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# taz.de -- Kein neuer Investor für Eichborn: Bruchlandung einer Fliege
> Kein neuer Investor: Dem insolventen Frankfurter Gemischtwarenverlag
> Eichborn droht das Aus, da alle Interessenten abgesagt haben.
Bild: Sieht aus, als hätte es sich ausgeflogen für die Fliege.
s klingt alles echt nicht gut, was da aus der Frankfurter Kaiserstraße zu
hören ist. Den Eichborn Verlag, so sieht es aus, wird es nicht mehr lange
geben. Von "namhaften Interessenten" sprach der Insolvenzverwalter Holger
Lessing noch im Juni dieses Jahres, als die Mitarbeiter des Verlages mit
der Fliege die anvisierte Zusammenarbeit mit dem Berliner Aufbau Verlag
samt Umzug in die Hauptstadt ablehnten. Da gab es also noch Hoffnung. Doch
die Hoffnung trog.
Drei Interessenten sind es im Sommer wohl gewesen. Zwei sind von sich aus
abgesprungen. Dem dritten, Aufbau-Inhaber Matthias Koch, der noch mal ein
Angebot vorgelegt hatte, hat der Gläubigerausschuss des Eichborn Verlags
nun abgesagt. Selbst der Betriebsrat stimmte dagegen.
Das Angebot komme einer "Verschleuderung" der Insolvenzmasse gleich, sagte
Lessing der dpa. Und er sagte noch etwas: Sollte das Angebot nicht
nachgebessert werden oder kein neues eingehen, bedeute dies das Aus für den
Verlag Ende Juni 2012. Weder auf eine Nachbesserung noch auf einen neuen
Investor gibt es aber irgendwelche Hinweise. Das heißt: Die bei Eichborn
erscheinende renommierte Andere Bibliothek wird künftig wohl bei einem
anderen Verlag herauskommen. Es gibt auch Interessenten für das Logo, den
Namen und die Non-Book-Sparte. Ansonsten aber hat es sich ausgeflogen für
die Fliege.
Es wäre ziemlich wohlfeil, dem Angebot von Matthias Koch nun die Schuld am
Ende von Eichborn zu geben. Die Probleme des Verlags kann man schon seit
Jahren beobachten: Missmanagement, sprunghafte Programmpolitik, Geldbringer
wie Walter Moers und Renommeebringer wie das literarisch versierte
Nebenhaus Eichborn.Berlin konnte man nicht halten. Am Schluss glichen die
Verlagskataloge eher ziemlich unübersichtlichen Gemischtwarenangeboten. Was
dennoch bei Eichborn möglich wäre, kann man ironischerweise am aktuellen
Herbstprogramm ablesen. Man hatte vor zwei Jahren noch mal einen
ambitionierten Literaturprogrammchef gewinnen können. Doch der hat längst
das Handtuch geworfen, nur die von ihm geholten Titel schmücken noch das
Herbstprogramm.
Die Grundidee hinter den Fusionsplänen zwischen Eichborn und Aufbau bleibt
weiterhin nachvollziehbar: Kleinere Verlage müssen zusammengehen, um die
kritische Masse von 25 Millionen Euro Umsatz zu erreichen, die nötig ist,
um auf einem sich konzentrierenden Buchmarkt auf Dauer bestehen zu können.
Für seinen Aufbau Verlag (Umsatz: 14 Millionen Euro) sucht Matthias Koch
nun andere mögliche Partner - vorzugsweise in Berlin, um die kulturellen
Querelen um den gescheiterten Eichborn-Umzug nicht zu wiederholen. Und
Eichborn wird in die Geschichte eingehen: aber nicht mehr als
verlegerisches Zukunftsmodell, sondern als ein eine Zeit lang sehr schön
zwischen Hochkultur und Gimmick-Kommerz schillernder Laden, der es aber am
Schluss endgültig nicht mehr hingekriegt hat, die nötige Kreativität auf
Dauer zu halten.
29 Sep 2011
## AUTOREN
Dirk Knipphals
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retten lassen wollte. Der Insolvenzverwalter meldet "namhafte
Interessenten".
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