# taz.de -- Syrischer Volksaufstand: Autobomben in Damaskus | |
> Die schwersten Anschläge seit Beginn des Volksaufstands haben in Damaskus | |
> mehr als 40 Menschen getötet. Oppositionelle vermuten eine Propagandatat | |
> des Regimes. | |
Bild: Wie gelangten die Attentäter zu Gebäude im hochgesichterten Bezirk? | |
BERLIN taz | Bei zwei Anschlägen im Bezirk Kfar Sousa der syrischen | |
Hauptstadt Damaskus sind mehr als 40 Menschen getötet und 100 verletzt | |
worden. Zwei Autobomben sollen die Gebäude des Geheimdienstes und der | |
Sicherheitskräfte getroffen haben. Das teilte die offizielle syrische | |
Nachrichtenagentur Sana mit. | |
Demnach sei das Terrornetzwerk al-Qaida hinter den Anschlägen zu vermuten. | |
Das staatliche Fernsehen zeigte Bilder vom Anschlagsort mit verstümmelten | |
Leichen auf dem trümmerübersäten Boden. Helfer trugen Verletzte in | |
Krankenwagen. Es soll sich bei den meisten Toten um Zivilisten handeln. | |
Doch seien auch Soldaten unter den Opfern. | |
Von der taz kontaktierte syrische Oppositionelle in Damaskus vermuten, die | |
Anschläge könnten fingiert gewesen sein. Ein Dissident und früherer | |
Journalist analysierte für die taz die Bilder, die Sana als Indizien für | |
das Werk des Terrornetzwerks ins Internet stellte. | |
So sei es seiner Meinung nach unmöglich, in dem hochgesicherten Bezirk Kfar | |
Sousa direkt zu den Behörden mit dem Auto vorzudringen: "Die Autos hätten | |
mehrere Checkpoints passieren müssen. In der derzeit angespannten Lage | |
wären tatsächliche Attentäter niemals durchgelassen, sondern vorher | |
erschossen worden." | |
## Propaganda für das Regime? | |
In Damaskus ist die ohnehin hohe Dichte an Geheimdienstmitarbeitern, | |
Soldaten und Straßenkontrollen und -sperren seit Beginn der Unruhen im März | |
weiter verstärkt worden. Allein in der Zufahrtsstraße zum Gebäude des | |
Geheimdienstes hätten bewaffnete Soldaten die Attentäter an mehreren | |
Checkpoints stoppen müssen. Zudem habe es noch eine Kontrollstelle mit | |
bewaffneten Soldaten direkt vor den Gebäuden gegeben, die Eindringlinge | |
notfalls auch mit Waffengewalt hätten stoppen müssen. | |
Fotos zeigen, wie sowohl der Eingangsbereich zerstört wurde, aber auch das | |
einige Meter dahinterliegende Gebäude bis in die hohen Stockwerke | |
ausbrannte. Mit nur einer Detonation scheine dieses Maß an Zerstörung | |
unmöglich. | |
Amar al-Wouwi von der Syrian Free Army, dem Zusammenschluss desertierter | |
Militärangehöriger, interpretierte den Anschlag als Propagandamaßnahme des | |
Regimes für die Arabische Liga und die Nato: "Während die Beobachtermission | |
der Arabischen Liga im Land unterwegs ist, will das Regime die | |
Weltöffentlichkeit glauben machen, dass al-Qaida Syrien destabilisiert. So | |
soll von den staatlichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit abgelenkt | |
werden." | |
Auch der oppositionelle Syrische Nationalrat beschuldigte das Regime, die | |
Anschläge selbst durchgeführt zu haben. In vielen Orten Syriens gingen auch | |
am Freitag wieder Tausende Menschen auf die Straße, um gegen das Regime und | |
gegen die Beobachtermission der Arabischen Liga unter Leitung des | |
sudanesischen Generals Mohammed al-Dabi zu demonstrieren. Unter dem Motto | |
"Protokoll des Todes, Lizenz zum Töten" kritisieren sie die Mission der | |
Liga, die nur dazu diene, den UN-Sicherheitsrat zu beschwichtigen. (mit dpa | |
und dapd) | |
23 Dec 2011 | |
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