# taz.de -- Erneuerbare Energien: Nachwachsende Türme aus Holz | |
> In diesem Jahr wollen zwei Firmen unabhängig voneinander die ersten | |
> Windräder auf Holztürme schrauben. Diese sollen stabil und billiger als | |
> Stahltürme sein. | |
Bild: Renaissance aus Holz: Aus Wind und Baum soll Strom werden. Erste Versuche… | |
FREIBURG taz | Es muss nicht immer Stahl oder Stahlbeton sein: Die hohen | |
Türme für Windkraftanlagen können auch aus Holz gefertigt werden, selbst | |
wenn sie Megawattanlagen tragen. Davon jedenfalls sind die Techniker und | |
Ingenieure überzeugt, die bereits in diesem Jahr die ersten Anlagen | |
aufstellen wollen: Die Hannoveraner Firma TimberTower will Anfang des | |
Jahres auf einem Gelände der heimischen Universität einen ersten Turm | |
errichten, in Kärnten in Österreich will im Oktober die Firma Alpswind | |
folgen. | |
Erste Pläne gab es bereits im Jahr 2002, die vor allem vom Zimmererhandwerk | |
in Westfalen vorangetrieben worden waren. Doch die damals geplante | |
Fachwerkbauweise bereitete offenbar Probleme. Und so sind die Konstrukteure | |
nun auf geschlossene Turmkonstruktionen umgeschwenkt: Die Türme sollen aus | |
30 Zentimeter dicken Holzsegmenten aufgebaut werden, die aus 40 Millimeter | |
dickem kreuzlagenverleimtem Fichten-Massivholz bestehen. In Hannover soll | |
der erste 100 Meter hohe Turm eine 1,5-Megawatt-Anlage der Firma Vensys | |
tragen. Ein Testturm mit 25 Metern wurde im vergangenen Jahr bereits | |
errichtet. | |
In Sachsenburg in Kärnten ist unterdessen eine 2-Megawatt-Anlage geplant. | |
Mit technischen Detailangaben halten sich beide Firmen noch zurück; von der | |
Firma Alpswind ist lediglich zu erfahren, dass sich die beiden Projekte "in | |
der technischen Umsetzung grundsätzlich unterscheiden". | |
"Unser Turm ist bereits seit 2009 zertifiziert", sagt Verena Meinen von der | |
Firma TimberTower. Der Turm werde achteckig aufgebaut und oben mit einem | |
Adapter versehen, damit dort das Maschinenhaus wie gewöhnlich verschraubt | |
werden kann. | |
## Holztürme für mehr als 20 Jahre | |
Im Inneren werde es eine Art Fachwerk geben, das aber nur dem Aufbau des | |
Turmes diene; für den fertigen Turm sei dieses aus statischer Sicht gar | |
nicht mehr notwendig. Außen wird auf die Außenflächen des Holzes bereits im | |
Werk eine Dachfolie aufgetragen, die am Standort dann über die Stoßkanten | |
der einzelnen Segmente hinweg verschweißt wird. | |
Bei der Zertifizierung durch den TÜV und den Germanischen Lloyd sei eine | |
Mindesthaltbarkeit von 20 Jahren zugrunde gelegt worden, doch man könne von | |
einer noch deutlich längeren Haltbarkeit ausgehen, sagt Firmensprecherin | |
Meinen weiter. Zumal Holz im Unterschied zu Stahl keine | |
Ermüdungserscheinungen infolge häufiger Lastwechsel zeige. | |
Billiger als Konstruktionen mit Stahl sollen die neuen Holztürme außerdem | |
werden: "In Serienfertigung rechnen wir mit einem Preisvorteil gegenüber | |
Stahltürmen von zehn bis 20 Prozent", sagt Meinen. Und je höher die Türme | |
werden, umso größer werde der Preisvorteil. | |
## Pro Turm müssen 500 Fichten gefällt werden | |
Zudem könne man Holztürme auch höher bauen als Stahltürme, da Holztürme in | |
kleineren Segmenten angeliefert werden und dann zusammengebaut werden | |
können; die Transportlogistik ist bei den Stahltürmen der heutigen | |
Dimension oft der limitierende Faktor. | |
Gerade in schwer zugänglichen Berglagen kann der Holzturm daher von Vorteil | |
sein, weshalb das Thema auch in Österreich auf großes Interesse stößt. In | |
Kärnten soll im Herbst ein Turm aus Holzsegmenten mit einer Maximallänge | |
von zwölf Metern aufgebaut werden. | |
"Das ist besonders für Standorte mit schweren Zufahrten, mit kleinen | |
Kurvenradien sowie mit kleiner Montagefläche interessant", sagt Jürgen | |
Jesenko, Geschäftsführer der Firma Alpswind. Pro Turm würden etwa 500 | |
Fichten mit einer Höhe von 30 Metern benötigt. | |
"Wir sparen damit 150 Tonnen Stahl pro Turm", sagt Jesenko. Für das | |
waldreiche Österreich ist das ebenfalls ein wichtiges Argument: "Wir | |
erhöhen damit den Anteil der heimischen Wertschöpfung in der | |
Windkraftbranche." | |
8 Jan 2012 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
## TAGS | |
Hannover | |
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