| # taz.de -- Bilkay Öney im Stuttgarter Kabinett: Ministerin für Fettnäpfchen | |
| > Die SPD-Integrationsministerin Bilkay Öney sorgt mit steilen Thesen über | |
| > Türken in Deutschland für Unmut. Doch ihre Partei lobt die große | |
| > Kompetenz und Ehrlichkeit. | |
| Bild: Warum nicht die eigene Behörde auflösen? Ministerin Bilkay Öney. | |
| STUTTGART taz | Erst war es der baden-württembergische Verkehrsminister. | |
| Mit einigen ungeschickten Aussagen in den Medien hatte sich Winfried | |
| Hermann (Grüne) gleich zu Beginn seiner Amtszeit laute Kritik eingehandelt. | |
| Nun tut es ihm seine Kabinettskollegin, die Integrationsministerin Bilkay | |
| Öney (SPD), gleich und betreibt eine öffentliche Selbstdemontage. | |
| "Die Türken gucken fünfmal mehr Fernsehen als die Deutschen" - dies ist | |
| eine der Aussagen, mit denen Öney zuletzt in der Welt am Sonntag aufhorchen | |
| ließ. Was sie als wissenschaftlich erwiesen ansieht, erzürnt | |
| Migrantenverbände. "Die Ministerin glänzt nicht nur durch Unkenntnis über | |
| die Migrations- und Integrationsthematik, sondern tritt ebenfalls mit einem | |
| Türken-Bashing in die populistischen Fußstapfen bekannter Personen in ihrer | |
| Partei", erklärte der stellvertretende Bundesvorsitzende der Türkischen | |
| Gemeinde in Deutschland, Hilmi Kaya Turan, mit Verweis auf den früheren | |
| Berliner Senator Thilo Sarrazin. Öney müsse sich fragen, wofür sie | |
| Ministerin geworden sei. | |
| Dem türkischen Botschafter soll sie kürzlich gesagt haben: "Je mehr Türken | |
| wir im Lande haben, desto mehr Unruhe haben wir." Zudem soll Öney der | |
| Zeitung gegenüber von einem 11-Punkte-Plan gesprochen haben. Später musste | |
| ihr Sprecher einräumen, dass dieser bislang nur im Kopf der Ministerin | |
| existiere, aber nicht auf dem Papier. | |
| ## Die Opposition frohlockt | |
| Doch nicht nur inhaltlich hinterlässt Öney damit einige Fragezeichen. | |
| Darüber hinaus stellte sie auch ihr eigenes Amt in Frage. "Hätten die mich | |
| gefragt, hätte ich von einem Integrationsministerium abgeraten - und es als | |
| Querschnittsaufgabe im Staatsministerium angeordnet", zitiert sie die Welt | |
| am Sonntag. | |
| "Da sie sich selbst für überflüssig hält, sollte ihr Ressort - ihrem | |
| Vorschlag entsprechend - in das Staatsministerium integriert werden", | |
| frohlockte CDU-Landeschef Thomas Strobl. "Dann müsste die neue grün-rote | |
| Landesregierung auch den Personalapparat nicht so dramatisch aufblähen." | |
| Sein Parteikollege und Fraktionschef im Landtag, Peter Hauk, legte noch | |
| eins drauf. "Frau Öney ist nicht ministrabel", sagte er. Ministerpräsident | |
| Winfried Kretschmann (Grüne) und seine Vize Nils Schmid (SPD) müssten | |
| deutlich erklären, wie lange sie sich noch von dieser "eklatanten | |
| Fehlbesetzung" in eine peinliche Situation nach der anderen bringen lassen | |
| wollten. | |
| Öney verteidigte sich mit der Aussage, die Zitate seien nicht abgesprochen | |
| gewesen und teilweise auch schon älter. SPD-Landeschef Nils Schmid, der | |
| Öney von Berlin nach Stuttgart geholt hatte, hält die Diskussion für | |
| übertrieben. "Wir haben sie deshalb nach Baden-Württemberg geholt, weil sie | |
| das Thema direkt und ehrlich diskutiert", sagte er der taz. Das tue dem | |
| Thema gut. "Ich sehe bei ihr eine große inhaltliche Kompetenz." | |
| Entsprechend wies Schmid auch die Forderung der Türkischen Gemeinde nach | |
| einer Distanzierung der SPD zurück. "Ich springe nicht über jedes | |
| Stöckchen, das mir hingehalten wird." | |
| 23 Aug 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Nadine Michel | |
| ## TAGS | |
| Integration | |
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