# taz.de -- Atomkonflikt zwischen EU und Iran: Harter Schlagabtausch | |
> Erst beispiellose Kritik der IAEO, dann britische Sanktionen, jetzt | |
> iranische Repressalien. Und demnächst möglicherweise weitere | |
> EU-Maßnahmen. | |
Bild: Zeichen auf Rot: Demonstranten vor der britischen Botschaft in Teheran. | |
GENF taz | Die Ereignisse in Teheran sind eine Reaktion auf die bislang | |
schärfsten Sanktionen, die ein europäisches Land gegen Iran verhängt hat. | |
Um "ausländische Finanzierungsquellen für das iranische Nuklearprogramm | |
auszutrocknen", untersagte die britische Regierung Mitte November | |
sämtlichen britischen Banken ab sofort jedwede Geschäfte mit iranischen | |
Geldinstituten, inklusive der Zentralbank. | |
Damit reagierte Großbritannien auf den Iranbericht der Internationalen | |
Atomenergiebehörde (IAEO) vom 9. November. Dieser sprach erstmals von | |
"glaubwürdigen Hinweisen", dass Iran bis 2010 die verbotene Entwicklung | |
atomarer Waffen betrieben hat und "möglicherweise" weiterbetreibt. | |
Die britische Maßnahme schloss iranische Banken und Unternehmen de facto | |
auch vom wichtigsten europäischen Finanz- und Börsenplatz London aus, | |
nachdem sie bereits zum global bedeutsamsten Börsen- und Finanzplatz New | |
York wegen seit Langem bestehender US-Sanktionen keinen Zugang haben. | |
Auf den jüngsten IAEO-Bericht reagierten die USA gemeinsam mit | |
Großbritannien und Kanada auch mit Sanktionsforderungen gegen den | |
iranischen Ölsektor, denen sich inzwischen auch Frankreich und Deutschland | |
angeschlossen haben. London, Paris und Berlin wollen auf der heutigen | |
Sitzung der EU-Außenminister in Brüssel ein EU-weites Verbot für den Import | |
iranischen Öls und für Lieferungen von Technologie an Irans Energiesektor | |
beschließen. | |
Doch das geht nach den EU-Regeln nur im Konsens aller 27 Mitgliedsstaaten. | |
Und es wehren sich vor allem Griechenland und Italien. Im ersten Halbjahr | |
2011 gingen 18 Prozent aller iranischen Ölexporte in den EU-Raum, das | |
meiste davon nach Italien. Über die Halfte der griechischen Ölimporte | |
kommen aus dem Iran - derzeit auf Kredit wegen der griechischen | |
Zahlungsschwierigkeiten. Beschließen werden die EU-Außenminister heute aber | |
möglicherweise andere Maßnahmen, die unter anderem von Deutschland | |
vorgeschlagen wurden. | |
So soll die Ausfuhr von Abhörtechnologien in den Iran verboten werden. | |
Exportkreditversicherungen soll es nur noch für Produkte wie Nahrungsmittel | |
und Hilfsgüter geben, die der iranischen Bevölkerung unmittelbar zugute | |
kommen. Europäische Geldinstitute sollen alle Geschäfte und Verbindungen | |
mit der iranischen Tejarat-Bank beenden, die Filialen in Deutschland, | |
Frankreich und Großbritannien hat. | |
30 Nov 2011 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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