# taz.de -- Grünen-Bürgermeister freut sich auf Opposition: "Die A 100 war un… | |
> Kreuzbergs Bürgermeister verteidigt harte Linie bei den | |
> Koalitionsverhandlungen und kündigt starke Opposition gegen Rot-Schwarz | |
> an - etwa beim Thema Mieten. | |
Bild: Weiterbau? "Unverhandelbar", sagt Grünen-Bürgermeister Franz Schulz. | |
taz: Herr Schulz, ist die grüne Standhaftigkeit in der Frage der A 100 | |
entscheidender als eine grüne Mitgestaltung der Stadt? | |
Franz Schulz: Zuerst mal: Es war Klaus Wowereit, der die Koalitionsrunde | |
abgesagt hat. Zum Zweiten ging es nicht nur um die A 100, sondern um die | |
zentrale Frage, wie wir städtische Mobilität künftig gestalten wollen. Der | |
Stopp der A 100 war ein Essential der Grünen, wie es die beitragsfreien | |
Kita-Jahre für die SPD waren. Da sind wir auch nicht gekommen und haben | |
gesagt: Schafft das wieder ab. | |
War die A 100 wirklich so wichtig? Ihr Kollege Christian Ströbele spricht | |
von einem "wichtigen Punkt, keinem Essential". | |
Meiner Ansicht nach war dieser Punkt unverhandelbar. Ich denke, die Wähler | |
wollen, dass Versprechen auch nach Wahlen eingehalten werden. Es hätte der | |
Partei das Genick gebrochen, hätten wir hier nachgegeben. Ich habe zuletzt | |
viele, viele Stimmen im Bezirk gehört, die gesagt haben: "Wenn ihr bei der | |
A 100 umfallt, haben wir euch das letzte Mal gewählt!" Das habe ich in | |
dieser Intensität in den letzten 20 Jahren nicht erlebt. | |
Jetzt kommt die A 100 trotzdem. Und Rot-Schwarz obendrauf. | |
Ob die A 100 kommt, wollen wir erst mal sehen. Es gibt ja weder Gelder im | |
Bundeshaushalt, noch ist klar, wie die Verkehrspolitik nach der | |
Bundestagswahl 2013 aussieht. Und die Grünen werden auch in der Opposition | |
weiter mit den Bürgerinitiativen gegen den Weiterbau kämpfen. | |
Wäre das nicht absurd: Rot-Grün scheitert an einer A 100, die nie kommt? | |
Ebendeshalb hatte unsere Verhandlungskommission versucht, Zeit zu gewinnen | |
in dieser Frage. Das ist misslungen. | |
Hat Ihr Parteiflügel, die linken Grünen, mit seinem kategorischen Nein zur | |
A 100 und der Festlegung auf Rot-Grün vor der Wahl alles vermasselt? | |
In beiden Fällen war eine Klarstellung absolut richtig. Eher noch kam sie | |
zu spät. Erst durch verunsicherte Grünen-Wähler sind die Piraten so stark | |
geworden. Die Strategie, die Grünen in die Mitte zu rücken und ein Bündnis | |
mit der CDU offenzuhalten, hat sich da gerächt. Ich habe das von Anfang für | |
falsch gehalten, weil die Grünen dadurch an Profil verlieren. | |
Die Grünen sind nach 2001 und 2006 jetzt zum dritten Mal an der SPD | |
gescheitert: Ist Ihre Partei regierungsuntauglich? | |
Alle drei Male hat für die SPD Klaus Wowereit die Verhandlungen geführt. | |
Ich bin überzeugt, dass er nie Interesse an Rot-Grün hatte. Solange er die | |
SPD führt, wird Rot-Grün unmöglich sein. | |
Also künftig Schwarz-Grün? | |
Nein. Aber etwa eine Koalition mit der Linkspartei darf für die Grünen kein | |
Tabu sein. In Friedrichshain-Kreuzberg funktioniert diese Zählgemeinschaft | |
seit Jahren. | |
In der Opposition sind Grüne, Linke, Piraten. Was ist von dem Linksblock zu | |
erwarten? | |
Ich sehe das als große Chance, als Grüne das eigene Profil zu schärfen und | |
aufzuzeigen, dass die SPD in der Regierung längst keine linke Politik mehr | |
macht. Der Druck der Opposition auf Rot-Schwarz wird enorm sein. Wenn beide | |
etwa in der Mietenpolitik so untätig bleiben, wie zu befürchten ist, werden | |
sie es sehr, sehr schwer haben. Denn jetzt sitzen in der Opposition | |
durchweg Parteien, die in der Lage sind, die Bürger zu mobilisieren. | |
6 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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