# taz.de -- Hinterzieher-CD aus Luxemburg: Razzia bei Steuersündern geplant | |
> Der Fiskus hat Datensätze von deutschen Bankkunden gekauft – aus | |
> Luxemburg. Jetzt müssen tausende Steuersünder mit Durchsuchungen rechnen. | |
Bild: CDs mit Steuerdaten: Tausende Deutsche sollen Geld auf luxemburgischen Ko… | |
BERLIN taz | Rund 3.000 deutsche Steuersünder müssen mit einer | |
Hausdurchsuchung rechnen. Mit einer Großrazzia wollen die Behörden | |
Medienberichten zufolge Steuersünder aufspüren, die ihr Geld in Luxemburg | |
vor dem Fiskus in Sicherheit zu bringen suchten. | |
Wo sie nachschauen müssen, das haben die Steuerfahnder einer CD mit | |
Kundendaten einer Luxemburger Tochter der britischen HSBC-Bank entnommen. | |
Den Datenträger hatte das Land Nordrhein-Westfalen in Abstimmung mit dem | |
Bund angekauft - das bestätigte inzwischen das Finanzministerium in | |
Düsseldorf. | |
Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Bochum und das luxemburgische | |
Finanzministerium kommentierten die Meldungen nicht. | |
Wer auf der Liste steht, für den dürfte es jetzt wohl zu spät sein, den | |
Kopf mit einer Selbstanzeige aus der Schlinge zu ziehen. Eine | |
strafbefreiende Wirkung hat eine Selbstanzeige bei Steuerhinterziehung nur, | |
solange die Behörden noch keine Ermittlungen aufgenommen haben. | |
Dass aber die Bochumer Staatsanwälte die aus Steueroasen erlangten | |
Informationen über deutsche Steuerhinterzieher zu nutzen wissen, haben sie | |
in der Vergangenheit unter Beweis gestellt. So hatten sie schon die | |
Namensliste auf einer CD aus Liechtenstein abgearbeitet, die der | |
Bundesnachrichtendienst 2007 für 4,6 Millionen Euro gekauft hatte und auf | |
der auch der Name des ehemaligen Postchefs Klaus Zumwinkel auftauchte. | |
Der Fiskus strich damals insgesamt Nachzahlungen in dreistelliger | |
Millionenhöhe ein. Zuletzt hatte NRW im vergangenen Jahr eine CD mit | |
Kundendaten der Schweizer Bank Credit Suisse erworben. Das | |
Bundesverfassungsgericht hat inzwischen bestätigt, dass die angekauften | |
Datensätze für Ermittlungen genutzt werden dürfen, auch wenn die Entwendung | |
der Daten von den betroffenen Banken illegal erfolgte. | |
Nun trifft es zum ersten Mal ein EU-Mitgliedsland. Luxemburg weigert sich | |
genau wie die Schweiz, am automatischen Informationsaustausch zwischen den | |
europäischen Steuerbehörden teilzunehmen. Für gezielte Anfragen aber | |
müssten die deutschen Behörden erst mal wissen, wer in welcher Steueroase | |
und bei welcher Bank sein Geld gebunkert hat. | |
Die Schweiz hat inzwischen unter Druck einer Abgeltungssteuer für in | |
Deutschland Steuerpflichtige zugestimmt. In Luxemburg dagegen fällt bisher | |
nur auf Zinserträge eine Quellensteuer an. Die lässt sich jedoch sehr | |
einfach umgehen, indem man etwa in Aktien investiert. | |
14 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Nicola Liebert | |
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