# taz.de -- Reaktionen bei der SPD-Linken: "Jetzt wird's rappeln" | |
> Die linken Sozialdemokraten zürnen über die Absage an Rot-Grün. Andere | |
> Genossen meinen: Ohne Vertrauen kann man nicht koalieren. | |
Bild: Die Genossen verstehen Berlin - ihre Partei nicht mehr so richtig. | |
Als Rot-Grün am Mittwochmittag platzt, herrscht Fassungslosigkeit. Beim | |
linken SPD-Flügel. "Eine Katastrophe", schimpft ein Abgeordneter. Eine | |
"reine Machtentscheidung", holzt ein anderer Linker. Andere drohen mit | |
Aufstand: Es habe sich zuletzt viel "Unmut" in der Partei angestaut. "Jetzt | |
wird's rappeln." | |
Als "extrem bitter" bezeichnet der SPD-Linke Daniel Buchholz die geplatzten | |
Koalitionsgespräche mit den Grünen. "Es geht um so viel mehr als 3,2 | |
Kilometer Autobahn." Von der Stimmung in der Stadt und für die Lösungen | |
hiesiger Probleme sehe er nur ein rot-grünes Bündnis, so Buchholz. Scharfe | |
Kritik auch von den Jusos. Man werde die "eigenmächtige" Absage nicht | |
einfach hinnehmen, so Landeschef Christian Berg. "Ich sehe nicht wie mit | |
der CDU sozialdemokratische Inhalte umgesetzt werden können." Berg fordert | |
einen außerordentlichen SPD-Parteitag, um dem Willen der Basis nach | |
Rot-Grün "Stimme zu verleihen". Wichtig, so heißt vielfach, wären jetzt | |
zumindest "ein paar Tage Denkpause". | |
Die Wut vieler SPD-Linker richtet sich auf das Führungsduo Klaus Wowereit | |
und Fraktionschef Michael Müller. "Betonköpfig", nennt Berg deren Vorgehen. | |
Intern wird Wowereit und Müller vorgeworfen, Rot-Grün vorsätzlich gegen die | |
Wand gefahren und auf eine sicherere Mehrheit mit der CDU gezielt zu haben. | |
Die A100 habe dabei von Anfang an als Spaltpilz fungiert. Warum, fragt ein | |
Abgeordneter, habe man nicht den Grünen ein A100-Moratorium für die | |
Legislatur zugestanden und dafür andere "SPD-Essentials" durchgesetzt? Die | |
Grünen wären der SPD in anderen Punkten ja "überraschend weit | |
entgegengekommen". | |
Der Ärger über Wowereit und Müller reiche in der Partei "weit, ziemlich | |
weit", heißt es von linker Seite. Nicht auszuschließen, dass das | |
CDU-Manöver für die beiden "nach hinten losgeht". In der SPD-Fraktion | |
stellen die Linken die Mehrheit, die meisten Kreisvorsitzenden gehören dem | |
Flügel an. Einhellig ist der Unmut aber nicht. Der Sprecher der SPD-Linken | |
und Mitsondierer Mark Rackles sieht die Schuld eher bei den Grünen: Die | |
hätten sich nicht an Absprachen gehalten. "Das hätte ein Regieren sehr | |
schwer gemacht." | |
Einig ist man sich flügelübergreifend: Die Verhandlungen mit der CDU würden | |
"kein Selbstläufer". Die Gespräche seien nicht so reibungslos verlaufen, | |
wie immer dargestellt. "Das wird sicher kein Hurra", heißt es auch | |
außerhalb der SPD-Linken. Rot-Schwarz würde ein "Zweckbündnis", bei dem es | |
gelte, möglichst viele sozialdemokratische Inhalte umzusetzen. | |
Die Absage sei dennoch alternativlos gewesen, betont Christian Gaebler, | |
bisher parlamentarischer Geschäftsführer. Wiederholt sei die SPD bei der | |
A100 zu Kompromisse bereit gewesen, die Grünen aber hätten ihre | |
Glaubwürdigkeit über Lösungen gestellt. "Wir hatten den Eindruck, die | |
wollten uns austricksen", so Gaebler. Das Vertrauen sei so nachhaltig | |
erschüttert worden. Das aber sei bei einer Mehrheit von nur zwei Stimmen | |
unabdingbar. | |
Und wenn's auch mit der CDU nicht klappt? Neuwahlen seien kein Thema, | |
versichert Gaebler. "Die Mehrheiten sind ja da." | |
5 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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