# taz.de -- Weitere Bundesländer nutzten Trojaner: Förderalistische Staatsspi… | |
> Neben Bayern haben mindestens fünf weitere Bundesländer Staatstrojaner | |
> eingesetzt. Alle beteuern, Ermittler hätten sich genau an gesetzliche | |
> Vorgaben gehalten. | |
Bild: Wer benutzte alles den Staatstrojaner? Auch der Zoll soll bei der Herstel… | |
BERLIN dpa/taz | Ein Staatstrojaner kommt selten allein: Mehrere | |
Bundesländer haben Software zur Überwachung von Internet-Telefonaten | |
eingesetzt. Alle beteuern aber, dass sich die Ermittler genau an | |
richterliche und gesetzliche Vorgaben gehalten hätten. Doch der aus Bayern | |
bekannt gewordene Fall, in dem die Software auch Screenshots vom Bildschirm | |
des Verdächtigten machte, heizt die Diskussion über den Umgang mit dem | |
Staatstrojaner an. | |
In einer Veröffentlichung vom Wochenende kritisierte der Chaos Computer | |
Club, dass die Staatstrojaner auch durch Dritte ausgenutzt werden können. | |
Außerdem könnten diese von den Behörden zusätzlich zu einer Überwachung der | |
Onlinekommunikation auch für eine Durchsuchung der infizierten Rechner | |
missbraucht werden. Inzwischen können die bekannten Versionen der | |
Staatstrojaner von herkömmlichen Antivirenprogrammen entfernt werden. Den | |
Trojanereinsatz in Bayern hatte bereits das Landgericht Landshut für | |
rechtswidrig erklärt. | |
Doch nicht nur Bayern hat versucht, Internet-Telefonate abzuhören. Mehrere | |
Bundesländer erklärten, ebenfalls Trojaner für die Quellen- TKÜ verwendet | |
zu haben. In Baden-Württemberg kam dabei nach Angaben des Innenministeriums | |
eine Basisversion der in Bayern genutzten Software zum Einsatz. Diese sei | |
aber in allen Fällen so programmiert worden, dass sie der richterlichen | |
Anordnung entspreche, teilte das Innenministerium mit. Nach der Kritik an | |
der Spionage-Software habe man den Einsatz gestoppt. | |
Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Brandenburg erklärten, ebenfalls | |
Trojaner für die Quellen-TKÜ verwendet zu haben. Die Innenministerien und | |
Ermittlungsbehörden betonten jedoch, dass dabei immer gesetzliche und | |
richterliche Auflagen eingehalten worden seien. | |
## Auch Bundesbehörden bestellten bei DigiTask | |
Nordrhein-Westfalen erklärte, dass der Verfassungsschutz keine | |
Spionage-Software verwendet habe. Ob bei der Strafverfolgung ein Trojaner | |
zum Einsatz, werde noch geprüft - bislang gebe es auch darauf keine | |
Hinweise, hieß es im Innenministerium. Rheinland-Pfalz will nur einmal | |
technische Vorbereitungen für eine solche Überwachung getroffen haben, ohne | |
dass es zu einem Einsatz kam. Das Landeskriminalamt (LKA) im Saarland | |
erklärte dagegen, das Polizeirecht des Landes biete keine Grundlage für den | |
Einsatz des "Staatstrojaners". | |
Die hessische Firma DigiTask, die den untersuchten Trojaner programmiert | |
haben soll, hat offenbar auch für andere deutsche Behörden gearbeitet. So | |
hätten das Landeskriminalamt Baden- Württemberg, die Bundesnetzagentur und | |
das Zollkriminalamt Aufträge in Millionenhöhe vergeben, berichtete Spiegel | |
Online am Dienstag unter Berufung auf eine Online-Datenbank der | |
Europäischen Union. | |
11 Oct 2011 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Schwerpunkt Überwachung | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bundesregierung zum Staatstrojaner: Keine eigene Expertise | |
Vertreter der Bundesregierung sprechen über den Staatstrojaner und wie sie | |
sich auf die Firma Digitask verlassen. Auszüge aus der | |
Bundespressekonferenz. | |
Schnüffelsoftware auf Bundesebene: Mein Trojaner ist besser als deiner | |
Auch auf Bundesebene ist staatliche Spitzelsoftware eingesetzt worden. Das | |
Innenministerium behauptet aber, dass die Vorwürfe des CCC auf sie nicht | |
zutreffen. | |
Staatstrojaner gegen Drogendealer: Heimlicher Einbruch bei Dieben | |
Bayerns LKA bricht auch mal heimlich in ein Firmenbüro ein, um | |
Schnüffelsoftware zu installieren. Bisher haben Staatstrojaner mehr als | |
160.000 Screenshots angefertigt. | |
Staatliche Überwachung per Trojaner: "Stets im rechtlichen Rahmen" | |
Die vom Chaos Computer Club untersuchten Trojaner sorgen für Aufregung. | |
Selbst die Kanzlerin fordert Aufklärung. Doch Bayern behauptet, der Einsatz | |
war rechtmäßig. | |
Überwachung im Netz: Bundestrojaner ist Bayerntrojaner | |
Das Landgericht Landshut urteilte schon im Januar: Screenshots bei | |
E-Mail-Überwachung sind unzulässig. Dennoch wurden sie in Bayern in | |
mindestens vier Fällen weiter praktiziert. |