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# taz.de -- Eurokrise und US-Rating: Obamas Lippenbekenntnisse
> Die USA wollen Europa in der Eurokrise unterstützen - aber nicht
> finanziell. Währenddessen droht eine Ratingagentur, die Kreditwürdigkeit
> der USA deutlich herunterzustufen.
Bild: Obama und Barroso im Weißen Haus: Optimismus sieht anders aus.
NEW YORK/WASHINGTON rtr/dapd/dpa | US-Präsident Barack Obama hat der
EU-Führung bei einem Treffen in Washington Unterstützung im Kampf gegen die
Schuldenkrise zugesichert. Finanzielle Hilfe schloss das Weiße Haus am
Montag jedoch bereits vor den Gesprächen aus.
In einer offiziellen Erklärung nach dem zweistündigen Treffen heißt es
lediglich, die USA begrüßten die Bereitschaft der EU, "alle notwendigen
Schritte zu unternehmen, um die finanzielle Stabilität der Eurozone zu
garantieren und die Krise zu lösen". Die EU wiederum erwarte von den USA,
die eigenen Schulden mittelfristig abzubauen.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, sagte: "Das ist etwas, was sie
lösen müssen und wozu sie in der Lage sind - sowohl finanziell als auch
politisch." An dem Treffen waren EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy,
Kommissionspräsident José Manuel Barroso und sowie die Außenbeauftragte
Catherine Ashton beteiligt. Auf amerikanischer Seite waren neben Obama
Außenministerin Hillary Clinton und Finanzminister Timothy Geithner dabei.
Zuvor hatten Finnland und die Niederlande zusätzliche Mittel für den
Internationalen Währungsfonds (IWF) gefordert. Carney erklärte hingegen,
der IWF sei finanziell ausreichend ausgestattet. "Wir glauben nicht, dass
weitere Mittel aus den USA nötig sind", sagte Carney.
## Barroso bittet um Zeit und Verständnis
Obama hat bereits in mehreren direkten Gesprächen mit Bundeskanzlerin
Angela Merkel und dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy klar
gemacht, dass er von ihnen eine Lösung des Schuldenproblems erwartet.
Barroso erklärte am Montag, den europäischen Staats- und Regierungschefs
sei die Tragweite der gegenwärtigen Krise durchaus gewusst. Er bat jedoch
auch um Verständnis, dass die Lösung der wirtschaftlichen Probleme Zeit
brauche.
Neben wirtschaftlichen Fragen standen beim Treffen zwischen der EU-Spitze
und Obama auch die Lage im Nahen Osten und Nordafrika, die Zusammenarbeit
im Kampf gegen den Terror, die Kooperation in der Verbrechensbekämpfung und
die Situation im Iran auf der Tagesordnung.
## Fitchs düsterer Ausblick
Den USA droht wegen des festgefahrenen Haushaltsstreits eine Herabstufung
der Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Fitch. Am Montag senkten die
Bonitätswächter den Ausblick für die Bewertung der größten Volkswirtschaft
der Welt von stabil auf negativ.
Zugleich forderten sie bis 2013 die Vorlage eines "glaubhaften Plans" zur
Eindämmung des Rekord-Schuldenbergs, der die
15-Billionen-Dollar-Schallmauer durchbrochen hat. Weil der Schritt nicht
überraschend kam, hielten sich die Auswirkungen an den Finanzmärkten in
Grenzen.
Fitch begründete den Schritt mit dem Scheitern eines überparteilichen
Ausschusses aus Demokraten und Republikanern, der es nicht schaffte, bis
vergangene Woche einen Vorschlag zur Entlastung des Haushalts um 1,2
Billionen Dollar in den kommenden zehn Jahren vorzulegen.
## Kongress unter Zugzwang
Die Agentur erklärte, ihr Vertrauen schwinde, dass bald die notwendigen
Maßnahmen ergriffen würden, die die öffentlichen Finanzen der USA auf einen
nachhaltigen Pfad brächten und die Bestnote "AAA" sicherten. Das
Finanzministerium in Washington erklärte, die Entscheidung von Fitch mache
die Notwendigkeit für den Kongress deutlich, das langfristige Defizit in
ausgewogener Weise zu senken.
Noch bewertet Fitch die Kreditwürdigkeit der USA mit "AAA". Standard &
Poor's hatte dagegen bereits im Sommer die Konsequenzen aus dem seit
Monaten anhaltenden erbitterten Haushaltsstreit gezogen und die Top-Note
einkassiert. Die dritte große Ratingagentur Moody's senkte den Ausblick
Anfang August auf negativ, behielt aber das "AAA" bislang bei. Je besser
ein Rating umso besser sind die Konditionen, zu denen ein Schuldner an
frisches Geld kommt.
29 Nov 2011
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