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# taz.de -- Mais wird nicht weniger werden: "Ein attraktives Gärsubstrat"
> Der Mais bleibt heiß: Die Biogas-Branche rotiert. Das hat mit dem neuen
> Energieeinspeisegesetz zu tun wie auch mit dem norddeutschen Problem
> Vermaisung.
Bild: Maiswüste? Mongolen-Jurte und Artenvielfalt! Der Monat August im Branche…
Zwischen Nordsee und Harz stehen über 1.000 Biogas-Anlagen, die Strom für
rund 450.000 Haushalte liefern. Gut ein Drittel dieser Anlagen ist erst in
den vergangenen zwei Jahren ans Netz gegangen - die Branche wächst rasch.
Doch durch das am 1. Januar in Kraft getretene novellierte
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2012) sieht sich die Branche gebeutelt,
wie auf der derzeit in Bremen stattfindenden Messe des Fachverbandes Biogas
oft zu hören ist.
Das EEG 2012 sei "handwerklich schlecht gemacht", schimpft Verbands-Vize
Hans Friedmann, da es nicht einmal den Anlage-Begriff sauber definiere. Das
schaffe Rechtsunsicherheit. Zudem unterscheide die Novelle nicht mehr
zwischen "sauberer grüner Energie" - gemeint ist die Nutzung nachwachsender
Rohstoffe, insbesondere Mais - und der Abfallvergärung. "Jetzt darf man
auch die antibiotisch verseuchten Hähnchen zu Biogas verarbeiten", sagt
Friedmann.
Ebenso indigniert ist man beim Verband über den "Maisdeckel", den das EEG
2012 den Biogasern verpasst: Danach darf pro Anlage maximal ein Anteil von
50 Masseprozent Mais und Getreide eingesetzt werden. Verbandschef Pellmeyer
fasst höflich zusammen: "Ich bedaure, dass die Bundesregierung auf ihrem
Weg zur Energiewende das Multitalent Biogas nicht optimal einsetzt."
Um das Image von Biogas zu verbessern, hat der Verband erstmals einen
Kalender herausgebracht. Dessen großformatige Fotomotive sind weitgehend
maisfrei, verbreiten keinen Gärgeruch und bestechen durch ein thematisches
Kontinuum: 12 Mal sind pittoreske Gärbehälter abgebildet, mal malerisch
eingeschneit, mal hinter einer Kuh hervorlugend oder als Hintergrund auf
einer herrlichen Blumenwiese zu sehen. "Wir müssen aus den schlechten
Schlagzeilen raus", erläutert Verbands-Geschäftsführer Claudius da Costa
Gomez die optische Offensive.
Beim Kieler Institut für Weltwirtschaft (IFW) setzt man weniger auf
bildliche Suggestion als die Aussagekraft von Zahlen. In einem gerade
veröffentlichten "Policy Brief" widmet sich das IFW dem Thema "Maiswüsten":
Über ein Viertel der schleswig-holsteinischen Ackerfläche würden für
Silomais verwendet, "normaler" Mais spiele kaum noch eine Rolle. Mehr als
die Hälfte dieses Silomaises - der Ertrag von 90.000 Hektar Fläche - komme
als "Energiemais" in die Biogasproduktion. Da aus Mais im Vergleich etwa zu
Zuckerrüben oder Grassilage "am meisten elektrische Leistung je
Flächeneinheit erzeugt werden kann", wie die Kieler Wirtschaftsforscher
schreiben, wird Mais "ein attraktives Gärsubstrat" bleiben - der Anbau
trotz "Maisdeckel" also zunehmen.
"Eine großflächige Ablösung von Mais ist nicht in Sicht", bestätigt Hendrik
Becker vom Firmenbeirat des Biogas-Verbandes: Es ist die "vorzüglichste
Pflanze".
12 Jan 2012
## AUTOREN
Henning Bleyl
## TAGS
Mais
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