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# taz.de -- Neue Domain-Endungen: Die .reise und das .hotel
> Ab Donnerstag können neue Domain-Endungen beantragt werden. Damit soll
> der Knappheit von Netzadressen begegnet werden. Doch die Gefahr für
> Betrug und Markenklau steigt.
Bild: Will das Domain-Angebot vergrößern: die Internet-Verwaltung ICANN.
BERLIN dpa | Ungeachtet der Kritik der US-Regierung startet die Vergabe
neuer Internet-Domain-Endungen. Die Internet-Verwaltung ICANN nimmt nach
einer langen Vorbereitungsphase an diesem Donnerstag erste Bewerbungen an.
Unternehmen oder Städte können sich von Donnerstag bis Mitte April um eine
neue Adresse mit Endungen wie .berlin, .reise oder .hotel bewerben. Der
Branchenverband eco bietet interessierten Unternehmen und Verbänden mit
einer Hotline Hilfestellung und rechtliche Beratung "in letzter Minute" an.
"Alle interessierten Institutionen sollten jezt aktiv werden, wenn sie die
neuen Möglichkeiten schnell nutzen wollen", sagte Dieter Kempf, Präsident
des IT-Branchenverbands Bitkom. Bis November 2012 werden die Anträge auf so
genannte Generic Top Level Domains (gTLD) von der ICANN geprüft. Anfang
2013 sollen dann die ersten Adressen mit den neuen Endungen an den Start
gehen.
Für einprägsame Adressen mit Endungen wie .com, .org, .net oder .de waren
die Möglichkeiten zuletzt vielfach knapp geworden. Die Erweiterung der
Domain-Endungen ist ein historischer Schritt, der die Möglichkeiten
deutlich erweitern soll. Neben regionalen Adress-Endungen wie .berlin oder
.hamburg können nun auch Firmen- und Branchennamen wie .nokia oder .reise
als Endung registriert werden.
Private Nutzer können dagegen keine neue Homepage-Endung beantragen. Wer
eine neue Domain-Endung erwirbt, zahlt allein für die Bewerbung rund
120.000 Euro und übernimmt dann die kompletten Aufgaben eines
Internet-Unternehmens.
## "Potenzielles Desaster"
Die US-Regierung hatte die ICANN erst Anfang Januar aufgefordert, die Pläne
noch einmal zu überdenken. Viele Unternehmen hätten in Beratungen mit dem
US-Wirtschaftsministerium die Erweiterung der Adressräume kritisiert.
Sie befürchteten, dass Unbefugte ihre Unternehmens- oder Markennamen als
Top Level Domain registrieren könnten. Der Vorsitzende der amerikanischen
Handelskommission FTC, Jon Leibowitz befürchte sogar ein "potenzielles
Desaster", das mehr Online-Kriminalität zur Folge haben wird, berichtet das
Wall Street Journal.
Wer nicht vorhat, eine eigene Top Level Domain zu beantragen, sei aber
"nicht schutzlos dem Markenklau ausgeliefert", sagt Rechtsanwalt Thomas
Rickert, Direktor des eco Names & Numbers Forums. "Es ist aber wichtig,
über die Möglichkeiten informiert zu sein und Fristen einzuhalten."
So biete die Vergabestelle ICANN eine Reihe von Möglichkeiten, wie
Markenrechtsinhaber sich gegen Markenrechtsverletzungen schützen könnten.
Sie sollten sich etwa beim sogenannten Trademark Clearing House
registrieren lassen.
## Nur Google werde profitieren
Auch in der Internet-Gemeinde stoßen die neuen gTLDs nach anfänglicher
Begeisterung auf Kritik. Mit der Erweiterung der Endungen werde kein
Vorteil, sondern nur Redundanz produziert, von der letztendlich nur Google
profitiere, sagte die Internet-Pionierin Esther Dyson dem Wall Street
Journal.
Wenn ein Unternehmen wie die Hotel-Kette Marriott neben der Adresse
marriott.com auch marriott.hotel registrieren könne, würden sie ihre Marke
mit einer Reservierung der TLD schützen müssen, auch wenn das Unternehmen
die neue Domain nie gebrauchen würde. Für Marken-Anwälte könne daraus ein
lukratives Geschäftsfeld entstehen.
12 Jan 2012
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ICANN
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