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# taz.de -- Neues Verbraucherportal im Netz: Sind die weißen Würmer wirklich …
> Bürger können sich nun offiziell im Internet über Etikettenschwindel
> beschweren. Verbraucherschützern geht das noch nicht weit genug, die
> Lobby hingegen ist entsetzt.
Bild: TK-Pizza: lecker und gesund - dank jeder Menge bester Zutaten.
BERLIN taz | Sind die weißen Würmer auf meiner Pizza wirklich aus Käse?
Solche und ähnliche Fragen zu Produktaufmachung und -kennzeichnung werden
Bürgern seit Mittwoch auf dem von den Verbraucherzentralen betriebenen
Internetportal "[1][lebensmittelklarheit.de]" beantwortet. Beschweren kann
man sich da auch, das tut der Deutsche gerne. Die zu erwartende Resonanz
ist also beträchtlich.
Neu ist diese Idee nicht. Seit 2007 kann man unter [2][abgespeist.de] bei
der Verbraucherschutzorganisation "[3][Foodwatch]" Etikettenschwindel und
Täuschungen melden. Die Organisation vergibt sogar jährlich den
"[4][Goldenen Windbeutel]" für die dreisteste Täuschung. Dort gingen
bereits 3.300 Vorschläge und Beschwerden ein. Durch von Foodwatch
initiierte Verteiler wurden die entsprechenden Firmen daraufhin mit über
150.000 E-Mails bombardiert.
Wer sich auf lebensmittelklarheit.de über die Abwesenheit von Studenten im
Studentenfutter beklagen will, wird seine Beschwerde wohl nicht im Netz
wiederfinden. Keine Antwort erhält auch, wenn "Laboruntersuchungen,
sensorische Prüfungen und/oder andere Prüfverfahren" notwendig seien um den
Sachverhalt zu klären, ist auf der Webseite zu lesen. In diesem Fall würde
die Lebensmittelüberwachung informiert.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) findet das neue
Verbraucherportal gar nicht lustig. Deren Vorsitzende Franz-Josef
Möllenberg teilte am Dienstag mit, er fürchte einen Angriff auf "eine ganze
Branche und ihre Beschäftigten" sowie willkürliche Kontrollen durch die
Verbraucher. Weiter verweist er auf die Bindung der Unternehmen an
geltendes Recht. Genau dieses Recht aber erlaubt sehr großzügige Freiheiten
bei der Deklaration von Lebensmitteln.
## "Klarheit und Wahrheit für alle"
Die legale Anerkennung der Täuschung ist gängige Praxis. Genau an diesem
Punkt könnte sich aber das Portal als sehr wertvoll erweisen. Wird es von
den Verbrauchern gut angenommen, könnte die Diskussion um die
Lebensmittelkennzeichnung weiter in den gesellschaftlichen Fokus rücken und
so Druck auf die Politik ausgeübt werden. Das ist auch die Hoffnung von
Christine Groß von Foodwatch. Das neue Portal sei grundsätzlich gut, es sei
aber nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Vielmehr müssten
entsprechende Erkenntnisse, die in vielen Fällen seit Jahren bekannt
seinen, in Gesetze übertragen werden. Es gelte, "Klarheit und Wahrheit für
alle Verbraucher, nicht nur für einzelne zu schaffen".
Die dafür zuständige Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hat sich
bis jetzt allerdings nicht als große Reformerin erwiesen. Bei der gerade
auf EU-Ebene verhandelten Nährwert-Ampel bremste sie ebenso wie bei der
Herkunftsdeklaration von Hühnerprodukten. Ein etwas verwundert
vorgetragenes Lob erhält Aigner dann doch noch. Groß freue sich über die
Förderung von lebensmittelklarheit.de durch das Bundesministerium mit
immerhin 775.000 Euro für zwei Jahre. Ein erster Schritt - mehr nicht.
20 Jul 2011
## LINKS
[1] http://www.lebensmittelklarheit.de
[2] http://www.abgespeist.de/der_goldene_windbeutel_2011/index_ger.html
[3] http://www.foodwatch.de/
[4] http://www.abgespeist.de/der_goldene_windbeutel_2011/index_ger.html
## AUTOREN
Patrick Loewenstein
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