# taz.de -- Union uneins: CDU-Minister fordert Steuererhöhung | |
> Niedersachsens Justizminister Busemann hat eine Anhebung des | |
> Spitzensteuersatzes und einen Mindestlohn von 8,50 gefordert. Die CDU | |
> müsse gerechte Politik machen. | |
Bild: Plädiert für eine Annäherung an SPD-Positionen: der niedersächsische … | |
BERLIN dpa/taz | Eineinhalb Wochen vor dem CDU-Parteitag plädiert | |
Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann für eine Annäherung seiner | |
Partei an SPD-Positionen: Er fordert einen Spitzensteuersatz von 50 Prozent | |
und einen flächendeckenden Mindestlohn von 8,50 Euro. | |
Steuersenkungsplänen erteilte er dagegen in der Neuen Osnabrücker Zeitung | |
eine Absage. Auch für die meisten Bürger habe der Schuldenabbau absolute | |
Priorität. Maßnahmen zu Steuerentlastungen werden Thema des | |
Koalitionsgipfels mit den Unionsministerpräsidenten am Sonntag sein. | |
"Der oberste Maßstab von CDU-Politik muss Gerechtigkeit sein", erklärte | |
Busemann. Es wäre ein Beitrag zu mehr Gerechtigkeit, den "Spitzensteuersatz | |
für Jahreseinkommen ab 250.000 Euro von 45 auf 50 Prozent anzuheben". Ein | |
anderer Beitrag ist für ihn die Begrenzung prekärer Beschäftigung. Seine | |
vorgeschlagene Lohnuntergrenze von 8,50 Euro pro Stunde müsse | |
branchenübergreifend gelten. | |
"Ob sie der Gesetzgeber oder eine Kommission der Tarifpartner vorgibt, ist | |
für mich zweitrangig", sagte der Minister. In Ostdeutschland könne sie | |
wegen der Einkommensunterschiede zunächst etwas tiefer liegen. | |
Dass Busemanns Position keine besonders populäre in der CDU ist zeigte die | |
Reaktion des Niedersächsischen Ministerpräsidenten, David McAllister (CDU), | |
der im Fernsehsender Phoenix den Vorstoß seines Ministers zurückwies. | |
"Tatsache ist, dass innerhalb der Koalition in Berlin die FDP jeglichen | |
Vorschlägen für die Erhöhung irgendeiner Steuer eine klare Absage erteilt | |
hat. Damit sind solche Vorschläge nicht umsetzbar, und man braucht nicht | |
weiter öffentlich darüber diskutieren", so McAllister. | |
Auch die Forderung nach einem Mindestlohn lehte er ab: "Als CDU sind wir | |
auch für einen Mindestlohn, den aber die Tarifparteien festlegen und nicht | |
der Gesetzgeber." | |
Der CDU-Parteitag Mitte November soll einen Antrag beschließen, der eine | |
Lohnuntergrenze für alle Branchen vorsieht, die bislang keine Tarifverträge | |
haben. Richtschnur soll die Zeitarbeit sein, mit ihrem Mindestlohn zwischen | |
7,01 Euro (Ost) und 7,79 Euro (West). Der Untergrenze soll allerdings nicht | |
vom Staat diktiert, sondern von den Tarifparteien - also Arbeitgebern und | |
Gewerkschaften - ausgehandelt werden. | |
Der für Beschäftigungsfragen zuständige EU-Sozialkommissar László Andor | |
begrüßte die Bestrebungen in der CDU. "Mindestlöhne funktionieren in vielen | |
EU-Mitgliedsländern sehr gut", sagte er der Zeitung Die Welt. Sie seien ein | |
wichtiges Instrument um zu verhindern, dass Vollzeitarbeiter nicht vom Lohn | |
leben könnten. | |
4 Nov 2011 | |
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