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# taz.de -- Gewalt vor Wahlen im Kongo: Tote und Verletzte in Kinshasa
> Am Donnerstag ist die größte kongolesische Oppositionspartei auf die
> Straße gegangen, um für eine demokratische Wahl zu kämpfen. Der Marsch
> wurde brutal aufgelöst.
Bild: Im Volk immer unbeliebter: Amtsinhaber Kabila.
GOMA taz | Bei der Niederschlagung einer Demonstration der größten
kongolesischen Oppositionspartei UDPS (Union für Demokratie und Sozialen
Fortschritt) sind in der Hauptstadt Kinshasa am Donnerstag nach Angaben von
Menschenrechtlern mehrere Menschen ums Leben gekommen.
Mindestens zwei Tote, rund zehn Verletzte und dutzende Festnahmen
bestätigte die Menschenrechtsorganisation VSV (Stimme der Stimmlosen) am
Abend gegenüber der taz und sprach von großer Brutalität bei der Auflösung
des nicht genehmigten Protestmarsches.
Mit ihrer Demonstration wollte die UDPS, die aus der historischen
Demokratiebewegung des Kongo hervorgegangen ist, ihren Druck auf die
Wahlkommission erhöhen, vermutete Unregelmäßigkeiten bei der Vorbereitung
der für 28. November angesetzten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen
erhöhen.
Die Behörden hatten den Marsch wie bereits vorhergehende solche
Veranstaltungen verboten. Die Stimmung in Kinshasa ist sehr angespannt,
seit es bei rivalisierenden Märschen der UDPS und der Regierungspartei PPRD
(Volkspartei für Wiederaufbau und Entwicklung) Anfang September bereits
Tote gegeben hatte.
## Jugendliche Schlägertrupps gegen Bares
Nach Angaben von VSV wurden die Demonstranten nicht nur von
Sicherheitskräften auseinandergetrieben, sondern auch von Milizionären mit
Macheten. Es könnte sich um kurzfristig angeheuerte Jugendliche handeln,
sagte VSV-Präsident Dolly Ibefo. Seit einigen Jahren wird aus Kinshasa
immer wieder berichtet, dass Parteien oder Politiker unter der meist
arbeitslosen Jugend der Acht-Millionen-Metropole Schlägertrupps anwerben,
um Gegner einzuschüchtern. Dieses Phänomen dürfte im beginnenden Wahlkampf
weiter zunehmen, befürchten Beobachter.
UDPS-Führer Etienne Tshisekedi, der bereits in den 1990er Jahren gegen die
Mobutu-Diktatur im damaligen Zaire kämpfte, rechnet sich gute Chancen auf
den Sieg bei den Wahlen aus, weil Amtsinhaber Joseph Kabila den Großteil
seiner Popularität im Volk verloren hat.
Tshisekedi befindet sich derzeit in Washington zu Gesprächen mit anderen
Oppositionskandidaten über deren Rückzug zugunsten einer gemeinsamen
Oppositionskandidatur gegen Kabila. Sollte das klappen, wofür einiges
spricht, würden Tshisekedis Siegeschancen stark steigen - das Risiko, dass
das Kabila-Lager das mit Gewalt zu verhindern versucht, allerdings auch.
Der Donnerstag war bereits vorab von der Pro-Kabila-Zeitung L'Avenir als
entscheidender Tag bezeichnet worden. Aus Angst vor zunehmender Gewalt
hatte zudem die deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
(GIZ) kurzfristig ihren deutschen Mitarbeitern die Einreise in den Kongo in
den kommenden Tagen verboten.
6 Oct 2011
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
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