# taz.de -- Krieg in Libyen: Kein Ende der Kämpfe in Sicht | |
> In Tripolis toben Gefechte um den Flughafen. Im Westen Libyens | |
> attackieren Gaddafis Truppen die Stadt Suara. Und Südafrika sperrt sich | |
> gegen die Freigabe eingefrorener Gelder an die Rebellen. | |
Bild: Ein Rebellen-Kämpfer auf der Suche nach Angehörigen Gaddafis in Tripoli… | |
TRIPOLIS afp | In Libyen ist ein Ende der Kämpfe zwischen Rebellen und | |
Anhängern des untergetauchten Machthabers Muammar el Gaddafi noch nicht in | |
Sicht. In der Hauptstadt Tripolis gingen am Mittwoch die Gefechte um den | |
Flughafen sowie das Stadtviertel Abu Slim weiter, während Gaddafi-treue | |
Kämpfer im Westen des Landes die Stadt Suara attackierten. Im | |
UN-Sicherheitsrat sperrte sich Südafrika gegen die Freigabe eingefrorener | |
libyscher Gelder. | |
Nach Rebellen-Angaben befinden sich "90 bis 95 Prozent" Libyens in der Hand | |
der Aufständischen. Dennoch leisten Gaddafis Truppen weiter Widerstand. Sie | |
hätten Suara umstellt, sagte der Koordinator der militärischen Aktionen der | |
Rebellen in der Region Senten, Abdu Salem. "Die Rebellen haben seit drei | |
Tagen die Kontrolle über das Zentrum von Suara." Seitdem werde die Stadt | |
bombardiert. An der östlichen Front stießen die Rebellen nach eigenen | |
Angaben auf unerwartet großen Widerstand, was den Vormarsch auf Gaddafis | |
Heimatstadt Sirte erschwerte. | |
In Tripolis, wo weiter Schüsse zu hören waren, ließen Gaddafis Soldaten | |
rund 30 im Hotel Rixos festgehaltene ausländische Journalisten frei und | |
gaben das Hotel kampflos auf. Etwa zeitgleich wurden auf dem Weg von | |
Sawijah nach Tripolis vier italienische Journalisten entführt. Der | |
Nachrichtenagentur Ansa zufolge hielten regierungstreue Soldaten den Wagen | |
der Journalisten an und töteten den Fahrer. | |
## 10.000 fliehen nach Tunesien | |
In Doha berieten Vertreter der Libyen-Kontaktgruppe über eine Freigabe | |
eingefrorener Gelder der libyschen Regierung. Die Rebellen forderten die | |
Freigabe von fünf Milliarden Dollar (rund 3,5 Milliarden Euro) für | |
humanitäre Zwecke. An der Sitzung im Emirat Katar nahmen unter anderem | |
Vertreter Deutschlands, der USA, Frankreichs, Großbritanniens, Italiens und | |
der Türkei teil. Für Donnerstag war ein weiteres Treffen der Gruppe in | |
Istanbul geplant, zu dem nach Angaben aus türkischen Diplomatenkreisen auch | |
der Regierungschef der Rebellen, Mahmud Dschibril, erwartet wurde. | |
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy will am 1. September in Paris eine | |
Konferenz der "Freunde Libyens" zur Zukunft des nordafrikanischen Landes | |
abhalten. | |
Am Mittwochabend diskutierte der UN-Sicherheitsrat in New York über einen | |
US-Vorschlag zur Freigabe eingefrorener libyscher Gelder zugunsten der | |
Rebellen. Der südafrikanische UN-Botschafter Baso Sangqu forderte, zunächst | |
die Entscheidung der Afrikanischen Union über eine Anerkennung des | |
Nationalen Übergangsrates der libyschen Rebellen abzuwarten. Die AU werde | |
dazu bereits am Donnerstag zusammenkommen. | |
Die USA wollen von der UNO die Zustimmung zur Freigabe von 1,5 Milliarden | |
Dollar libyscher Gelder erhalten, die durch eine UN-Resolution vom 26. | |
Februar eingefroren wurden. Die USA wollen Südafrika bis Donnerstag 15.00 | |
Uhr (21.00 Uhr MESZ) Zeit geben, um eine einvernehmliche Lösung zu finden. | |
Andernfalls wollen sie am Donnerstag im UN-Sicherheitsrat ihren | |
Resolutionsentwurf zur Abstimmung vorlegen. | |
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR überquerten seit Beginn der | |
Rebellen-Offensive in Tripolis mehr als 10.000 Libyer die Grenze zu | |
Tunesien. Es habe Grenzbewegungen in beide Richtungen gegeben, teilte das | |
UNHCR im tunesischen Dehiba mit. Zwischen Samstag und Dienstag reisten laut | |
UNHCR mehr als 6000 Libyer nach Tunesien aus, viele von ihnen flohen vor | |
den Kämpfen in Tripolis. Zurück kehrten demnach 4750 Menschen - viele von | |
ihnen, weil ihre Heimatstädte von den Rebellen erobert wurden. In den | |
Fahrzeugen, die an der Grenze warteten, saßen viele Familien, wie eine | |
AFP-Reporterin berichtete. | |
25 Aug 2011 | |
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