# taz.de -- Stichwahl in Liberia: Krawallstrategie gegen die Präsidentin | |
> Erst boykottiert die Opposition die Stichwahl um das Präsidentenamt, dann | |
> will sie das Ergebnis anfechten. Noch bevor es überhaupt vorliegt. | |
Bild: Wird hart angefeindet: Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf. | |
COTONOU taz | Winston Tubman, Spitzenkandidat der liberianischen | |
Oppositionspartei Kongress für Demokratischen Wandel (CDC), sorgt einen Tag | |
nach der von seiner Partei boykottierten Stichwahl um das | |
Präsidentschaftsamt für neue Spekulationen. Er wolle versuchen, die Wahlen | |
annullieren zu lassen, zumindest wolle er aber das Ergebnis nicht | |
anerkennen, hieß es am Mittwoch aus Monrovia. | |
Die Nationale Wahlkommission NEC hätte, so Tubmans Begründung, in beiden | |
Wahlgängen die regierende Einheitspartei (UP) mit Präsidentin Ellen | |
Johnson-Sirleaf an der Spitze bevorzugt und massiv Wahlfälschung betrieben. | |
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Tubman schon vor dem Wahltag das Gefühl | |
hatte, seine Partei könne die Wahlen nicht mehr gewinnen. | |
Viel Hoffnung machen sollte sich Tubman nicht. Das Ergebnis der Stichwahl | |
könnte theoretisch durch das Oberste Gericht angefochten werden, erklärt | |
Rudolf Elbling, technischer Berater der NEC. "Aber dafür müssen handfeste | |
Beweise des massiven Wahlbetruges erbracht werden. Diese gab es schon in | |
der ersten Runde nicht und wird es für die Stichwahl auch nicht geben." | |
Darüber hatte die Opposition allerdings schon nach dem ersten Wahlgang am | |
8. Oktober spekuliert und immer wieder mit einem Boykott gedroht. Tubman | |
zog den Boykott schließlich durch, und viele seiner Parteianhänger hielten | |
sich dran. "Es war sehr zäh. Die Wähler sind zwar gekommen, aber nicht in | |
Massen", hat Weemor E. Holmes, eine der vielen tausend ehrenamtlichen | |
Wahlhelferinnen, beobachtet. | |
Erste Schätzungen gingen von einer Wahlbeteiligung unter 35 Prozent aus - | |
beim ersten Wahlgang am 11. Oktober, aus dem kein Kandidat mit absoluter | |
Mehrheit hervorging, waren es noch 71 Prozent. | |
Einer reibt sich im CDC-Hauptquartier die Hände. Es ist Mulbah K. Morlu, | |
zuständig für die Wahlkampagnen. "Der Boykott ist wichtig gewesen, weil die | |
Wahlkommission nach der ersten Runde unsere Forderungen zu einer | |
Umstrukturierung nicht umgesetzt hat." Einen Tag nach der Stichwahl sei er | |
rundum zufrieden mit dem Verhalten der Menschen: "Sie sind nicht gekommen, | |
weil sie mit den Abläufen unzufrieden waren." | |
Bei vielen der rund 1,7 Millionen registrierten Wähler könnte auch Angst im | |
Spiel gewesen sein. Am Tag vor der Stichwahl war es in Monrovia zu einer | |
Schießerei zwischen Anhängern der CDC und der Polizei gekommen, drei | |
Menschen starben. | |
10 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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