# taz.de -- SPD wählt ihre Spitzen: Gabriel als Chef bestätigt | |
> Sigmar Gabriel bleibt SPD-Chef und will seine Partei zurück in die | |
> Regierung bringen. Aydan Özoguz ist die erste Politikerin mit | |
> Migrationshintergrund, die in den Vorstand gelangt. | |
Bild: Blumiges Ergebnis aber leicht abgesackt: Der alte und neue Parteichef Sig… | |
BERLIN dpa/afp | Sigmar Gabriel bleibt für weitere zwei Jahre Vorsitzender | |
der SPD und will die Sozialdemokraten mit einem Mitte-Links-Kurs zurück an | |
die Macht führen. Auf dem Bundesparteitag in Berlin erhielt der 52-jährige | |
Niedersachse am Montag 91,6 Prozent Zustimmung - ein etwas schlechteres | |
Ergebnis als noch 2009. Bei 488 gültigen Stimmen votierten 447 Delegierte | |
für Gabriel, es gab 33 Nein-Stimmen und acht Enthaltungen. Bei seiner Wahl | |
zum Nachfolger von Franz Müntefering hatte er vor zwei Jahren noch 94,2 | |
Prozent bekommen. | |
Vor seiner Wiederwahl hatte Gabriel mit einer kämpferischen Rede den | |
Regierungsanspruch der SPD bekräftigt. "Die anderen zeigen seit zwei Jahren | |
nur, wie man Krisen vergrößern kann", bekräftigte Gabriel den Anspruch der | |
SPD, spätestens 2013 wieder den Bundeskanzler zu stellen. "Mit den Grünen | |
als Koalitionspartner. Damit es hier keinen Zweifel gibt." Nur mit einer | |
echten Veränderung sei ein Richtungs- und Politikwechsel möglich. | |
Deutschland müsse wieder von einer Mitte-Links-Regierung geführt werden, | |
hatte Gabriel in einer kämpferischen Rede zuvor betont. Um mehr Wähler zu | |
gewinnen, müsse die SPD ihr wirtschaftspolitisches Profil schärfen. Die SPD | |
wolle spätestens 2013 wieder die Regierung führen. Zugleich reklamierte | |
Gabriel das Erbe des Liberalismus in Deutschland für seine Partei. "Bei uns | |
hat die Idee des Liberalismus eine neue Heimat." Zur FDP sagte er: "Die FDP | |
hat kein Lieferproblem. Sie hat ein Produktionsproblem." | |
Als Stellvertreter wurde Aydan Özoguz neu gewählt, sowie die bisherigen | |
vier Vizevorsitzenden im Amt bestätigt. Damit wurde erstmals ein | |
SPD-Vizeposten mit einer Politikerin mit Migrationshintergrund besetzt. Die | |
nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Hamburgs | |
Bürgermeister Olaf Scholz, die Sozialministerin von Mecklenburg-Vorpommern, | |
Manuela Schwesig, und Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit | |
wurden mit großer Mehrheit wieder gewählt. | |
## Schwerste Krise seit Jahrzehnten | |
Nach dem Absturz auf 23 Prozent bei der Bundestagswahl 2009 sieht Sigmar | |
Gabriel die Neuaufstellung der SPD als abgeschlossen an und auf dem | |
richtigen Kurs: "Acht Landtagswahlen, achtmal sind wir in der Regierung und | |
sechsmal führen wir sie an, das ist die Realität". Mit den Erfolgen in den | |
Bundesländern könne Schwarz-Gelb keine Politik mehr gegen die SPD machen. | |
Er kündigte eine konstruktive Politik an, die SPD wolle nicht nur | |
blockieren. | |
2009 sei die SPD in einer der schwersten Krisen der letzten Jahrzehnte | |
gewesen. "Wir haben die Zeit genutzt und hart gearbeitet", betonte Gabriel. | |
"Geschlossenheit und Gemeinschaft machen stark". Allen Vorhersagen zum | |
Trotz habe sich die SPD nicht in Flügelkämpfen aufgerieben und sei wieder | |
sehr geeint. Er betonte, die Partei habe Fehler gemacht, etwa beim Thema | |
Leiharbeit. "Nie wieder darf eine sozialdemokratische Partei den Wert der | |
Arbeit infrage stellen." | |
Der SPD-Vorsitzende gab sich siegessicher für die Bundestagswahl 2013. "Wir | |
erleben den Beginn einer neuen Epoche. Und das wird eine | |
sozialdemokratische sein". Auch in Frankreich werde bald mit François | |
Hollande wieder ein Sozialist regieren. Hollande warb als Gast des | |
Parteitags eindringlich für eine gemeinsame Rettung des Euro: "Der Euro ist | |
mehr als eine Währung. Er ist unser aller Bindeglied". | |
5 Dec 2011 | |
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