# taz.de -- Bundestagsfraktion der Linkspartei: Gysi bleibt einsame Spitze | |
> Weiter ohne Wagenknecht: Gregor Gysi bleibt alleiniger Fraktionschef der | |
> Linkspartei. Aber die Personaldebatten in der Partei gehen weiter. | |
Bild: Gysi gestikuliert erfreut nach der Sitzung, bei der er sein Chefmonopol v… | |
BERLIN taz | Gregor Gysi hat sich gegen Sahra Wagenknecht durchgesetzt - | |
und die Mehrheit der Linksfraktion hinter sich gebracht. So kann man | |
zusammenfassen, was die Linksfraktion im Bundestag am Dienstag beschlossen | |
hat. Wagenknecht, die den linken Flügel repräsentiert und seit der | |
Finanzmarktkrise einer der wichtigsten Köpfe der Partei geworden ist, | |
wollte gleichberechtigte Fraktionschefin an Gysis Seite werden. Dazu hätte | |
die Fraktion beschließen müssen, dass mit der Quotierung und Doppelspitze | |
auch in der Fraktion nun Ernst gemacht wird. | |
Doch die Quote wird bis 2013 ausgesetzt. Gysi bleibt alleine Chef, | |
Wagenknecht und die frauenpolitische Sprecherin Cornelia Möhring sollen | |
seine ersten Stellvertreterinnen werden. Zweite Stellvertreter werden die | |
derzeitigen Vizefraktionschefs Dietmar Bartsch und Ulrich Maurer. Das hat | |
die Fraktion mit klarer Mehrheit 47 gegen 25 Stimmen durchgewunken. Jan | |
Korte, der zum pragmatischen Flügel zählt, lobte die Entscheidung: "Ein | |
kluger Kompromiss, der Gysi stärkt." | |
Vorausgegangen war in der Fraktion eine kurze Debatte. Gysi hatte | |
klargemacht, dass er allein Fraktionschef bleiben will. Ein Votum für | |
Wagenknecht wäre danach als Angriff auf Gysi gelesen worden. Zudem stellen | |
die Pragmatiker knapp die Mehrheit in der Bundestagsfraktion. Einige | |
Reformer hatten sogar mit dem Gedanken gespielt, die Fraktion zu verlassen, | |
falls Wagenknecht Fraktionschefin würde. | |
Wagenknecht, die in der Öffentlichkeit moderat und kenntnisreich auftritt, | |
wird nachgesagt, intern zu polarisieren. Gysis erklärtes Ziel ist aber, | |
genau dies, eine weitere Entfernung der Flügel voneinander, zu verhindern. | |
Die neue Fraktionsspitze soll am 8. November gewählt werden. | |
## Lötzschs einsame Entscheidung | |
Der Reformer Stefan Liebich sagte der taz, dass es "richtig ist, dass Gysi | |
die Fraktion alleine führt". Bei der Entscheidung sei es "nicht so sehr um | |
Feminismus, sondern um die Frage der politischen Richtungsentscheidung" | |
gegangen. | |
Vor der Fraktionssitzung hatte Gysi durchblicken lassen, was er von der | |
zweiten Personalie in der Linkspartei hält: nichts. Parteichefin Gesine | |
Lötzsch hatte am Morgen überraschend angekündigt, im Mai 2012 wieder zu | |
kandidieren. Gysi bemerkte dazu knapp: "Ich habe das zur Kenntnis | |
genommen." Und verschwand im Fraktionssaal. | |
Unter dem Spitzenduo Klaus Ernst und Gesine Lötzsch hat die Linkspartei | |
seit dem Mai 2010 nicht viel Glück gehabt, viele miese Schlagzeilen und | |
keine Wahlsiege produziert. Lötzsch erklärte am Dienstag, dass sie das | |
"Katz-und-Maus-Spiel" beenden wolle. Abgesprochen hatte sie ihre | |
Nominierung offenbar mit niemandem - ein Zeichen, wie einsam die | |
Parteispitze agiert. | |
Manche in der Partei hoffen zudem auf eine Rückkehr von Oskar Lafontaine, | |
wobei dessen Funktion offen ist. Lötzsch hat in der Partei keine Hausmacht. | |
Sie wird weder von den Pragmatikern noch von den Fundis unterstützt. Ihre | |
überraschende Ankündigung, wieder anzutreten, ist offenbar der Versuch, | |
eine letzte Chance zu wahren. Und schon mal klarzumachen, dass Wagenknecht, | |
die nun vielleicht Parteichefin werden will, auf jeden Fall Konkurrenz | |
hätte. | |
25 Oct 2011 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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