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# taz.de -- Sea Shepherd gegen Japan: Walschützer erobern Lufthoheit
> Die Umweltaktivisten von Sea Shepherd spüren japanische Walfänger jetzt
> mithilfe von Drohnen auf. Die Jäger setzen sich mit bewaffneten
> Schutzbooten zur Wehr.
Bild: Das blutige Handwerk wird immer schwieriger. Doch auch die Jäger rüsten…
STOCKHOLM taz | Die Umweltschutzorganisation "Sea Shepherd" setzt im Kampf
gegen die japanische Walfangflotte in den Gewässern vor der Antarktis
modernste Technik ein: Aufklärungsdrohnen, mit der die Walfänger über weite
Entfernungen hinweg aus der Luft verfolgt werden können.
An Heiligabend bestand das erste der unbemannten Fluggeräte laut Sea
Shepherd-Chef Paul Watson seine Generalprobe. Das japanische Fabrikschiff
"Nisshin Maru" sei 1.000 Seemeilen nördlich des antarktischen
Walschutzgebiets aus der Luft gesichtet worden. Man werde dessen Kurs von
nun an genau überwachen können.
Für die Umweltschutzorganisationen Sea Shepherd und Greenpeace ist es in
den letzten Jahren immer schwieriger geworden, die japanischen Fangflotten
zu lokalisieren. Sie besteht neben der "Nisshin Maru" aus mehreren
Fangschiffen, die harpunierten Wale werden an Bord des Fabrikschiffs sofort
verarbeitet und eingefroren. Das mit vielen Eisbergen gespickte Meer nach
den Schiffen abzusuchen gestaltete sich trotz Radar- und
Hubschraubereinsatz oft wie die Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im
Heuhaufen.
"Jetzt können wir Hunderte von Seemeilen abdecken", schreibt Watson auf der
Sea-Shepherd-Webseite: "Und die Drohnen werden eine wertvolle Ergänzung
unseres Kampfes sein." Die beiden Drohnen, je eine ist auf den
Sea-Shepherd-Schiffen "Steve Irwin" und "Bob Barker" stationiert, sind der
Organisation von Sponsoren geschenkt worden. Zusammen mit dem schnellen
Hightechboot "Brigitte Bardot" werde man mit dieser Technik der japanischen
Flotte in der nun begonnenen Fangsaison einen heißen Kampf liefern,
verspricht Watson. Noch sei kein Wal harpuniert worden, und das solle auch
so bleiben.
## Japan erlegte nur 170 statt 850 Wale
Schon in der vergangenen Walfangsaison hatte Sea Shepherd die japanischen
Walfänger so behindert, dass sie den Fang im Februar 2011 vorzeitig
abbrachen, obwohl sie nur 170 statt der beabsichtigten 850 Walen erlegt
hatten. Als Reaktion werden die Walfänger in diesem Jahr nicht nur von
mindestens einem bewaffneten Fischereischutzboot begleitet. Die
Forschungsorganisation Institute of Cetacean Research, die formal hinter
der als "Forschungswalfang" verbrämten japanischen Waljagd steht, suchte
auch erstmals juristische Hilfe.
Vor einem Gericht in Seattle im US-Bundesstaat Washington, wo Sea Shepherd
registriert ist, hat sie eine Klage anhängig gemacht, die der Organisation
gegen Geldbuße Aktivitäten verbieten soll, die eine Gefahr für die
japanischen Schiffe oder deren Besatzung darstellen könnten. Man
argumentiert, dass man einen "wissenschaftlich wertvollen" und gesetzlich
erlaubten Forschungswalfang betreibe, den Sea Shepherd zu sabotieren
versuche.
## Walschützer sind juristisch abgesichert
Die Walschützer haben sich gegen solche Klagen offensichtlich juristisch
abgesichert. "US-Gerichte haben keine Handhabe gegen die Schiffe, weil
diese der Sea-Shepherd-Organisation in den USA überhaupt nicht gehören und
auch keine US-Flagge führen", erklärte Watson gegenüber der
Nachrichtenagentur AAP. Man protestiere nicht gegen Walfang, sondern wehre
sich gegen kriminelle Aktivitäten.
Nach 40 Jahren und über 350 Aktionen gegen den Walfang erwartet der
61-jährige Paul Watson diesmal eine entscheidende Schlacht: "Wir sind nahe
dran, Japan endgültig aus dem Walschutzgebiet vor der Antarktis zu
vertrieben." Den japanischen Fangschiffen werde man mit "aggressiver
Gewaltlosigkeit" begegnen: Manöver, bei denen auch schon Schiffe gerammt
wurden, Stinkbomben, Wasserkanonen und - so behauptet jedenfalls Japan -
kräftige Taue, die in die Schiffsschrauben der Fangschiffe gewickelt
werden.
26 Dec 2011
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Walfang
Schwerpunkt Klimawandel
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