# taz.de -- Konkurrenz für iTunes: Bei Google ist jetzt Musik drin | |
> Nachdem Apple kürzlich einen neuen Musikabgleichdienst in den USA | |
> vorstellte, legt nun Rivale Google nach. Der will künftig auch zum | |
> Songkaufhaus werden. | |
Bild: Coldplays Frontmann Chris Martin heulsust jetzt auch im Auftrag des neuen… | |
Google hat am Mittwochabend in Los Angeles ein neues Musikangebot | |
vorgestellt. Es trägt den schlichten Namen [1][Google Music] und war | |
bereits seit Mai in einer abgespeckten Testversion verfügbar. | |
Mit dem Dienst hat es der Internet-Konzern ganz klar auf den weltgrößten | |
Online-Musikladen iTunes des Kokurrenten Apple abgesehen: Google verkauft | |
ab sofort auch MP3-Dateien und bietet außerdem die Möglichkeit, bis zu | |
20.000 Songs gratis ins Internet hochzuladen. Auf diese Songbibliothek kann | |
man dann von unterwegs aus per Smartphone, Tablet oder Computer zugreifen. | |
„Wir wollen die Nutzer mit der Musik, die sie besitzen, besser in | |
Verbindung bringen“, so der zuständige Manager Jamie Rosenberg. „Und es | |
geht darum, neue Musik vorzustellen.“ | |
Noch ist Google Music allerdings nur in den USA zu haben - genauso wie der | |
von Apple vor wenigen Tagen gestartete Konkurrenzdienst iTunes Match, der | |
bis zu 25.000 Songs im Internet ablegen kann. Apple will hierfür 25 | |
US-Dollar im Jahr verlangen, doch muss man dort nur die Songs ins Netz | |
hochladen, die Apple selbst nicht bei iTunes anbietet. | |
## 1.000 Indie-Anbieter | |
Bei Google Music ist dagegen der Upload der gesamten Tonsammlung Pflicht. | |
Das kann je nach Bandbreite der Internet-Verbindung zwischen Stunden und | |
Tagen dauern. Ansonsten hat Google Music gut 8 Millionen MP3-Musikstücke in | |
ordentlicher Tonqualität (320 Kbps) und ohne Kopierschutz zum Kauf im | |
Angebot - zu Preisen zwischen 99 US-Cent und 1,29 Dollar. | |
Apple bietet hier 20 Millionen Titel, hat aber auch mehr Musiklabel | |
verpflichtet als Google. Google verspricht, nach weiteren Verhandlungen | |
bald 13 Millionen Stücke anbieten zu können. | |
Derzeit existieren laut Google Verträge mit den Großlabels Universal, Sony | |
und EMI sowie mit rund 1000 Indie-Anbietern. Google Music soll eng in das | |
hauseigene Smartphone- und Tablet-Betriebssystem Android integriert sein: | |
Auch dort lassen sich Songs kaufen und herunterladen. | |
Der Netzkonzern verspricht außerdem ein redaktionelles Angebot: Jeden Tag | |
soll es Künstlertipps sowie Gratis-Songs geben. Um den Songvertrieb | |
anzukurbeln, ist zudem eine Integration in Googles Facebook-Konkurrenten | |
Google+ geplant: Dort kann man dann einen Song oder ein ganzes Album mit | |
Freunden teilen, die beides daraufhin immerhin einmal in voller Länge | |
abhören dürfen. Dies gilt allerdings nur für gekaufte Titel, nicht für | |
selbst hochgeladene Songs. | |
## Shakira und Coldplay sollen werben | |
Wer als Künstler noch kein Musiklabel hat, soll Google Music außerdem als | |
Vertriebsplattform verwenden können. Nach Bezahlung einer einmaligen Gebühr | |
(25 Dollar) darf man ein eigenes Profil (“Artist Hub“) anlegen und seine | |
Songs dann an das Publikum vertreiben. 30 Prozent des Umsatzes erhält | |
allerdings Google. | |
Statt wie bei iTunes eine eigene Software zu benötigen, können Nutzer | |
Google Music direkt im Browser ansteuern - dort ist auch ein Herunterladen | |
der Songs möglich. Das ist allerdings nicht sonderlich bequem, wie erste | |
Tests zeigten, weil es viele Klicks kostet; eine eigene | |
Google-Music-Anwendung macht die Nutzung daher leichter. | |
Um den Shop zu bewerben, hat der Konzern zudem Verträge mit einigen | |
Künstlern wie Coldplay oder Shakira geschlossen: Diese sollen exklusive | |
Inhalte wie in dieser Form noch nicht veröffentlichte Songs bei Google | |
Music einstellen. | |
Wann Google Music auch nach Europa kommt, ist bislang völlig unklar. | |
Ähnlich wie bei Apples iTunes Match fehlt es derzeit noch an Verträgen - | |
nicht nur mit Plattenlabels und Künstlern, sondern auch mit | |
Verwertungsgesellschaften wie der GEMA. Die ließ am Donnerstag mitteilen, | |
Google habe sich bislang noch nicht mit einer entsprechenden Anfrage an sie | |
gewendet; auch Apple hat wegen iTunes Match angeblich noch nicht angefragt. | |
Weder bei Apple noch bei Google zu haben sind unterdessen Musikaboangebote. | |
Diese werden von unabhängigen Konkurrenten wie Spotify oder Simfy angeboten | |
und erlauben es, gegen eine Monatsgebühr so viele Songs abzuhören, wie man | |
möchte. Ob Google diese Möglichkeit nachreicht, ist bislang noch unklar. | |
17 Nov 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://music.google.com | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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