# taz.de -- Unregelmäßigkeiten bei Wahl im Kongo: UN half bei Wahlbetrug | |
> Schwere Vorwürfe an die UN vor der erneuten Amtseinführung von Präsident | |
> Kabila: Ihr seien Vorbereitungen für den Wahlbetrug bekannt gewesen, | |
> sagen Experten. | |
Bild: Joseph Kabila: Nicht alle Kongolesen sind mit dem Wahlergebnis einverstan… | |
BRÜSSEL taz | Die Vereinten Nationen sind möglicherweise tiefer in | |
Unregelmäßigkeiten bei den umstrittenen Wahlen in der Demokratischen | |
Republik Kongo verwickelt als bisher bekannt. Wie europäische Experten und | |
Diplomaten gegenüber der taz berichten, wusste die UN-Mission im Kongo | |
(Monusco) vor der Wahl, welche Vorbereitungen für Wahlbetrug getroffen | |
wurden. | |
Ihre Experten hätten aber darauf verzichtet, zu verurteilen, dass 10 | |
Prozent der Namen auf der insgesamt etwas über 32 Millionen Namen | |
umfassenden Wählerliste Doppeleintragungen waren. Nach der Wahl saßen | |
UN-Experten in der Kommission zur Zusammentragung der Wahlergebnisse durch | |
Kongos Wahlkommission Ceni und ließen somit selbst die surrealen Ergebnisse | |
aus einigen Wahlkreisen im Norden der Provinz Katanga passieren, wo | |
Wahlbeteiligungen von fast oder gar über 100 Prozent gemeldet und fast alle | |
Stimmen für Präsident Joseph Kabila abgegeben wurden. | |
Laut Jeune Afrique und Africa Confidential transportierten UN-Flugzeuge | |
mehrere Millionen vorab für Kabila ausgefüllte Stimmzettel aus Südafrika in | |
den Kongo. Nach den Wahlen flog die UN-Mission kongolesische | |
Regierungssoldaten aus den Militärbasen Kamina und Kitona in die Provinz | |
Westkasai, Hochburg des Oppositionsführers Etienne Tshisekedis und | |
Schauplatz von Protesten nach der Verkündung von Kabilas Sieg. | |
Diplomaten in Kongos Hauptstadt Kinshasa verweisen auf die engen | |
Beziehungen zwischen Kongos Präsident Kabila und Südkoreas Regierung zu der | |
Zeit, als UN-Generalsekretär Ban Ki Moon noch Südkoreas Außenminister war. | |
Damals wurde Kabilas Schwester die Honorarkonsulin Südkoreas in Kinshasa. | |
## Kabila hat Amtseid abgelegt | |
Kabila hat am Dienstag in Kinshasa den Amtseid für seine zweite Amtszeit | |
abgelegt, nachdem am Freitagabend Kongos Oberstes Gericht den von der | |
Wahlkommission verkündeten Sieg bei der Präsidentschaftswahl vom 28. | |
November bestätigt und eine Klage eines Oppositionspolitikers dagegen | |
abgewiesen hat. Tshisekedi, der sich selbst für den Wahlsieger hält, hat | |
erklärt, er werde sich am kommenden Freitag selbst als Präsident vereidigen | |
lassen, und Kongos Armee dazu aufgerufen, Kabila zu verhaften. | |
Zur Amtseinführung Kabilas werden nur wenige Amtskollegen erwartet. Neben | |
den Präsidenten von Tansania und Sambia haben sich die von Uganda, Kenia | |
und der Zentralafrikanischen Republik angemeldet, die mit Kabila alle | |
gemein haben, dass ihre eigene Präsidentschaftswahl von ihren Oppositionen | |
als gefälscht verurteilt worden ist. | |
Auch die Präsidenten von Burundi und Tschad, deren Wiederwahl 2010 bzw. | |
2011 von ihren Oppositionen boykottierten wurde, sollen kommen. Ob die | |
Präsidenten von Ruanda, Angola und Südafrika kommen, ist noch nicht klar, | |
aber sie haben sämtlich Kabila anerkannt - zum Teil, wie Angolas Präsident | |
Eduardo dos Santos, noch bevor sein Wahlsieg feststand. Belgiens | |
Außenminister Didier Reynders hat seine Teilnahme an der Feier abgesagt. | |
20 Dec 2011 | |
## AUTOREN | |
François Misser | |
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