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# taz.de -- Königreich Swasiland: Proteste gegen den Monarchen
> Das kleine Königreich Swasiland ist bankrott. König Mswati III. regiert
> das Land wie ein Diktator. Das Volk fordert mehr Menschenrechte.
Bild: Ist nicht besonders beliebt bei seinem Volk: König Mswati III.
JOHANNESBURG taz | Friedliche Proteste gegen die Monarchie in Swasiland
werden in der Hauptstadt Mbabane mit Gummigeschossen und Tränengas
beantwortet. Die Bevölkerung in dem kleinen Königreich ist verärgert über
ihren König Mswati III. Der 43-jährige Machthaber regiert das verarmte Land
wie ein Diktator. Politische Parteien sind verboten und
Pro-Demokratie-Proteste werden von seiner Armee niedergeknüppelt.
Als König Mswati beim Nachbarn Südafrika letzte Woche nun einen Mega-Kredit
anfragte, um seinen Staat vom Bankrott zu retten, gingen 2.000 Menschen auf
die Straße, um politische Reformen zu fordern. "Die internationale
Gemeinschaft soll keine Finanzhilfe mehr leisten. Das Regime ist brutal,
undemokratisch und paranoid", sagt Lucky Lukhele, Sprecher des Swaziland
Solidarity Network (SSN) im Exil in Johannesburg. "Es verdient keine
Sympathie der Welt."
Schon im Januar warnte der Internationale Währungsfonds, dass sich
Swasiland in einer Finanzkrise befindet, die die regionale Stabilität
bedroht. Die wirtschaftliche Notlage hat sich zugespitzt, seit die
Zollunion des südlichen Afrika Swasiland die anteiligen Einkünfte um 60
Prozent gekürzt hat. Von diesem Geld war bisher mehr als die Hälfte des
nationalen Budgets bestritten worden. Die Bemühungen der Regierung,
internationale Darlehen zu erlangen, liefen ins Leere. Das Land steht
nämlich in dem Ruf, monatlich umgerechnet 11,5 Millionen US-Dollar an
Korruption zu verlieren.
Der Antrag auf einen Kredit von der Afrikanischen Entwicklungsbank wurde
auch abgelehnt, nachdem die Regierung mehreren Auflagen des Internationalen
Wirtschaftsfonds IWF nicht entsprochen hatte. Die Forderung, die Bezüge der
Staatsbeamten um 4,5 Prozent zu kürzen, wurde nicht erfüllt. Aber der
mächtige Nachbar Südafrika ist eingesprungen. Mit einem Kredit in Höhe von
350 Millionen US-Dollar.
## König Mswati III. will nicht unterschreiben
Die Geldanleihe soll in Etappen bis Februar nächsten Jahr gezahlt werden,
doch Swasilands König zögert die Vertragsunterzeichnung hinaus. "Er hat
jetzt auch bei anderen verbündeten Ländern angefragt, zum Beispiel in
Asien. Denn er will einen Kredit ohne Konditionen", meint Lukhele.
Angeblich will Swasiland das Geld für Erziehung, Gesundheitsprojekte und
Bauvorhaben investieren. "Der König besitzt oft 25 Prozent Anteil bei
Bauprojekten."
Südafrika hat Auflagen erteilt und strikte wirtschaftliche und politische
Reformen zur Bedingung gemacht. Südafrikas Kreditbereitschaft stieß dennoch
auch in Südafrika auf große Kritik beim Gewerkschaftsverband und der
Kommunistischen Partei, Allianzverbündete der Regierung: "Der Hauptgrund
für diese Zusage war die Aufrechterhaltung der regionalen Stabilität",
erklärt Catherine Grant Makokera vom Internationalen Institut für
Sicherheitsstudien in Pretoria. Südafrika fürchte nach der Migration von
Millionen Simbabwern nun auch verstärkte Einwanderung aus Swasiland.
Aber König Mswati und Südafrikas Präsident Jacob Zuma verbindet zudem eine
enge Freundschaft und Familienbeziehungen. Mswati hat 13 Ehefrauen, auch
Zuma ist Polygamist und ist mit Mswatis Nichte Sebentile Dlamini verlobt.
Auch wirtschaftliche Verbindungen beider Länder spielen eine Rolle. So
besitzt die Investmentfirma Chancellor House Holdings, ein Vehikel für
Finanzen der südafrikanischen Regierungspartei des Afrikanischen
Nationalkongress (ANC), 75 Prozent Anteil am Kohlebergwerk Maloma Colliery
in Swasiland.
Nicht nur Menschenrechtsgruppen protestieren gegen den schlechten
Regierungsstil von Mswati. Hilfsorganisationen sind besorgt: Swasiland hat
die weltweit höchste Rate von HIV-Infektionen und die Medikamente werden
knapp. Die Bevölkerung umfasst nur 1,4 Millionen Menschen; die große
Mehrheit lebt unter der Armutsgrenze.
14 Sep 2011
## AUTOREN
Martina Schwikowski
Martina Schwikowski
## TAGS
Protest
Monarchie
Verkehrsunfälle
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