# taz.de -- Denic ändert Adressvorgaben: Mini-Domains kommen | |
> Bisher mussten Internet-Adressen in Deutschland mindestens drei | |
> Buchstaben lang sein. Die Adressverwaltung DENIC ändert das nun. Auch | |
> Zahlen sind in Zukunft möglich. | |
Bild: www.Eu.de - das wär doch eine schicke Adresse. | |
13 Millionen Internet-Adressen mit der Endung ".de" gibt es bereits - nur | |
der internationale Bereich der ".com"-Domains ist mit mehr als 80 Millionen | |
Stück noch größer. In den nächsten Wochen dürften noch eine ganze Reihe | |
mehr ".de"-Adressen hinzukommen: Die Frankfurter DENIC eG, die | |
Genossenschaft der deutschen Internet-Provider, die für die zentrale | |
Vergabe und Verwaltung hiesiger Domains zuständig ist, erweitert ab Freitag | |
die Möglichkeiten, Adressen zu registrieren. | |
Wichtigste Neuerung: Waren bislang bis auf eine Handvoll spezieller | |
Ausnahmen - traditionell gehörte z.B. "ix.de" der Zeitschrift "ix" - nur | |
Domains mit mindestens drei Zeichen vor dem ".de" im hiesigen Adressraum | |
erlaubt, wird sich das nun ändern. Wer möchte, kann künftig also auch | |
"a.de" oder "en.de" registrieren und für alle Internet-Dienste nutzen. | |
Hinzu kommt, dass auch reine Zifferndomains zugelassen sind, so dass man | |
z.B. seine Telefonnummer als ".de"-Adresse registrieren kann. Die | |
Maximallänge einer Domain liegt bei 63 Zeichen inklusive ".de". | |
Die DENIC erwartet einen großen Ansturm auf die neu freigegeben Adressen. | |
Das Verfahren gleicht dabei einem Glücksspiel: Ab Freitag, 9 Uhr | |
mitteleuropäischer Zeit, wird das Registrierungsverfahren freigeschaltet. | |
Bestellt werden können die Adressen dann über alle teilnehmenden | |
Internet-Anbieter, diese leiten die Daten an die DENIC weiter, die die | |
erfolgreiche Registrierung bestätigt. DENIC-Vorstand Sabine Dolderer | |
betont, man habe sich bewusst für ein "First come - first served"-Verfahren | |
entschieden. Das habe sich bei einer beschränkten Anzahl potenzieller | |
Domains bewährt. Damit auch alles gut geht, wurden die | |
Registrierungssysteme extra optimiert. | |
Bei der DENIC regiert man mit der Neuerung auf ein Urteil des | |
Oberlandesgerichtes Frankfurt/Main, das dem Automobilkonzern Volkswagen das | |
Recht einräumte, "vw.de" zugeteilt zu bekommen. Eine Revision wurde nicht | |
zugelassen, eine Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesgerichtshof verlor | |
die DENIC in der vergangenen Woche. Aus diesem Grund entschied man sich | |
nun, für alle Internet-Nutzer Rechtssicherheit zu schaffen und die | |
Kurzdomains für alle zu erlauben, wie DENIC-Sprecher Michael Schleicher | |
gegenüber taz.de sagte. Die reinen Zifferndomains lasse man "in einem | |
Aufwasch" zu. | |
Die Provider sollen hingegen teilweise zurückhaltend reagieren, weil sie | |
nun schnell auch auf ihrer Seite eine entsprechende Infrastruktur schaffen | |
müssen, um den Ansturm bewältigen zu können. Schleicher betonte, die DENIC | |
habe extra ihre Servicezeiten verlängert, um ihren Mitgliedern bei der | |
Umsetzung helfen zu können. Man rechne mit rund 10.000 besonders | |
attraktiven Domains, neben Kurznamen seien etwa Vorwahlen denkbar. | |
Im Internet-Adress-Geschäft wird seit Jahren mit harten Bandagen gekämpft. | |
Das so genannte Domain-Grabbing, bei dem Personen oder Firmen fremde | |
Begriffe registrieren, bleibt ein Problem, auch wenn Gerichte insbesondere | |
in Deutschland bei Markennamen inzwischen meist klar entscheiden. Auf | |
internationaler Ebene wird es dagegen schwieriger. In solchen Fällen | |
vermittelt beispielsweise die World Intellectual Property Organization. | |
Besonders schwunghaft läuft dagegen der Handel mit Begriffsdomains | |
insbesondere in populären Adressräumen wie ".com", die sich schwer schützen | |
lassen. Zuletzt war die Domain "insure.com" ("Versichern.com") für 16 | |
Millionen Dollar verkauft worden, der Vorbesitzer hatte 2001 nur 1,6 | |
Millionen Dollar bezahlt. | |
Der Domain-Sektor könnte sich in den nächsten Jahren nochmals stark | |
verändern. Die Internet-Verwaltung ICANN plant seit längerem, nicht nur | |
Domains freizugeben, sondern auch die so genannten Top-Level-Domains - also | |
das, was nach dem Punkt steht. Allerdings werden solche TLDs - von ".abc" | |
bis ".zug" wäre alles möglich - nicht billig. Bei der ICANN geht man von | |
Kosten von mindestens 100.000 Dollar für das Verfahren aus, Betreiberkosten | |
für die notwendige Serverinfrastruktur nicht mit eingerechnet. Die ICANN | |
will dabei von vorne herein verhindern, dass gegen Markenrechte verstoßen | |
wird - etwa, in dem sich jemand ".cocacola" registriert. Konzerne können | |
sich dazu in eine Liste eintragen lassen, die dann mit der Registratur | |
abgeglichen wird. | |
19 Oct 2009 | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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