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# taz.de -- "Secure Boot" für Windows 8: Gefahr für Linux
> Microsoft fordert eine Hardwarefunktion, die die Benutzung anderer
> Betriebssysteme behindern könnte. Nach Meinung eines Experten wäre das
> "eindeutig rechtswidrig".
Bild: Schick - aber gefährdet: Ein aufgeräumter Linux-Desktop.
BERLIN taz | Mit der Einführung von Windows 8 im komenden Jahr könnten für
Benutzer alternativer Betriebssysteme wie Linux neue Schwierigkeiten bei
der Installation auftauchen.
Der Grund: Hardwarehersteller, die ihre Computer als "Windows 8-kompatibel"
zertifizieren möchten, müssen hierfür eine Funktion namens "Secure Boot"
bereitstellen und standardmäßig aktivieren. "Secure Boot" soll
gewährleisten, dass sich keine Viren in den Startvorgang des Systems
einnisten können.
Die Funktion könnte allerdings auch dazu führen, dass die Installation
alternativer Betriebssysteme wie Linux verhindert wird. Der Computer würde
beim Starten überprüfen, ob der sogenannte Bootloader, der für den
Systemstart zuständig ist, eine korrekte digitale Signatur besitzt.
Wie diese Funktion genau ausgestaltet wird, liegt bei den
Hardwareherstellern. Sie könnten ausschließlich von Microsoft digital
signierte Bootloader akzeptieren – damit wären alle anderen Betriebssysteme
ausgesperrt. Eine Installation von Linux auf einem derartigen Computer wäre
dann nicht mehr möglich.
## Zwang zu Windows?
"Anwender müssen die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, welches
Betriebssystem sie installieren", erklärte Matthias Kirschner von der Free
Software Foundation Europe der taz. "Wir befürchten, dass unter dem Label
'Secure Boot' versucht wird, genau das zu verhindern. Computerbesitzer
sollen gezwungen werden, Windows zu nutzen."
[1][Microsoft bestreitet], mit diesem Vorstoß andere Betriebssysteme
ausschließen zu wollen. Nutzer, die diese Funktionalität nicht haben
wollen, könnten sie abschalten. Doch ob und wie einfach das möglich sein
wird, ist unklar. Linux-Entwickler Matthew Garret geht davon aus, dass
viele PC-Hersteller "Secure Boot" aktivieren werden, [2][ohne eine
Abschaltmöglichkeit bereitzustellen].
Garret schlägt als Alternative vor, dass Nutzer selbst in der Lage sein
müssen, zu entscheiden, welchen Systemen sie vertrauen. Über ein
standardisiertes Verfahren sollen Nutzer in der Lage sein, einen
Signaturschlüssel per USB-Stick auf einfache Weise nachzuinstallieren.
Garret hat das Verfahren dem Hardware-Standardisierungsgremium der
sogenannten UEFI-Arbeitsgruppe vorgelegt, die "Secure Boot" entworfen hat.
Damit könnten auch Linux-Anwender von der erhöhten Sicherheit profitieren.
## "Erweiterung des Microsoft-Monopols wäre ein Desaster"
"Die Erweiterung des Microsoft-Monopols auf Hardware wäre ein Desaster, es
würde Kundenentscheidungen einschränken und Innovationen verhindern",
erklärte der renommierte Computersicherheits- und Verschlüsselungsforscher
Ross Andresson [3][in seinem Blog]. "Das wäre eindeutig rechtswidrig und
muss verhindert werden."
Andersson sieht in "Secure Boot" eine Wiederbelebung von Ideen der
Initiative "Trusted Computing Platform Alliance" (TCPA). Diese wurde 1999
von Microsoft, Intel, IBM und weiteren Hard- und Softwarekonzernen ins
Leben gerufen. TCPA sah neben anderen umstrittenen Funktionen bereits ein
ähnliches Konzept vor. Dagegen hagelte es schon damals heftige Kritik aus
der Fachwelt, als Folge wurde das Konzept nie in vollem Umfang umgesetzt.
27 Oct 2011
## LINKS
[1] http://blogs.msdn.com/b/b8/archive/2011/09/22/protecting-the-pre-os-environ…
[2] http://mjg59.dreamwidth.org/5552.html
[3] http://www.lightbluetouchpaper.org/2011/09/20/trusted-computing-2-0/
## AUTOREN
Hanno Böck
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