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# taz.de -- Kommentar Occupy-Proteste in Rom: Eben kein zweites Genua
> Anders als in Genua vor zehn Jahren schlug die Polizei in Rom nicht
> wahllos zu, als sich dort am Wochenende Hunderttausende der
> occupy-wallstreet-Bewegung anschlossen.
Bild: Teilnehmer der Demonstration gegen die Macht der Banken.
Rom am Samstag, das waren Bilder wie zuletzt vor zehn Jahren in Genua. Da
sind Hunderttausende Demonstranten auf den Straßen, die friedlich
protestieren, doch unter sie haben sich ein paar hundert Black-Blocker
gemischt, die eine Spur der Verwüstung hinter sich herziehen.
Doch zwei Dinge waren völlig anders als in Genua. Diesmal schlug die
Polizei nicht wahllos zu, sie ließ die friedlich Demonstrierenden
unbehelligt. Vor allem aber war der Bruch zwischen den "Militanten" mit
ihren Kapuzen-Shirts und dem Gros der Demonstranten zu beobachten. "Wir
sind 99 %", dieser Slogan, der zunächst auf die Reichen, die Banken, die
Politik zielte, wurde während des Marschs zur Parole gegen die Randalierer.
Gegen Randalierer, die die Demonstranten um sie herum gleichsam als
menschliche Schutzschilde missbrauchten: zu keinem Zeitpunkt verließen sie
dem enormen Zug, sondern schlugen immer wieder aus seiner Mitte heraus zu.
Die, die so vom schwarzen Block in Geiselhaft genommen wurden, reagierten
mit empörten Sprechchören, "Lumpen! Faschisten!", aber auch ganz praktisch.
Mehrfach kam es zu Rangeleien, zu Schlägereien, drei Autonome wurden gar
von Demonstranten festgehalten, nachdem sie ein Auto angezündet hatten -
das übrigens einer Arbeitslosen gehörte - und dann der Polizei übergeben.
Dies zeigt: Der Bruch zwischen dem Gros der Bewegungen und den
"Straßenkämpfern" ist total. Die Zeiten, in denen auch friedliche
Protestierer theoretisierten, jeder wähle am Ende selbst seine
Protestformen, wie man es in Genua zum Beispiel oft hören konnte -, diese
Zeiten sind definitiv vorbei. Die breite Masse der Bewegungen will sich
nicht mehr instrumentalisieren lassen, sie weiß: Die Chancen zur
Verstetigung der Proteste stehen selbst nach den Ausschreitungen von Rom
gut. Unter einer Bedingung allerdings: dass es gelingt, zur Not auch mit
Ordnerdiensten, die Gewalttätigen in die Schranken zu weisen.
16 Oct 2011
## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Schwerpunkt Occupy-Bewegung
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