# taz.de -- Facebook-Phone: Ein Netzwerk-to-go, bitte! | |
> Schon seit Jahren halten sich hartnäckige Gerüchte, Facebook plane ein | |
> eigenes Smartphone. Nun verdichten sich die Informationen über das Gerät. | |
Bild: Ist längst mobil unterwegs: Facebook-Chef Mark Zuckerberg. | |
Es gibt ja schon längst Facebook-Telefone: Firmen wie HTC, Motorola oder | |
INQ verkaufen seit einiger Zeit einfache Handys oder billige Smartphones, | |
die eine spezielle Taste für den schnellen Zugriff auf das weltgrößte | |
soziale Netzwerk haben. | |
Besonders aufregend sind die Geräte nicht, weil Facebook den Herstellern | |
nur eine simple Lizenz gibt, seinen Namen zu verwenden. Ein Mobilgerät, das | |
von Facebook selbst kommt, gibt es bislang noch nicht, stattdessen müssen | |
sich Android- und iPhone-Nutzer mit offiziellen Apps der | |
Mark-Zuckerberg-Firma zufrieden geben. | |
Wenn ein [1][mehrteiliger Bericht] des zum Wall Street Journal gehörenden | |
IT-Blogs All Things D stimmt, dürfte sich das in absehbarer Zeit ändern. | |
Demnach werkelt man bei Facebook bereits seit vielen Jahren an der Idee, | |
schaffte es angesichts der Größe der Aufgabe aber bislang nicht zur | |
Fertigstellung - Facebook ist schließlich bislang eine reine Software- und | |
keine Hardware-Firma. | |
Mittlerweile hat sich der Konzern demnach eine Alternativlösung einfallen | |
lassen. Statt sowohl Gerät als auch Betriebssystem selbst zu zimmern, | |
möchte man Googles Android-Betriebssystem als Ausgangspunkt nehmen. | |
Ungewöhnlich wäre das nicht: Schon die E-Commerce-Firma Amazon setzt bei | |
seinem neuen Tablet Kindle Fire auf die Google-Technik, ohne dem | |
Suchmaschinenkonzern auch nur einen Cent dafür zu zahlen. | |
## Facebook OS | |
Android ist schließlich quelloffen und darf beliebig angepasst werden, | |
solange man die geschützten Google-Apps nicht mitverwendet. Facebook will | |
nun ähnlich agieren und eine Art Facebook OS aus den Android-Wurzeln | |
entwickeln. | |
Das hat erstens den Vorteil, dass man nicht alles neu erfinden muss, | |
zweitens löst es auch gleich das Hardware-Problem: Die Firma kann schlicht | |
zu normalen Android-Handys greifen oder diese zumindest ebenfalls als | |
Ausgangspunkt nehmen, um das erste echte Facebook-Phone zu bauen. | |
Nach Angaben von All Things D hat Facebook, dessen Pläne den Codenamen | |
"Buffy" tragen, sich bereits mit dem taiwanischen Geräteproduzenten HTC | |
zusammengesetzt, um die Hardware zu liefern. HTC hat damit Erfahrung: So | |
wurde schon das erste echte "Google-Phone" (Nexus One) von dem Produzenten | |
nach Vorgaben von Außen gefertigt. | |
Ob HTC das Facebook-Telefon selbst vertreibt oder Facebook einen | |
Eigenverkauf anschiebt, soll noch unklar sein. Als zweiter möglicher | |
Hersteller komme Samsung in Frage - auch dort hat man bereits Erfahrung mit | |
dem Modell, baut für Google das "Nexus S" und "Galaxy Nexus". | |
## "Soziale Funktionen" | |
Gleich morgen im Handel finden dürfte man das Facebook-Telefon allerdings | |
nicht. Laut der Quellen von All Things D könne es zwischen einem und | |
anderthalb Jahren dauern, bis der Verkauf wirklich anläuft. Facebook will | |
den Bericht nicht kommentieren. Der Konzern spult nur sein übliches | |
Statement herunter: "Unsere Mobilstrategie ist einfach - wir denken, dass | |
jedes Mobilgerät besser ist, wenn es tief integrierte soziale Funktionen | |
