# taz.de -- Reformkonzept für historische Museen: Eine sehr langfristige Vision | |
> Museumsstiftungs-Chefin legt Konzept vor, fordert eine Million und einen | |
> externen Generaldirektor. Die Kultursenatorin legt sich nicht fest. | |
Bild: Kein Geld für Modernisierung: Altonaer Museum. | |
HAMBURG taz | Hamburg braucht eine Vision. Und die kann nur der Hafen sein. | |
Der soll künftig nicht nur als Wirtschafts-, sondern auch als | |
Geschichtsfaktor gefördert werden, sprich: Ein Event-Hafenmuseum muss her, | |
daneben ein Geschichtsmuseum. Die anderen stadthistorischen Häuser sollen | |
wie Planeten um diese Zentralgestirne kreisen. So jedenfalls sieht es | |
Kirsten Baumann. Sie ist Chefin das Museums der Arbeit und Vorstand der | |
Stiftung Historische Museen und hat dem Kulturausschuss am Dienstag ihr | |
Reformpapier vorgelegt. | |
Dass ein Masterplan für das Hafenmuseum seit drei Jahren vorliegt und dass | |
er zweistellige Millionenbeträge verschlänge, merkt sie nur am Rande an. | |
"Dies ist eine sehr langfristige Vision", konterte Kultursenatorin Barbara | |
Kisseler (parteilos) - wie der Großteil des restlichen Konzepts. | |
Das nämlich fordert eine Million mehr für die Museumsstiftung, was ungefähr | |
deren Defizit entspricht. "Das wird eins zu eins absehbar nicht umzusetzen | |
sein", befand die Senatorin, ohne Konsequenzen zu nennen. Auch das | |
Baumannsche Papier listet eher verschämt auf, was passieren könnte, flösse | |
die Million nicht. Von Schließungen der Außenstellen wie Jenisch- oder | |
Rieck-Haus ist da die Rede - alles Vorschläge der Vorgängersenate. Die | |
Museumsleute hatten stets gesagt, dass das nicht reichen werde. | |
"Das Papier bietet nichts Neues", sagt Rainer-Maria Weiss, Chef des | |
Helms-Museums. Dabei habe es zeigen sollen, "wie man mit den vorhandenen | |
Mitteln wirtschaften kann", sagt er. "Nur Geld zu fordern, ist nicht | |
originell." | |
In der Tat war die von Ex-Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) im Herbst 2011 | |
geplante Schließung des Altonaer Museums auch deshalb gestundet worden, | |
weil die Museen Alternativen entwickeln wollten. | |
Die aber fehlen im Konzept: Auch die Idee, den Museumschefs einen | |
Generaldirektor zu überstellen, stammt von der vor-vorigen Kultursenatorin | |
Karin von Welck (parteilos). Doch die Museumschefs kippten damals den Plan | |
und übernahmen die Stiftungsleitung selbst. | |
Das sei an "Partikularinteressen" gescheitert, sagt Kisseler, weshalb sie | |
das alte Modell aufgreifen will. Eine Arbeitsplatzbeschreibung des 300.000 | |
Euro teuren Generaldirektors blieb sie aber schuldig. Inhaltlich | |
hineinreden solle er den Direktoren nicht; die sollten vielmehr autonomer | |
werden. Er könne aber "Querschnittsaufgaben etwa im Marketing" erfüllen und | |
die Stiftung als Dachmarke profilieren. | |
Das klingt für Weiss "nach einem Manager, der mit harter Hand neue | |
Strukturen einziehen soll". Dies könne auch ein Unternehmensberater. Ein | |
Generaldirektor mit echter Macht wiederum "würde die Museumschefs | |
überflüssig machen", findet er. "Da wäre es ehrlicher, Letztere zu | |
Abteilungsleitern zu degradieren, was aber von niemandem gewollt ist." | |
21 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Petra Schellen | |
## TAGS | |
Hamburg | |
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