# taz.de -- Koalitionsverhandlungen in Berlin: Rot-Grün gescheitert | |
> Eine rot-grüne Koalition wird es in Berlin nicht geben. Die Verhandlungen | |
> zwischen SPD und Grünen sind bereits in der ersten Runde gescheitert, so | |
> Klaus Wowereit. | |
Bild: Am Boden wegen der A100: Rot-Grün in Berlin wird es nicht geben. | |
BERLIN dpa | Die SPD hat die Koalitionsverhandlungen mit den Grünen in der | |
Hauptstadt platzen lassen. Die Gespräche scheiterten am Mittwoch bereits | |
nach gut einer Stunde an den unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten zur | |
Stadtautobahn A100. Das gaben der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit | |
(SPD), der SPD-Vorsitzende Michael Müller sowie die Grünen-Chefin Bettina | |
Jarasch anschließend bekannt. | |
Die SPD wollte diese Stadtautobahn um 3,2 Kilometer verlängern, falls eine | |
Umwidmung der Bundes-Gelder nicht möglich sei. Die Grünen haben den | |
Autobahnbau unter allen Umständen strikt abgelehnt. Beide Seiten schoben | |
sich gegenseitig die Schuld für den Abbruch der Verhandlungen zu. | |
"Wir haben deutlich Kompromissangebote gemacht. Aber es gibt einen Punkt, | |
wo alle Gespräche mal beendet sind", sagte Müller. Der sei mit dem erneuten | |
Kompromissangebot erreicht gewesen. "Wir erkennen hier nicht die | |
Kompromissbereitschaft der Grünen", kritisierte der SPD-Chef. Seine | |
Grünen-Kollegin Jarasch erklärte dagegen: "Es ist nicht wirklich an der | |
A100 gescheitert.. Es gab nicht wirklich den Willen bei der SPD, gemeinsam | |
mit uns eine Koalition einzugehen." So ähnlich formulierte es auch | |
Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann. | |
## "Nicht in Einklang zu bringen" | |
Zuletzt hatten SPD und Grüne in Berlin von Juni 2001 bis Januar 2002 in | |
einem rot-grünen Minderheitssenat zusammen regiert, der von der damaligen | |
PDS toleriert worden war. Zuvor hatten die drei Parteien den langjährigen | |
CDU-Regierungschef Eberhard Diepgen mit einem konstruktiven | |
Misstrauensvotum gestürzt. Die SPD hatte davor die große Koalition mit der | |
CDU wegen deren Parteispenden- und Bankenaffäre platzen lassen. Den ersten | |
rot-grünen Senat hatte es zu Zeiten des Mauerfalls 1989/1990 gegeben. | |
Das mögliche rot-grüne Bündnis scheiterte nach den Worten Wowereits an der | |
Autobahn. "Bei dem Thema A100 sind die Positionen offenbar nicht in | |
Einklang zu bringen", sagte er. "Es geht jetzt einfach um die Feststellung, | |
dass das offensichtlich nicht klappt." | |
Die Landesvorstände von SPD und Grünen hatten am 26. September die Aufnahme | |
von rot-grünen Koalitionsverhandlungen beschlossen. Deshalb sollte am | |
Nachmittag das SPD-Gremium über den neuen Stand der Dinge unterrichtet | |
werden. Es müsste einen neuen Beschluss zugunsten der CDU fällen. Ein | |
rot-schwarzes Bündnis hätte zehn Stimmen mehr als die absolute Mehrheit, | |
die für die Wahl des Regierenden Bürgermeisters gebraucht wird. Rot-Grün | |
hätte nur eine Stimme mehr gehabt. | |
Der von SPD und Grünen erzielte Kompromiss zur A100 war nicht tragfähig | |
ist. Beide Parteien interpretierten ihn unterschiedlich. Die Grünen | |
sperrten sich strikt gegen den Weiterbau, auch wenn eine Umwidmung der | |
Bundesmittel in Höhe von 420 Millionen Euro dafür nicht möglich wäre. Die | |
SPD wollte dann bauen. | |
5 Oct 2011 | |
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