# taz.de -- Kommentar Guttenberg-Urteil: Bumerang Promibonus | |
> Die Einstellung des Verfahrens für zu Guttenberg ist ungünstig – hämische | |
> Kommentare um einen Promibonus sind wohl schädlicher als ein milder | |
> Strafbefehl. | |
Eigentlich ist der Vorgang ganz unspektakulär. Die Staatsanwaltschaft Hof | |
stellt eine Straftat fest, doch es ist keine große Sache. Am Ende stellen | |
die Ankläger das Verfahren gegen Zahlung einer Geldauflage ein. Das | |
passiert dauernd in Deutschland. Wenn es aber einen Promi betrifft wie | |
Karl-Theodor zu Guttenberg, dann wird schnell gefragt, ob es hier eine | |
Vorzugsbehandlung gegeben hat. | |
Aus juristischer Sicht kann man dies verneinen. Fälle wie den | |
Plagiatsvorwurf gegen den CSU-Politiker kann man auf diese Weise schnell | |
und unbürokratisch erledigen. Die Gerichtsverhandlung konnte man sich schon | |
deshalb sparen, weil der Schwerpunkt der Affäre Guttenberg nicht im | |
strafrechtlichen, sondern im moralischen und wissenschaftlichen Bereich | |
lag. | |
Und hier hat Guttenberg genug gebüßt. Er hat seine Ämter aufgegeben, und | |
die Uni Bayreuth hat ihm den Doktortitel aberkannt. Später hat sie sogar | |
eine "Täuschung" durch Guttenberg festgestellt. | |
Unschön ist aber, dass ein anderer CDU-Politiker, Andreas Kasper, nach | |
ähnlichen Vorwürfen strafrechtlich nicht so glimpflich davonkam. Er wurde | |
in Niedersachsen per Strafbefehl zu 90 Tagessätzen Geldstrafe verurteilt | |
und gilt jetzt als vorbestraft. Das wirkt dann doch wie zweierlei Maß. | |
Deshalb ist die Einstellung des Verfahrens für zu Guttenberg vielleicht gar | |
nicht mal so günstig, wie es zunächst scheint. Immerhin bereitet er gerade | |
von Amerika aus sein Comeback als Politiker und Buchautor vor. Die zu | |
erwartenden hämischen Kommentare um einen Promibonus sind da wohl | |
schädlicher, als es ein milder Strafbefehl des Hofer Amtsgerichts gewesen | |
wäre. Das scheinbar perfekte Timing - erst das Buch, dann die Einstellung, | |
dann die Rückkehr - könnte sich so als Bumerang erweisen. | |
23 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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