# taz.de -- Credit Suisse zahlt 150 Millionen Euro: Schweizer Ablass für deuts… | |
> Die Schweizer Großbank Credit Suisse zahlt 150 Millionen Euro und wendet | |
> damit einen Prozess wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung ab. Es geht um | |
> eine Steuer-CD, die das Land NRW gekauft hatte. | |
Bild: Den Schlag nochmal abgewendet – durch Zahlung von schlappen 150 Million… | |
ZÜRICH rtr | Die Schweizer Großbank Credit Suisse kann mit einer | |
millionenschweren Geldzahlung einen spektakulären Prozess wegen Beihilfe | |
zur Steuerhinterziehung in Deutschland abwenden. Mit der Begleichung von | |
Geldbußen in Höhe von 150 Millionen Euro werde die Staatsanwaltschaft | |
Düsseldorf die Verfahren gegen mehrere Mitarbeiter der Bank einstellen, | |
teilten die Behörde und Credit Suisse am Montag mit. In ähnlichen Verfahren | |
hatten sich in den vergangenen Monaten bereits Julius Bär und die | |
Liechtensteiner Fürstenbank LGT freigekauft. | |
Die Düsseldorfer Anklagebehörde hatte die Ermittlungen eingeleitet, nachdem | |
das Land Nordrhein-Westfalen 2010 eine CD mit Daten mutmaßlicher | |
Steuersünder gekauft hatte. Später waren den Ermittlern weitere | |
Informationen zugespielt worden. Zudem waren Beamte in mehreren deutschen | |
Städten zu Razzien ausgerückt. | |
Credit Suisse begrüßte die getroffene Einigung. Damit könne ein | |
langwieriger Rechtsstreit vermieden werden, teilte das Bankhaus mit. In | |
Deutschland beschäftigten die Schweizer an zwölf Standorten rund 750 | |
Mitarbeiter. Die Zahlung, die im dritten Quartal verbucht wird, kann die | |
Bank problemlos verkraften. Analysten schätzen den Jahresgewinn des | |
zweitgrößten Schweizer Geldhauses auf rund vier Milliarden Franken (rund | |
3,3 Milliarden Euro). | |
## 150 Milliarden Franken Schwarzgeld | |
Ganz ausgeräumt sind die Folgen der früheren Steuerpraktiken aber noch | |
nicht. Deutschland und die Schweiz haben ein Steuerabkommen ausgehandelt, | |
das dem deutschen Fiskus Steuerzahlungen und Steuernachzahlungen auf die im | |
Nachbarland verwalteten Vermögen sichert. Kreisen zufolge soll das Abkommen | |
in dieser Woche unterschrieben werden. Wenn auch die Parlamente der beiden | |
Länder zustimmen, dürfte es 2013 in Kraft treten. Im deutschen Bundesrat | |
hatte es jedoch zuletzt Kritik an dem Abkommen gegeben. Kepler-Analyst Dirk | |
Becker rechnet damit, dass das Abkommen zu massiven Abflüssen aus der | |
Schweiz führen wird. Die Vereinbarung regelt aber auch, dass Deutschland | |
von der Verfolgung von Bankmitarbeitern bei neuen Steuerdelikten absieht. | |
Analysten schätzen, dass insgesamt rund 150 Milliarden Franken Schwarzgeld | |
aus Deutschland auf Schweizer Banken liegen. Im April hatte das Bankhaus | |
Bär eingewilligt, 50 Millionen Euro zu zahlen, um die Ermittlungen | |
loszuwerden. LGT zog mit derselben Summe einen Schlussstrich unter eines | |
der größten deutschen Steuerstrafverfahren. | |
Credit Suisse geriet nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA ins | |
Visier der Steuerbehörden. Gegen die Bank und ehemalige Mitarbeiter laufen | |
seit Sommer Untersuchungen wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung in | |
früheren Jahren. Die US-Steuerbehörde wirft insgesamt zehn Schweizer Banken | |
Steuerhinterziehung vor. Sie forderte die Schweizer Regierung auf, ihnen | |
die Namen von Amerikanern mit Konten bei den Instituten ausliefern. | |
Anderenfalls würden die Banken vor Gericht gezogen. | |
19 Sep 2011 | |
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