# taz.de -- Ende eines Familien-Traums: Borgward musste nicht sterben | |
> Vor 50 Jahren eröffnete das Bremer Amtsgericht den Konkurs über den | |
> Familienbetrieb Borgward. Modernere Wirtschaftspolitik hätte das | |
> verhindert. | |
Bild: Die Isabella Limousine - Spitze 150 km/h - war der Star im Borgward Sorti… | |
Die Titelstory des "Spiegel" vom Dezember 1960 mit dem Titel "Borgward - | |
Der Bastler" leitet den Untergang ein. Die Bremer Regierung traute Carl F. | |
W. Borgward nicht mehr die Unternehmensleitung zu. Der Hinweis des Bremer | |
Wirtschaftssenators Karl Eggers (SPD) auf einer Pressekonferenz am 30. | |
Januar 1961, dass Borgward zahlungsunfähig sei, verunsicherte die | |
Autokäufer vollends, Lieferanten versuchten mit allen Mitteln, an ihre | |
Außenstände zu kommen. Halbherzig und wenig kompetent übernahm das Land | |
Bremen den Konzern im Februar 1961, Carl F.W. Borgward musste sein | |
Unternehmen verlassen. Chef der Auffanggesellschaft wurde Johannes Semler, | |
der Aufsichtsratsvorsitzende der konkurrierenden BMW AG. Dessen angebliche | |
Sanierungsbemühungen fruchteten nicht. Annähernd 20.000 Mitarbeiter des | |
fünftgrößten Autoproduzenten wurden entlassen. | |
Der Untergang des hanseatischen Automobilimperiums hätte verhindert werden, | |
sagt Buchautor und "Borgward"-Spezialist Peter Kurze. Die Wurzeln des | |
Konkurses lagen in der viel zu schnell entwickelten und 1959 mit diversen | |
Kinderkrankheiten auf den Markt gebrachten Lloyd Arabella. Das Image des | |
Wagens war aufgrund von Getriebedefekten und Wassereinbrüchen im | |
Wageninneren ausgesprochen schlecht. Dazu kam ein dramatischer | |
Zusammenbruch des Exportmarktes USA. | |
Auf diese Situation reagierte Konzerninhaber Carl F.W. Borgward trotz | |
unüberhörbarer Warnungen seiner Direktoren nur zögerlich. Borgward musste | |
Kredite aufnehmen, für die der Bremer Staat bürgte. | |
Borgward scheiterte an Borgward selbst, sagt Kurze. Carl F.W. Borgward | |
hätte sich auf repräsentative Aufgaben beschränken müssen und seinem | |
qualifizierten Management größere Kompetenzen zugestehen müssen. Der | |
"Alte", wie er respektvoll genannt wurde, war eine gewichtige Galionsfigur | |
für die Kunden, Händler und Mitarbeiter - die Konzernleitung hätte er einem | |
erfahrenen Mann aus der Automobilbranche überlassen sollen. | |
Bei Borgward gab es 15 unterschiedliche Grundtypen - viel zu viel. Kurze: | |
"Man hätte unrentable oder unter einem schlechten Ruf stehende Produkte, | |
wie das Goliath Lasten-Dreirad oder den Express, den Lloyd Kleintransporter | |
LT und die Arabella aus dem Programm nehmen müssen." Das ehrgeizige | |
Hubschrauberprojekt hätte gestoppt werden müssen. Die Abteilungen für die | |
Entwicklung von Militärtechnik und das Lloyd-Werk in der Bremer Neustadt | |
hätten verkauft werden können. Und Borgward hätte massiv Mitarbeiter | |
entlassen müssen, das hatte damals sogar der Fraktionsvorsitzende der | |
Bremer SPD und Mitglied des Aufsichtsrates der Borgward AG Richard Boljahn, | |
gefordert. | |
"Eine Borgward-Sanierung wäre machbar gewesen", bilanziert Peter Kurze, | |
"dazu wäre mehr Weitsicht und mehr Kompetenz bei allen Beteiligten | |
erforderlich gewesen." BMW jedenfalls habe damals eine ähnliche Krise | |
erfolgreich überstanden. | |
11 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulf Kaack | |
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