# taz.de -- Italien in der Krise: Ende des Schreckens | |
> Die italienische Regierung zeigt sich in der Krise als handlungsunfähig. | |
> Viele meinen, dies bedeute das Aus für Silvio Berlusconi. | |
Bild: Was reden die da? Silvio Berlusconi lauscht Nicolas Sarkozy und Angela Me… | |
ROM taz | "Merkel gibt Berlusconi die Hand" - auch das ist in der Eurokrise | |
eine Nachricht, die die italienischen Agenturen zur Eröffnung des | |
G-20-Gipfels sofort tickerten: Mittlerweile gilt es als kleine Sensation, | |
dass Italiens Regierungschef auf internationalem Parkett nicht gleich als | |
Paria abgekanzelt wird. | |
Derweil sind die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen des Landes auf 6,4 | |
Prozent geklettert. Der Eurorettungsschirm EFSF verschob mit Rücksicht auf | |
das Marktumfeld die Aufnahme einer neuen Anleihe für Irland. Am Mittwoch | |
gab es in Rom eine eilends einberufene Kabinettssitzung. Die Regierung | |
werde nun "einschneidende Beschlüsse" fassen. | |
Im Vorfeld war die Rede von einem Dekret, die Grundsteuer werde wieder | |
flächendeckend eingeführt, außerdem werde eine umfassende Vermögensteuer | |
aufgelegt, ja selbst eine einmalige Zwangsabgabe von 0,5 Prozent auf alle | |
Girokonten galt als möglich. | |
Möglich war dann am Ende aber nur ein Minibeschluss: In den nächsten Wochen | |
soll zum Beispiel die Privatisierung kommunaler Dienstleistungen | |
angeschoben, sollen zudem öffentliche Immobilien veräußert werden. Außerdem | |
will Italiens Regierung die Vertrauenskrise auf den Märkten damit | |
bekämpfen, dass sie jetzt endlich flächendeckend Breitbandinternet | |
einführen will. | |
Wie es um die Koalition bestellt ist, zeigten Indiskretionen aus der | |
Kabinettssitzung: Schatzminister Giulio Tremonti soll Berlusconi offen zu | |
"einem Schritt zurück" aufgefordert haben, der Regierungschef wiederum soll | |
entgegnet haben, Tremonti könne ja gehen. | |
Derweil eröffnete Staatspräsident Giorgio Napolitano ebenfalls am Mittwoch | |
Konsultationen mit den Chefs aller Oppositions- und Regierungsparteien: ein | |
Procedere, das eigentlich nur in Gang kommt, wenn eine Regierung schon | |
gestürzt ist. In der Tat wettet in Rom niemand mehr einen Cent auf | |
Berlusconis Überleben; in den letzten Tagen mehrten sich die Abgänge aus | |
seiner Fraktion, die Rufe auch ehemals Getreuer, er solle endlich das | |
Handtuch werfen. | |
Die Oppositionsvertreter erklärten ihrerseits dem Staatspräsidenten ihre | |
Bereitschaft, ein neues Krisenkabinett zu unterstützen, dessen Chef dann | |
wohl der frühere EU-Kommissar Mario Monti würde - wenn er denn eine breite | |
Unterstützung im Parlament erhielte. Davon aber will Berlusconi weiterhin | |
nichts wissen. Er hält an der Linie fest, dass nach seinem Sturz nur | |
sofortige Neuwahlen der Ausweg sein können. | |
3 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Michael Braun | |
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