# taz.de -- Kommentar Rot-Grün in Berlin: Rot-Grün ist die Koalition der Mitte | |
> Bei den poltischen Verhältnissen in Berlin wäre jede andere | |
> Farbkombination absurd. In weniger links geprägten Flächenländern sollten | |
> die Grünen aber offener bleiben. | |
Die Hauptstadt wird künftig von einem rot-grünen Senat regiert. Alles | |
andere wäre auch absurd. Sicher: Am Freitag muss noch ein Parteitag der | |
Grünen den Eintritt in die Koalitionsverhandlungen mit der SPD abnicken. | |
Auch ist nicht garantiert, dass die Verhandlungen über ein | |
Regierungsbündnis dann tatsächlich in einen Vertrag münden. Aber die | |
Landesvorstände beider Parteien haben sich am Montagabend einander | |
versprochen - das muss reichen. | |
Denn alles andere würde bei den neuen Mehrheitsverhältnissen im Berliner | |
Abgeordnetenhaus eine rot-schwarze Koalition bedeuten. Die aber passt | |
einfach nicht zu einer Stadt, in der die linken und progressiven Parteien - | |
neben SPD und Grünen gibt es ja auch noch die Linkspartei und die Piraten - | |
drei Viertel aller Parlamentssitze errungen haben. Bei solchen | |
Verhältnissen wäre Rot-Schwarz selbst mit einer vermeintlich liberalen | |
Hauptstadtunion ein stockkonservatives Bündnis. Rot-Grün hingegen ist in | |
Berlin die Koalition der Mitte. | |
Es gibt nur einen Knackpunkt: den Streit über den Ausbau der Berliner | |
Stadtautobahn A 100. Die SPD ist dafür, die Grünen sind dagegen. Deshalb | |
wird die Entscheidung erst mal vertagt. Das kann man als feige abtun. | |
Tatsächlich aber ist es ein kluger und fairer Deal. Die letzte Entscheidung | |
über eine sinnvolle Verwendung der für den Autobahnbau bereitgestellten | |
Gelder trifft der Bundestag. So lange dort CDU und FDP die Mehrheit haben, | |
wird sich nichts ändern. | |
Aber bei der Bundestagswahl 2013 werden die Karten neu gemischt. Die | |
Vertagung im Berliner Abgeordnetenhaus ist somit verbunden mit der Hoffnung | |
auf einen Regierungswechsel im großen Parlament ein paar hundert Meter | |
weiter. Der Bundesspitze der Grünen kann es unterdessen gar nicht schnell | |
genug gehen, sich auf Rot-Grün überall festzulegen. Jürgen Trittin und | |
selbst Renate Künast erteilen der CDU gerade heftigste Absagen. Nach den | |
Erfahrungen im Berliner Wahlkampf klingt das logisch. Schließlich wurde die | |
Partei hier von den Wählern abgestraft, weil sie zu lange mit der CDU | |
geliebäugelt hatte. | |
Tatsächlich aber heißt das, dass die Grünen den Sonderfall Berlin noch | |
immer nicht verstanden haben. Für den hiesigen Senat ist Rot-Grün zwingend. | |
In weniger links geprägten Flächenstaaten ist durchaus Platz für andere | |
politische Kombinationen. | |
27 Sep 2011 | |
## AUTOREN | |
Gereon Asmuth | |
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