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# taz.de -- Rassismusvorwurf gegen Chelseas Terry: "...du verdammte schwarze F.…
> Der Fußballer John Terry steht im Verdacht, einen Gegenspieler
> rassistisch beleidigt zu haben. Er streitet den Wortlaut nicht ab, wohl
> aber den Zusammenhang.
Bild: Chelseas John Terry (r.) und Queens Park Rangers' Anton Ferdinand.
BERLIN taz | Nach der überraschenden 0:1-Niederlage des FC Chelsea bei den
Queens Park Rangers am vergangenen Wochenende steht Chelsea weiterer Ärger
ins Haus. Fünf Minuten vor dem Ende einer hart umkämpften Partie, bei der
neun gelbe und zwei rote Karten verteilt wurden, soll Chelseas
Abwehrspieler John Terry seinen Gegenspieler Anton Ferdinand als "verdammte
schwarze Fotze" beschimpft haben.
Im Internet kursieren Großaufnahmen von Terry, auf denen man die Worte von
seinen Lippen ablesen kann. Der 30-Jährige gibt auch zu, dass diese Worte
gefallen seien. Aber sie seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Er
habe im Gegenteil gesagt: "He, ich habe dich nicht als verdammte schwarze
Fotze bezeichnet." Die Videoaufnahmen geben darüber keinen Aufschluss, weil
ein Spieler durch das Bild läuft und Terry verdeckt, als er den ersten Teil
des Satzes gesagt haben will.
Terry behauptet, sein Mitspieler Ashley Cole habe ihn darauf aufmerksam
gemacht, dass Ferdinand glaube, er habe ihn rassistisch beleidigt. Deshalb
wollte er die Sache klarstellen. Das ist nicht unbedingt glaubwürdig, da
Ferdinand von der ganzen Sache überhaupt nichts mitbekommen hatte. Er war
nach dem Spiel in der Umkleidekabine von Chelsea und hat Terry bescheinigt,
"nichts Falsches gesagt" zu haben. Erst später erfuhr er von dem Vorfall
durch das Radio und das Internet.
Terry ist nicht nur Kapitän des FC Chelsea, sondern auch der englischen
Nationalmannschaft. Diesen Posten verlor er voriges Jahr vorübergehend,
nachdem seine Affaire mit der Freundin eines Mitspielers bekannt geworden
war. Wenigstens bleibt ihm eine Begegnung mit Anton Ferdinands älteren
Bruder Rio Ferdinand, Terrys Abwehrkollegen im Nationalteam, vorerst
erspart. Nationaltrainer Fabio Capello hat angekündigt, Rio Ferdinand für
die bevorstehenden Freundschaftsspiele gegen Spanien und Schweden nicht zu
nominieren, weil er jüngere Spieler testen wolle.
## Hitlergruß und Bananen
In den achtziger Jahren waren rassistische Vorfälle im englischen
Profifußball gang und gäbe. Zuschauer begrüßten schwarze Spieler mit
affenartigen Schreien, warfen Bananen aufs Spielfeld oder salutierten mit
dem Hitlergruß. Aber auch auf dem Spielfeld war Rassismus weit verbreitet.
Damals aktive schwarze Spieler sagen, dass sie sich ein dickes Fell zulegen
mussten, denn wenn sie sich beschwerten, galten sie als Memmen.
Erst durch Initiativen wie "Show Racism The Red Card" und "Kick It Out",
der sich sämtliche 92 Proficlubs angeschlossen haben, gelang es allmählich,
Rassismus aus den Stadien zu verbannen, da auch die Vereine hart
durchgreifen. Stadionverbote werden nicht nur wegen Krawallen verhängt,
sondern auch bei Beschimpfung des Gegners. So hat Terrys angebliche
Äußerung viel Wirbel in den Medien entfacht, zumal eine Woche zuvor Patrice
Evra von Manchester United behauptet hatte, dass ihn Liverpools Luis Suárez
rassistisch beleidigt habe.
Im Fall Terry hat die Polizei Ermittlungen aufgenommen, da ein
Fernsehzuschauer Anzeige gegen ihn erstattet hat. Der englische
Fußballverband untersucht die Vorwürfe ebenfalls. Er hat beim Fernsehsender
Sky angefragt, ob es weitere Aufnahmen aus einem anderen Kamerawinkel gebe.
Außerdem werden die Spieler befragt, die sich in der Nähe der Szene
befunden haben. Ob er allerdings zu einem Ergebnis kommt, ist ungewiss.
Vor vier Jahren beschuldigte der Joleon Lescott den Newcastle-Spieler Emre
Belözoglu, ihn als "verdammten Neger" bezeichnet zu haben. Der Verband
stellte die Untersuchung ein, weil sich Lescotts Behauptung nicht mit der
Aussage seines Mannschaftskameraden Tim Howard deckte. Der hatte erklärt,
Belözoglu habe "verdammter Nigger" gesagt.
27 Oct 2011
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
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