# taz.de -- Kommentar Lafontaine-Comeback: Oskar, das Linksparteigespenst | |
> Die Eurokrise wäre eine gute Kulisse für einen großen Auftritt des | |
> Sozialpopulisten Lafontaine. Kommt er zurück? Im Sinne seiner Partei | |
> sollte er sich bald entscheiden. | |
Wir wissen nicht, ob Oskar Lafontaine die Linkspartei wieder führen will. | |
Aber man kann klar sehen, wann sich für ihn ein Comeback politisch lohnt. | |
Die drei ausschlaggebenden Faktoren heißen: Steinbrück, Neuwahlen, | |
Eurokrise. | |
Wenn die SPD mit Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück in die Mitte strebt, | |
wird die Linkspartei unverhofft viel Raum bekommen. Außerdem möchte | |
Lafontaine gewiss nur ungern die Chance versäumen, dem Weltökonomen | |
Steinbrück zu erklären, dass er keine Ahnung hat. Neuwahlen wären zudem | |
eine ideale Situation, um mit einem großen Auftritt zurückzukehren – direkt | |
vor dem Elfmeterschießen auf den Platz gewissermaßen. | |
Der wichtigste Punkt ist dabei, wie sich die Eurokrise entwickelt. Bis | |
jetzt spürt man davon in Deutschland wenig. Es gibt zwar betrübliche | |
Nachrichten von der Börse, aber sonst läuft noch alles rund. Das muss nicht | |
so bleiben. Wenn sich zeigt, dass die Krise den deutschen Sozialstaat | |
zerfrisst, wird dies der Moment sein, in dem ein talentierter | |
Sozialpopulist auf offene Ohren stößt. | |
Ein Gespenst, liest man auf Wikipedia, "ist ein häufig mit übernatürlichen | |
Fähigkeiten ausgestattetes, aber zugleich mit menschlichen Eigenschaften | |
versehenes Wesen." Fasziniert und furchtsam schaut die Linkspartei auf | |
Lafontaine, dem seit seinem Rückzug etwas Geisterhaftes anhaftet: Er ist | |
anwesend und abwesend zugleich. Manche halten ihn für den Erlöser, der die | |
Partei endlich aus dem tiefen Tal führen wird, andere für den Verführer, | |
mit dem die Partei in der Sackgasse der Fundamentalopposition landet. | |
Derzeit ist Lafontaine nicht richtig da, aber auch nicht weg. Produktiv | |
sind solche Zwischenzustände nie. Falls Lafontaine an der Linkspartei etwas | |
liegt, muss er das Rätselspiel beenden. Nicht irgendwann, sondern bald. | |
4 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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