Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Hinrichtung in den USA: Bezirksrichter verweigert Beweise
> Nächste Woche soll der als Mörder verurteilte Henry Skinner in Texas
> sterben. Ein Bezirksrichter verweigert den DNA-Test der Tatwerkzeuge. Die
> Zeit läuft.
Bild: Stolz auf seinen Hinrichtungsrekord: Texas' Gouverneur Rick Perry.
BERLIN taz | Ohne Begründung hat ein US-Bezirksgericht am Donnerstag den
Antrag des zum Tode verurteilten Henry Skinner abgelehnt, am Tatort
gefundene Gegenstände per DNA-Test zu untersuchen. Das [1][berichtet der
Houston Chronicle]. Damit wird die Zeit eng für den 49jährigen, der 1995
wegen der Ermordung seiner damaligen Freundin und deren zwei Kinder im Jahr
1993 zum Tode verurteilt worden war. Am Donnerstag kommender Woche soll
Skinner hingerichtet werden.
Skinner hat die Tat stets bestritten. Seit nunmehr zehn Jahren kämpft er
darum, dass das Messer, mit dem die Kinder erstochen wurden, und andere am
Tatort gefundene Gegenstände DNA-getestet werden. Er hofft, damit Zweifel
an seiner Schuld verstärken zu können.
Genau das lehnt die Staatsanwaltschaft ab: Sie argumentiert, auch solche
Testergebnisse seien nicht geeignet, die Unschuld Skinners zu beweisen. Dem
ist der Bezirksrichter offenbar gefolgt, ohne seine Entscheidung allerdings
zu begründen. Im [2][Urteil] heißt es nur lapidar, das Gericht sei der
Meinung, dass der Antrag abgelehnt werden solle.
Dabei gab es in den USA in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von
Verfahren, bei denen Verurteilte mitunter eineinhalb Jahrzehnte in den
Todestrakten saßen, bis per DNA-Test ihre Unschuld festgestellt werden
konnte.
Bereits im Frühjahr vergangenen Jahres sollte Skinner hingerichtet werden.
Nur eine Stunde vor der geplanten Exekution stoppte der Oberste Gerichtshof
die Hinrichtung, um Skinner die Möglichkeit zu geben, seine Forderung auf
DNA-Tests per Gericht einzuklagen.
## Perry will nicht eingreifen
In der vergangenen Woche appellierten prominente Juristen und Politiker,
darunter Richter, Anwälte und frühere Abgeordnete an den texanischen
Gouverneur Rick Perry, den DNA-Test zuzulassen. Perry, einer der drei in
den Umfragen führenden republikanischen Präsidentschaftskandidaten für die
Wahl im kommenden Jahr, wies den Appell allerdings mit der Begründung
zurück, er greife nicht in laufende Gerichtsverfahren ein.
Allerdings ist auch nicht zu erwarten, dass Perry sich jemals für einen
Todeskandidaten einsetzen würde: Bei verschiedenen Debatten der
republikanischen Präsidentschaftskandidaten verwies Perry nicht ohne Stolz
auf seinen Rekord: Mindestens 236 Menschen wurden in Texas hingerichtet,
seit Perry im Jahr 2000 Gouverneur wurde – mehr als unter irgendeinem
anderen Gouverneur in der jüngeren Geschichte der USA, [3][schreibt die
Huffington Post].
Skinners Anwalt Rob Owen vom University of Texas' Capital Punishment Center
will beim texanischen Berufungsgericht gegen die Entscheidung angehen und
einen Aufschub der Hinrichtung erreichen. "Es geht um zu viel um
zuzulassen, dass Herr Skinner hingerichtet wird, bevor er eine faire Chance
bekommt zu beweisen, dass das Gericht einen schweren Fehler gemacht hat,"
sagte Owen am Donnerstag.
"Justice4Hank", eine aus Familienangehörigen und Freunden gebildete
Unterstützergruppe für Skinner, hat über 120.000 Unterschriften für eine
[4][Online-Petition] zusammen, die sie ebenfalls an Gouverneur Perry
adressieren. Und in ihrem [5][Editorial vom Mittwoch] forderte die
Washington Post, Skinners Antrag auf DNA-Test müsse zugestimmt werden. Ohne
Erfolg.
Weitere Informationen: [6][www.hankskinner.org]
4 Nov 2011
## LINKS
[1] http://www.chron.com/default/article/Death-row-inmate-s-request-for-DNA-tes…
[2] /fileadmin/static/pdf/Order3rdDNAMOtion021111.pdf
[3] http://www.huffingtonpost.com/2011/10/28/rick-perry-henry-skinner-execution…
[4] http://www.change.org/petitions/withdraw-execution-warrant-and-grant-dna-te…
[5] http://www.washingtonpost.com/opinions/let-dna-decide-the-henry-skinner-dea…
[6] http://www.hankskinner.org
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
USA
## ARTIKEL ZUM THEMA
Todesstrafe in den USA: Giftspritze trotz Protest
Wieder ist in Texas ein Mexikaner hingerichtet worden, dem der in der
Wiener Konvention verbriefte konsularische Beistand verweigert worden war.
Präsidentschaftskandidat Rick Perry: "El Niño war schuld"
Rick Perry hatte einen ziemlich peinlichen Blackout in einer TV-Debatte.
Jetzt versucht er sich zu retten – macht es aber nur schlimmer.
Todesstrafe in den USA: Hinrichtungstermin ausgesetzt
Die Hinrichtung des wegen Mordes verurteilten Amerikaners Henry Skinner
wurde aufgeschoben. Ein Gericht will nun prüfen, ob Spuren vom Tatort
genetisch ausgewertet werden.
Hinrichtung Troy Davis: "Ich bin unschuldig"
Troy Davis ist tot. Gegen seine Hinrichtung hatten Hunderttausende
protestiert – darunter Jimmy Carter und der Papst. Es bleiben die Zweifel
an seiner Schuld.
Morde als Rache nach 9/11: Vergeltungsschütze in USA hingerichtet
Nach 9/11 schwor Mark Stroman Rache: Er tötete zwei Menschen und verletzte
einen schwer. Nun wurde er hingerichtet. Der Überlebende hatte gegen die
Hinrichtung des Schützen gekämpft.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.