# taz.de -- Betreuung von Angehörigen: Auszeit für pflegende Kinder | |
> Der Paritätische Wohlfahrtsverband schlägt ein "Familienpflegegeld" vor – | |
> ähnlich wie das Elterngeld, samt Rechtsanspruch. Es würde rund 2,4 | |
> Milliarden Euro kosten. | |
Bild: Die Idee des Wohlfahrtsverbandes: Mt Hilfe der Lohnersatzleistung bis zu … | |
BERLIN taz | Sollte die Pflege eines gebrechlichen Elternteils der | |
Gesellschaft genauso viel wert sein wie die Betreuung eines Babys? Ja, sagt | |
der Paritätische Wohlfahrtsverband und präsentierte am Freitag ein Konzept | |
für ein "Familienpflegegeld". Pflegende Angehörige im erwerbsfähigen Alter, | |
die Mutter oder Vater zu Hause betreuen, sollen mit Hilfe dieser | |
Lohnersatzleistung bis zu drei Jahre aus dem Beruf aussteigen können. Das | |
Konzept sieht einen Rechtsanspruch auf diese Auszeit vor. | |
Während der Pflegezeit sollen die Angehörigen - wie beim Elterngeld - 65 | |
bis 67 Prozent des letzten Nettoeinkommens, höchstens jedoch 1.800 Euro im | |
Monat bekommen, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Wohlfahrtsverbandes, | |
Ulrich Schneider. Das Familienpflegegeld würde zu Mehrkosten von 2,4 | |
Milliarden Euro pro Jahr führen. Rund 1 Million Angehörige wären nach | |
Rechnung des Verbandes berechtigt, die neue Leistung in Anspruch zu nehmen. | |
Mit dem Vorschlag reagiert der Wohlfahrtsverband auf den [1][Gesetzentwurf | |
von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU)], nach dem Angehörige | |
ihre "Familienpflegezeit" selbst finanzieren müssen. Laut diesem | |
Gesetzentwurf, der im kommenden Jahr in Kraft treten soll, können pflegende | |
Angehörige ihre Arbeitszeit bis zu einer Dauer von zwei Jahren um 50 | |
Prozent reduzieren und bekommen währenddessen 75 Prozent ihres letzten | |
Gehalts. Nach Ablauf der zwei Jahre müssen sie allerdings wieder Vollzeit | |
arbeiten - und kriegen dabei nur 75 Prozent vom letzten Arbeitsentgelt, bis | |
das Zeitkonto ausgeglichen ist. | |
Auch die SPD-Fraktion schlägt eine Lohnersatzleistung für pflegende | |
Angehörige vor, allerdings ist diese nicht so exakt beziffert und nicht so | |
großzügig ausgestaltet wie in der Forderung des Paritätischen. | |
30 Sep 2011 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
## TAGS | |
Familienministerium | |
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