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# taz.de -- Kommentar US-Gefängnis Bagram: Streit um ein Faustpfand
> Wenn Karsai und die USA nicht an einem Strang ziehen, dürften Gespräche
> mit den Taliban keinen Frieden bringen. Der Streit um Bagram ist so für
> beide Seiten nutzlos
Das für Misshandlung und Folter bekannte Gefängnis im US-Militärstützpunkt
Bagram wurde inzwischen umbenannt, neu gebaut und vom größten afghanischen
US-Militärstützpunkt getrennt. Trotzdem untersteht es weiter den USA und
wurde bisher nicht, wie einmal vereinbart, dem afghanischen Staat
übergeben.
Und die Gefangenen haben dort noch immer weniger Rechte als jene in
Guantánamo, welche inzwischen immerhin vor US-Gerichten klagen können.
Doch wenn der afghanische Präsident Karsai jetzt den USA Rechtsverstöße in
Bagram vorwirft, geht es ihm nicht um die Gefangenen. Denn auch in
Gefängnissen, die seiner Regierung und ihrem Geheimdienst unterstehen, wird
misshandelt und gefoltert. Karsai könnte schon jetzt viel für
Menschenrechte tun.
So gibt es auch Argumente dafür, das Bagram-Gefängnis nicht den Afghanen
übergeben zu haben, solange deren Gefängnispersonal keine Mindeststandards
erfüllt. Bagram dient vielmehr Karsai als Waffe im Streit über
Souveränitätsfragen, weil er damit einen wunden Punkt der US-Intervention
ansprechen kann.
Im Hintergrund schwelt der Konflikt um die Hoheit über Verhandlungen mit
den Taliban. Bisher sind die USA, die sich mit den Taliban auf ein
Verbindungsbüro in Katar geeinigt haben, damit weiter als die afghanische
Regierung. Karsai hat das Katar-Büro nur widerwillig akzeptiert und
versucht nun über Bagam Souveränität zurückzugewinnen.
Bagram ist das Gefängnis, in das gefangene Taliban kämen, die bisher in
Guantánamo sitzen und im Zuge der Verhandlungen, wie von den Taliban
gefordert, nach Afghanistan verlegt würden. Damit sind sie Faustpfand der
Macht, die Bagram kontrolliert. Doch ziehen Karsai und die USA nicht an
einem Strang, dürften Gespräche mit den Taliban erst recht keinen Frieden
bringen.
6 Jan 2012
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Schwerpunkt Afghanistan
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