| # taz.de -- Juso-Chef Vogt über die SPD: "Bei Steuern ist die SPD zu zaghaft" | |
| > Hat die SPD ihren Linksruck geschafft? Juso-Chef Sascha Vogt über den | |
| > Politikwechsel in der SPD, Steuerpolitik in der Finanzkrise und die | |
| > Skepsis gegenüber Peer Steinbrück. | |
| Bild: Sigmar Gabriel (r.) und Peer Steinbrück: Treiben sie nach rechts? | |
| taz: Herr Vogt, die SPD wollte sich seit 2009 erneuern und linker werden. | |
| Ist das gelungen? | |
| Sascha Vogt: Wir bewegen uns in die richtige Richtung. Aber der Wille zum | |
| wirklichen Politik- statt einfach nur Machtwechsel muss deutlicher werden. | |
| Wo fehlt es? | |
| In den Bereichen Steuern und Soziales ist die SPD nach wie vor viel zu | |
| zaghaft. In der Gesundheitspolitik muss die Beitragsbemessungsgrenze erhöht | |
| werden, damit die Krankenkassen Brillen und Zahnersatz wieder zahlen | |
| können. Bei der Rente darf das Niveau nicht weiter sinken, wir müssen es | |
| mindestens stabil halten. Und wir müssen die Vorratsdatenspeicherung | |
| deutlich ablehnen. | |
| Und in der Steuerpolitik? | |
| Die Abgeltungssteuer muss weg und wir brauchen die Reichensteuer. Es kann | |
| kein Entweder-oder geben - das wäre für eine Partei, die es ernst meint mit | |
| dem Sozialen, zu wenig. | |
| Die Parteispitze fürchtet die Symbolik, wenn bei einem Spitzensteuersatz | |
| von 49 Prozent plus Reichensteuer die 50-Prozent-Grenze überschritten wird. | |
| Teilen Sie die Sorge nicht? | |
| Nein. Die Parteispitze muss sich fragen, in welcher Zeit wir uns befinden. | |
| Wir erleben eine riesige Wirtschafts- und Finanzkrise. Es gibt ein großes | |
| Verständnis in der Bevölkerung dafür, dass die Wohlhabenden gerade jetzt | |
| ihren Beitrag leisten müssen und zur Finanzierung des Staates stärker | |
| beitragen. Wir müssen uns gerade jetzt trauen, symbolische Marken zu | |
| überschreiten. | |
| Die Parteispitze marschiert gerade in der Troika Gabriel, Steinmeier und | |
| Steinbrück auf die Bundestagswahl zu. Was Sie vorschlagen, würde zumindest | |
| Steinbrück nicht mittragen. | |
| Das Programm kommt vor dem Personal. Es eventuellen Vorlieben von Peer | |
| Steinbrück anzupassen wäre genau die falsche Entscheidung. Wir müssen | |
| demokratisch entscheiden, was wir als Partei wollen. Und nicht den Weg für | |
| irgendeine Person ebnen. Sonst könnten wir uns den ganzen Aufstand um die | |
| Parteireform auch sparen. Es wäre nur ein Lippenbekenntnis. | |
| Treiben Steinbrück und Steinmeier Gabriel nach rechts? | |
| Gabriel hat in der Steuerfrage zumindest eine andere Auffassung als wir. | |
| Nun muss der Parteitag entscheiden, welche Position sich durchsetzt. Ich | |
| habe in den vergangenen Wochen jedenfalls das Gefühl gehabt, dass es viel | |
| Zustimmung für linkere Positionen gibt. Wir werden dafür kämpfen, sie | |
| durchzusetzen. | |
| 2 Dec 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Gordon Repinski | |
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