# taz.de -- Wulff und die "Bild": Cäsar auf der Mailbox | |
> Der Bundespräsident soll Journalisten wegen der Berichterstattung über | |
> die Kreditaffäre frühzeitig gedroht haben. Kai Diekmann scheint er sogar | |
> "Latein-Nachhilfe" gegeben zu haben. | |
Bild: Feldherren unter sich. | |
BERLIN dapd | Bundespräsident Christian Wulff soll Journalisten im Hinblick | |
auf deren Berichterstattung gedroht haben. Die Frankfurter Allgemeine | |
Sonntagszeitung und die Süddeutsche Zeitung berichteten übereinstimmend, | |
Wulff habe am 12. Dezember während seines Staatsbesuchs am Persischen Golf | |
versucht, Bild-Zeitungs-Chefredakteur Kai Diekmann anzurufen. | |
Als er diesen nicht erreichte, habe Wulff auf dessen Mailbox gesprochen. | |
Die Bild-Zeitung hat über derartige Vorgänge bislang nicht berichtet. Die | |
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und die Süddeutsche Zeitung | |
schrieben, Wulff habe sich auf Diekmanns Mailbox darüber beschwert, dass | |
Bild eine "unglaubliche" Geschichte über ihn plane. | |
Der Präsident habe den "endgültigen Bruch" mit dem Springer-Verlag | |
angedroht, falls der Bericht tatsächlich erscheine. Auch sollen die Worte | |
Krieg und Rubikon gefallen sein. Der römische Feldherr und Politiker Gajus | |
Julius Cäsar überquerte im Jahr 49 vor Christus mit seinen Soldaten den | |
Fluss Rubikon, was rechtlich einer Kriegserklärung an den römischen Senat | |
gleichkam. | |
Einen Tag nach dem Anruf des Präsidenten erschien der erste Bericht der zum | |
Springer-Verlag gehörenden Bild-Zeitung, demzufolge Wulff als | |
niedersächsischer Ministerpräsident einen 500.000-Euro-Privatkredit von dem | |
Unternehmerehepaar Geerkens erhalten hat. | |
Währenddessen kritisierte die stellvertretende SPD-Vorsitzende Aydan Özoguz | |
die Aufklärungsbemühungen von Bundespräsident Christian Wulff in der Affäre | |
um die Finanzierung seines Hauses. "Dass Herr Wulff nicht sofort reinen | |
Tisch gemacht hat, schadet der ganzen politischen Klasse", sagte Özoguz dem | |
Hamburger Abendblatt. "Ich wünsche mir noch weitere Aufklärung." Es sei | |
misslich, dass alle Details nur stückchenweise aufgeklärt würden. | |
"Ich möchte, dass er als glaubwürdiger Bundespräsident im Amt bleiben | |
kann", sagte Özoguz. "Ich finde es traurig, dass es durch Wulff wieder zu | |
Pauschalurteilen über die Politiker gekommen ist." | |
2 Jan 2012 | |
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