# taz.de -- Kommentar Steuereinigung: Von wegen soziale Wohltat | |
> Dass von höheren Freibeträgen und parallelen Verschiebungen der | |
> Steuerkurve systembedingt immer die Reichen am meisten profitieren, | |
> überfordert auch viele Journalisten. | |
Glückwunsch, Bundesregierung, die Propaganda funktioniert: "Vor allem | |
kleine und mittlere Einkommen" sollen durch die geplante Steuersenkung | |
entlastet werden, verkündeten die Spitzen von Union und FDP nach ihrem | |
Koalitionsgipfel. "Vor allem kleine und mittlere Einkommen" werden durch | |
die geplante Steuersenkung entlastet, melden viele Medien brav. | |
Das Gegenteil ist richtig, aber mit ihrer Steuerlüge hat die Regierung ein | |
leichtes Spiel: Die Tatsache, dass von höheren Freibeträgen und parallelen | |
Verschiebungen der Steuerkurve systembedingt immer die Bezieher der | |
höchsten Einkommen am meisten profitieren, überfordert nicht nur viele | |
Bürger, sondern auch viele Journalisten. | |
Keine Frage: Es ist nachvollziehbar, etwas gegen die sogenannte kalte | |
Progression zu tun, also dagegen, dass allein durch Lohnerhöhungen im | |
Umfang der Inflationsrate der Steuersatz von Arbeitnehmern stetig ansteigt. | |
Aber diese Korrektur darf erstens nicht als soziale Wohltat verkauft | |
werden, denn es hat nichts mit der Entlastung von Geringverdienern zu tun, | |
sondern nützt denen am meisten, die die meisten Steuern zahlen. Zweitens | |
handelt es sich, solange der Staat weiterhin neue Schulden aufnimmt, um ein | |
Geschenk auf Pump, das die Steuerzahler später zurückzahlen müssen. | |
Zum Dritten sendet die deutsche Bundesregierung mit ihrer Entscheidung ein | |
fragwürdiges Signal an die europäischen Nachbarn: Während wir von euch die | |
schärfsten denkbaren Einsparungen verlangen, so die Botschaft von Merkel | |
und Co, verteilen wir bei uns zu Hause Steuergeschenke an Spitzenverdiener, | |
um Wahlversprechen einer Klientelpartei zu erfüllen. So wächst die Spaltung | |
in Europa - und die Abneigung gegen die Deutschen. | |
7 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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