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# taz.de -- Panne bei T-Online: Kein Anschluss unter dieser E-Mail
> E-Mails verzögert, nicht verschickt, verschwunden: Nach Wochen können
> T-Online-Nutzer jetzt wieder mailen. Das Problem aber bleibt - auch bei
> anderen Providern.
Bild: In Schieflage: Wochenlang hatten T-Online-Nutzer Probleme mit ihren E-Mai…
BERLIN taz | Unangenehme Überraschung für Kunden von T-Online. Wenn sie in
den vergangenen Wochen E-Mails versandten, bekamen sie oft unvermutete
Fehlermeldungen: Ihre Nachricht konnte nicht zugestellt werden, wurde
verzögert oder blieb einfach verschwunden.
Schuld war ein Spam-Filter, der die Mail-Server des deutschen
Groß-Providers als Versender unerwünschte Werbepost deklarierte. Mit
Einschränkungen für die Kunden konnte T-Online den Spam-Filter am
Donnerstag befrieden. Das Problem aber bleibt – und geht weit über T-Online
hinaus.
"Wir freuen uns, dass die Kunden wieder uneingeschränkt mailen können",
erklärt Telekom-Sprecher Ralf Sauerzapf gegenüber taz.de. Am Donnerstag
mittag hat Spamcop, eine Tochter des Internet-Konzerns Verizon, den Bann
endlich aufgehoben. Mehr als zwei Wochen lang standen Mail-Server von
T-Online unter Spamverdacht – mit allen unangenehmen Folgen.
Geht man üblicherweise davon aus, dass eine elektronisch versandte
Nachricht innerhalb von Sekunden beim Empfänger ist, bremsen Spamfilter
vermeintlich unerwünschte Informationen systematisch aus.
Wenn sie Filter uns Viagra-Werbung oder die Kunde unvermuteter Erbschaften
aus Übersee vom Hals halten, sind diese Filter sehr willkommen. Blockieren
sie jedoch erwünschte Nachrichten, ist der Schaden kaum abzuschätzen.
Was ist passiert? Spamcop hatte in den vergangenen Wochen einen vermehrten
Spam-Ausstoß von Servern unter der Kontrolle von T-Online verzeichnet.
Grund: Offenbar war es Kriminellen gelungen, die Zugangsdaten von Kunden zu
erbeuten, die ihre Webseiten bei T-Online eingerichtet hatten.
"Wahrscheinlich wurden die Accounts aus Indien oder China gehackt", erklärt
Sauerzapf. Aber genau konnte das der Konzern noch nicht ergründen.
## Nichtsahnende Nutzer senden Spam
Spam-Wächter wie Spam-Cop gehören seit Jahren zum Internet. Die
Internet-Protokolle sehen vor, dass jeder Rechner, der ans Internet
angeschlossen wird, als vollwertiger Mailserver fungieren kann.
Insofern hat der Rechner am heimischen DSL-Anschluss die gleichen Rechte
wie die Mailserver von T-Online, die täglich Millionen verschiedener
E-Mails versenden sollen. Das machen sie Spammer zu nutze. Sie installieren
zum Beispiel auf den Rechnern nichtsahnender Internetnutzer Mailserver, die
zum Beispiel unermüdlich Viagra-Spam versenden.
Um dieser Plage Herr zu werden, richteten Provider und Spezialanbieter
Blacklists ein, die vermeintlich unerwünschte Nachrichten ausfiltern.
Wenn zum Beispiel eine E-Mail nicht über einen bekannten E-Mail-Server
eingereicht wird, sondern von einem einfachen DSL-Anschluss, nehmen manche
Betreiber an, dass die Nachricht von einem [1][infizierten Rechner eines
Botnetzes] stammt und sortieren die E-Mail in einen Spamfilter. Manchmal
wird die Annahme der Mail auch künstlich verzögert.
## Regeländerung gegen Spam
Spezialisierte Betreiber wie Spamcop überwachen das Spamvolumen weltweit
und registrieren haargenau wie viele Spam-Nachrichten von einer IP-Adresse
kommen. Da die unbekannten Täter massenhaft E-Mails von den
T-Online-Servern versendeten, landeten diese auf den schwarzen Listen.
Somit standen auch alle legitimen E-Mails unter erhöhtem Spamverdacht.
Geburtstagsgruß oder geschäftliche Nachrichten – von außen sahen die
Nachrichten durch den Blacklist-Eintrag aus wie eine Viagra-Spam-Nachricht
und wurden auch so behandelt.
Falsche oder zu weitreichende Blacklist-Einträge sind keine Seltenheit.
Doch alle Bemühungen von T-Online, von der Spamcop-Liste gestrichen zu
werden, scheiterten zunächst, da der Anbieter auf seine Regeln beharrte:
Wer von der Liste gestrichen werden will, muss den Spam-Ausstoss seiner
Mailserver auf ein Mindestmaß beschränken.
Um das zu erreichen, bekamen die T-Online-Kunden nun Post: "Um Sie noch
effizienter vor schadhaften E-Mails zu schützen, installieren wir in Kürze
einen neuen, zusätzlichen Spam-Schutz für ausgehende Nachrichten", heißt es
darin.
Sprich: T-Online untersucht in Zukunft auch die E-Mails, die die Kunden
verschicken, auf vermeintliche Spam-Inhalte. Abgeschaltet werden kann der
Filter nicht.
## Filter blockiert Wallstreet-Proteste
Solche Filter sind noch nicht üblich, werden aber von immer mehr
Unternehmen eingesetzt. Das Problem: die Trefferquote mag auf Papier weit
über 99 Prozent liegen. Bei Millionen Nachrichten Täglich bleiben aber
immer wieder einige hängen. Der elektronische Briefträger ist nicht
verlässlich.
Gerade wenn eine Nachricht die Runde macht und viele ähnlich lautende
E-Mails gelichzeitig verschickt werden, schlagen die Filter Alarm. Das kann
eine neue Spam-Masche treffen – oder aber völlig legitime Nachrichten.
Diese Erfahrung mussten Teilnehmer der Aktion [2][#occupywallstreet]
machen, einer friedlichen Protestaktion gegen den Einfluss der Finanzmärkte
in den USA. Wer die Nachricht von der Aktion über den besonders in den USA
beliebten Mail-Dienst von Yahoo versenden wollte, bekam [3][die Meldung]:
"Die Nachricht wurde wegen verdächtiger Aktivitäten nicht versandt".
Erst wenn der Link zu der Protest-Website gelöscht wurde, konnte man die
E-Mail schließlich losschicken. Yahoo entschuldigte sich mittlerweile für
den Fehler. "Leider ist die Domain 'occupywallstreet.org' in unseren
Spamfilter geraten".
Um den offensichtlichen Fehler zu beheben, brauchten die Administratoren
von Yahoo jedoch mehr als einen Tag.
23 Sep 2011
## LINKS
[1] /Hacker-entdecken-Vorteil-der-Cloud/!70861/
[2] http://bewegung.taz.de/termine/-occupywallstreet-sept-17th-bring-tent
[3] http://www.youtube.com/watch?v=IP2LREhJH4U
## AUTOREN
Torsten Kleinz
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