# taz.de -- Hilfe der Afrikanischen Union: Ein bisschen mobil gegen Hunger | |
> Der Sondergipfel für die Hungersnot bleibt hinter den Erwartungen zurück: | |
> Die 54 Regierungen sagten gerade mal rund 50 Millionen Dollar zu. Private | |
> Initiative bringt mehr. | |
Bild: 33 Länder haben gar nichts gegeben – eine Enttäuschung, so der Afrika… | |
BERLIN taz | Wenn es um Hilfe für die Hungernden in Somalia geht, könnte | |
sich die Welt an Andrew Andasi ein Beispiel nehmen. Der elfjährige Schüler | |
aus Ghana hat in seinem westafrikanischen Heimatland, das sich am Anfang | |
eines Ölbooms befindet, 4.000 US-Dollar gesammelt. | |
"Ich sah einen Dokumentarfilm über Somalia bei BBC und fragte meinen Vater, | |
warum die Leute so dünn sind", erzählte er beim Sondergipfel der | |
Afrikanischen Union (AU) in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba, zu dem er | |
als Stargast geladen war. Als er erfuhr, dass es eine Hungersnot gab, | |
wollte er Mais schicken. Er ließ sich davon überzeugen, dass Geld einfacher | |
wäre. "Mein Ziel ist es, 13 Millionen Dollar zu sammeln", so der Schüler | |
stolz. | |
Damit würde der kleine Ghanaer die große Politik beschämen. Auf der seit | |
Wochen angekündigten AU-Geberkonferenz für die Hungersnot am Horn von | |
Afrika sagten die 54 Regierungen gerade mal rund 50 Millionen Dollar zu. | |
Nach einer Zählung war Algerien mit 10 Millionen der großzügigste Spender, | |
gefolgt von Ägypten mit 5 Millionen und von der Demokratischen Republik | |
Kongo, die mit Somalia um den Rang des Landes mit den weltweit meisten | |
chronisch Hungernden wetteifert, mit 3 Millionen. Ghana sagte 500.000 | |
Dollar zu. Auf einer anderen Liste steht Angola mit an die Spitze. | |
Südafrika sagte 10 Millionen zu, davon aber nur 1 Million frisches Geld, | |
wurde berichtet. | |
"33 Länder haben überhaupt nichts gegeben", kritisierte Irungu Houghton, | |
Afrika-Direktor des Hilfswerks Oxfam. "Das ist eine Enttäuschung." Es kamen | |
auch lediglich die Präsidenten beziehungsweise Premierminister von Somalia, | |
Äthiopien und Dschibuti sowie von Äquatorial-Guinea, das dieses Jahr den | |
AU-Vorsitz innehat. | |
Schlechte Schlagzeilen für den AU-Gipfel verhinderte nur die Afrikanische | |
Entwicklungsbank (AfDB), die ein Vierjahresprogramm über 300 Millionen | |
Dollar zur Förderung der Landwirtschaft ankündigte. Damit fällt Afrika doch | |
nicht hinter die Organisation der Islamischen Konferenz zurück, die vorige | |
Woche in Istanbul 350 Millionen Dollar versprochen hatte. Nur ist eben nur | |
ein geringer Teil der afrikanischen Gelder Nothilfe. Und ob die Staaten | |
ihre Zusagen auch einhalten, ist nicht sicher. | |
Private Initiativen haben da längst mehr zustandegebracht. Die vor wenigen | |
Wochen lancierte Initiative [1]["Kenyans for Kenya"] (Kenianer für | |
Kenianer) hat umgerechnet 4 Millionen Dollar gesammelt. Eine Reihe | |
zivilgesellschaftlicher Gruppen und Frauenorganisationen hat die Initiative | |
[2]["Africans Act 4 Africa"] (AA4A - Afrikaner tun etwas für Afrika) ins | |
Leben gerufen, die sowohl aktive Nothilfe als auch die Umsetzung der | |
unzähligen bereits beschlossenen Aktionspläne zur Förderung der | |
Landwirtschaft in Afrika fordert. | |
Ähnliche Forderungen, gekoppelt an die nach einer neuen internationalen | |
Politik gegenüber Somalia, stellen afrikanische und europäische | |
Schriftsteller in einem Aufruf "Recht statt Mitleid für Ostafrika", den das | |
deutsche Hilfswerk [3][medico international] lanciert hat. "Notwendig ist | |
nicht eine Politik des Mitleids, sondern eine der politischen | |
Verantwortung", heißt es in dem Aufruf. Ihn haben unter anderem Nuruddin | |
Farah aus Somalia, Véronique Tadjo aus der Elfenbeinküste, Abdourahmen | |
Waberi aus Dschibuti, Meja Mwangi aus Kenia und Ilija Trojanow aus | |
Deutschland unterschrieben. | |
26 Aug 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://www.kenyans4kenya.co.ke/ | |
[2] http://www.facebook.com/groups/253215608041899/ | |
[3] http://www.medico.de/ | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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