hat." | |
Mit "sozialen Funktionen" ist die Facebook-Vernetzung gemeint: Ein solches | |
Gerät könnte beispielsweise automatisch Statusbotschaften absenden, einen | |
Freundefinder integrieren oder das direkte Chatten erlauben. Teile dieser | |
Funktionalität finden sich bereits in Facebooks Apps für iOS und Android | |
sowie im Web-Interface des Netzwerkanbieters, das über (fast) jeden mobilen | |
Browser aufgerufen werden kann. | |
Die direkte Integration von Facebook in ein Gerät würde das alles noch viel | |
einfacher machen. Ähnlich wie man heute einen Google-Zugang nutzt, um in | |
wenigen Minuten ein Android-Smartphone zu personalisieren, würde man beim | |
Facebook-Phone mit seinem Facebook-Account arbeiten. Nach dem Login stünde | |
dann die Freundesliste zur Verfügung. | |
Die Nutzergruppe ist nicht klein: Facebook gibt an, dass mittlerweile 350 | |
Millionen Menschen von Mobilgeräten auf den Dienst zugreifen. Wie Facebook | |
mit einem Smartphone Geld verdienen könnte, lässt sich bereits erahnen: | |
Durch die stärkere Nutzung würden Werbeflächen wertvoller, was wiederum | |
mehr Einnahmen verspricht. Ähnlich arbeitet auch Google, während Apple sich | |
ganz klassisch auf den Hardware-Verkauf konzentriert. | |
23 Nov 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://allthingsd.com/tag/facebook-phone/ | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Meta | |
Schwerpunkt Überwachung | |
Schwerpunkt Meta | |
Schwerpunkt Meta | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Software von Carrier IQ: Behörden beschnüffeln Schnüffel-Tool | |
Der Code der Firma befindet sich unbemerkt in Millionen Handys: Das | |
umstrittene Softwareunternehmen Carrier IQ wird derzeit in den USA von zwei | |
Behörden überprüft. | |
Facebook, Twitter, Google+: Dreikampf der Sozialnetze | |
Facebook, Google+ und Twitter wollen mit neuen Funktionen und mehr | |
Übersichtlichkeit im Netz punkten. Inspiration holen sich die | |
Online-Netzwerke auch bei der Konkurrenz. | |
Dezentrale Suchmaschinen: Anders suchen als Google | |
Suchmaschinen wie Google haben großen Einfluss darauf, was im Internet | |
gefunden wird. Yacy bietet eine dezentrale Alternative, bei der jeder | |
mitmachen kann. | |
Neue Facebook-Studie: Großer Mythos „kleine Welt“ | |
Facebook will Angaben von 721 Millionen aktiven Nutzern ausgewertet, eine | |
Analyse von 69 Milliarden Freundschaften erstellt haben. Nur: Was sagt das | |
aus? | |
Umwelt-Apps fürs Smartphone: Der grüne Daumen | |
Das Smartphone enthält Schwermetalle und transportiert Bakterien. Es kann | |
aber auch Sinnvolles: Fünf Apps wollen helfen. Ein Test mit durchwachsenen | |
Ergebnissen. | |
"Socl" von Microsoft: Soziales Netzwerk in der Schublade | |
Auch Microsoft experimentiert mit eigenen sozialen Netzwerken. Ein bisher | |
geheimes Projekt namens "Socl" ist nun an die Öffentlichkeit gelangt. | |
Neues App Socialsitter: Online-Identität billig abzugeben | |
Dachdecker, Party-Friseuse oder Hausfrau: Nun kann man sich im Social Net | |
vertreten lassen. Und jetzt sollen nicht gleich wieder Kulturpessimisten | |
vom Leder ziehen! | |
Salman Rushdie auf Facebook: "Sieg! Facebook hat nachgegeben!" | |
Mit seiner Namenspolitik hat das Online-Netzwerk Facebook schon zahlreiche | |
Nutzer verärgert. Unter ihnen befindet sich nun auch der Schriftsteller | |
Salman Rushdie. |