auf die offene HTML5-Technik | |
um, die ebenfalls Videostreams oder kleine Programme erlaubt. Schlecht für | |
Adobe, aber keine desaströse Nachricht: Das Unternehmen wird weiter mit der | |
Software verdienen, die in Zukunft vor allem HTML5-Anwendungen erzeugen | |
soll. | |
Obwohl kaum ein Beobachter daran zweifelt, dass das Ende von Flash | |
angebrochen ist – es wird kein schnelles Ende sein. Der Flash-Player für | |
PCs und Notebooks wird auch weiterhin gepflegt, auch weiterhin werden viele | |
Webseiten Flash-Navigationen einsetzen. Nach und nach wird die Technik aber | |
aus dem Bewusstsein des Webs verschwinden – wie einst der RealPlayer, | |
Geocities oder der Internet Explorer 6. | |
11 Nov 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://blogs.adobe.com/flashplatform/2011/11/flash-to-focus-on-pc-browsing-… | |
[2] http://www.apple.com/hotnews/thoughts-on-flash/ | |
## AUTOREN | |
Torsten Kleinz | |
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