# taz.de -- Gefeuerte Yahoo-Chefin: "These people fucked me over!" | |
> Wenn die geschasste Yahoo-Chefin Carol Bartz flucht, kann so mancher | |
> Seemann rot werden. Nun lässt sie ihrem Frust über ihren Rausschmiss | |
> freien Lauf. Das könnte sie Millionen kosten. | |
Bild: Ex-Chefin Bartz: Unter ihr hatte Yahoo weiter Boden an Google und Faceboo… | |
NEW YORK/BERLIN dpa | Carol Bartz hat Wut im Bauch. Die vom | |
Yahoo-Verwaltungsrat per Telefon gefeuerte Konzernchefin nimmt bei ihrem | |
ersten Interview nach dem Rauswurf kein Blatt vor den Mund. "These people | |
fucked me over", diktiert sie der Reporterin des US-Magazins Fortune in den | |
Block. "Diese Leute haben mich verarscht", wenn man es etwas entschärft | |
übersetzt. | |
Bartz erzählt ausführlich, wie sich das Telefongespräch zwischen ihr und | |
Verwaltungsratschef Roy Bostock abgespielt hat: Sie sei in New York | |
gewesen, um am nächsten Tag auf einer Konferenz zu sprechen. Sie habe | |
Bostock um 18 Uhr anrufen sollen. "Ich rief ihn um 18:06 Uhr an." Bostock | |
habe gleich angefangen, ein von Anwälten vorbereitetes Schreiben | |
vorzulesen. | |
Sie habe ihn unterbrochen: "Roy, ich denke, das ist eine Vorlage." Dann | |
habe sie gesagt: "Warum hast Du nicht die Eier, es mir selbst zu sagen?" | |
Nachdem Bostock fertig mit Vorlesen gewesen sei, habe sie gesagt: "Ich | |
hab's kapiert." Nur um ihm dann entgegen zu schleudern: "Ich dachte, Du | |
hättest mehr Klasse." | |
Im Laufe des Interviews steigert sich Bartz noch. Sie nennt die | |
Verwaltungsräte "Blödmänner". Die Sprache ist für amerikanische | |
Verhältnisse derart derb, dass manche Zeitung sich nicht mal traut, das | |
Gesagte komplett zu Papier zu bringen. Als das Wall Street Journal über | |
Bartz' verbale Attacken berichtet, gleicht das Ergebnis einem Lückentext. | |
## Ein 'Fuck You' zu viel | |
"Vielleicht ist dieses Interview ein 'Fuck You' zu weit gegangen", schrieb | |
die renommierte Wirtschaftszeitung. Und das Magazin Forbes stellte fest, | |
Bartz spiele jetzt die "Opferkarte". Dabei solle sie sich doch lieber damit | |
abfinden, dass die Aufgabe eine Nummer für sie zu groß gewesen sei. | |
Die Sache mit den "Blödmännern" könnte Bartz teuer zu stehen kommen. Nach | |
Informationen von "Fortune" hatte sie in ihrem Vertrag eine Klausel, die es | |
ihr verbietet, öffentlich über das Unternehmen herzuziehen. Die | |
Schimpf-Attacke könnte Yahoo einen Grund liefern, die rund zehn Millionen | |
Dollar zurückzuhalten, die Bartz für die restliche Laufzeit ihres Vertrages | |
noch zustehen. Es dürfte das erste Mal in der Geschichte sein, dass das | |
Wort "Doofus" ("Blödmann") ein Vermögen kostet, ulkte Fortune. | |
Bartz hatte am Dienstagabend nach zweieinhalb Jahren an der Konzernspitze | |
von jetzt auf gleich gehen müssen. Sie schrieb von ihrem Hotelzimmer aus | |
eine berühmt gewordene E-Mail an alle Mitarbeiter: "Ich bin sehr traurig, | |
Euch sagen zu müssen, dass ich gerade per Telefon vom Verwaltungsratschef | |
gefeuert wurde." Normalerweise versuchen Firmenchefs zu verschleiern, dass | |
sie unfreiwillig gegangen sind. Nicht jedoch Bartz. | |
Yahoo hatte unter ihrer Führung immer mehr Boden gegen die Konkurrenten | |
Google und Facebook verloren. Welche Schuld die 63-Jährige persönlich daran | |
trägt, darüber streiten sich die Beobachter. Die Suche nach einem neuen | |
Chef läuft. Bis auf Weiteres hat Finanzchef Timothy Morse das Ruder | |
übernommen. Über ihn verliert Bartz kein einziges schlechtes Wort: "Er ist | |
ein toller Typ." | |
Wenn es nach Bartz geht, übernimmt sie den Chefposten aber gleich wieder | |
selbst. "Ich habe viel zu viele violette Klamotten", sagt sie in Anspielung | |
auf die Farbe des Yahoo-Logos. Doch selbst ihr Sitz im Verwaltungsrat | |
dürfte nach den Verbalattacken gegen dessen andere Mitglieder wackeln. Die | |
"Blödmänner" dürften Bartz von der Schaukel runterschubsen | |
9 Sep 2011 | |
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