| # taz.de -- Rassismusvorwurf an Berliner Theater: Schwarze Schminke | |
| > Dieter Hallervorden hat für eine Schlosspark-Theater-Inszenierung von | |
| > „ich bin nicht Rappaport“ einen weißen Schauspieler schwarz geschminkt. | |
| > Das Plakat löste Empörung aus. | |
| Bild: Das Inszenierungsplakat zu Rappaport – Stein des Anstoßes | |
| In Berlin ist ein Streit entbrannt zwischen dem kleinen privat geführten | |
| Schlosspark Theater von Dieter Hallervorden und Internetnutzern, die dem | |
| Theater Rassismus vorwerfen. | |
| Anlass ist Hallervordens Inszenierung nach einem Filmklassiker „Ich bin | |
| nicht Rappaport“, für das sich der weiße Schauspieler Joachim Bliese | |
| schwarz schminkt, um in die Rolle von Midge zu schlüpfen, von einem alten | |
| Afroamerikaner auf einer Parkbank. | |
| Ein Plakat löste den Sturm der Empörung in sozialen Netzwerken aus, nicht | |
| nur die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland fühlte sich an das | |
| Blackfacing erinnert, das im 19. Jahrhundert in den USA begann und zur | |
| Belustigung des meist weißen Publikums Klischees vom tumben und lustigen | |
| Schwarzen vorführte. | |
| Dieter Hallervorden verteidigte sich, an keiner Stelle mache sich das Stück | |
| über Schwarze lustig, und er stellte die Gegenfrage: „Denken wir die | |
| Vorwürfe zu Ende: Darf Hallervorden einen Juden spielen, obwohl er kein | |
| Jude ist?“ | |
| ## Verweis auf Tradition | |
| Es stimmt ja: Tatsächlich widerspräche die Forderung, jede Rolle dürfe nur | |
| authentisch genau von jener Ethnie gespielt werden, die sie auch darstellt, | |
| dem, was Theater ist. Das wäre auch die Forderung nach einem gruseligen | |
| Naturalismus. So argumentierte auch Gerhard Stadelmaier in der FAZ, der in | |
| seiner Verteidigung Hallervordens die Angreifer gleich einer | |
| Schmutzkampagne zieh. Aber der Verweis auf das Theater an sich und seine | |
| Tradition, man denke nur an die vielen schwarz geschminkten Othellos, | |
| bleibt auch ein lahmes Argument. | |
| Denn er übersieht, dass sich von dieser Tradition eben auch viele nicht | |
| angesprochen und ausgeschlossen fühlen. Deshalb haben sich ja in den | |
| letzten Jahren in verschiedenen Städte Initiativen gebildet, um auch mehr | |
| migrantische Stoffe und Repräsentationen an die Theater zu holen. | |
| Der Erfolg von „Othello, cest qui?“, einer Zusammenarbeit deutscher und | |
| ivorischer Performer, beruhte nicht zuletzt auf einem intelligenteren | |
| Umgang mit diesem Problem, einem Perspektivenwechsel, der auch von einem | |
| herzlichen Desinteresse an unserer tollen Theatertradition seitens derer | |
| erzählt, die nie darin vorkommen. Und das ändert sich tatsächlich nur sehr | |
| langsam. | |
| 12 Jan 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Katrin Bettina Müller | |
| ## TAGS | |
| Didi Hallervorden | |
| Schwerpunkt Rassismus | |
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